Tod des Springpferdes Chromatic in Riad schreckte auf |
Geschrieben von: Peter F. Cronau /dl |
Sonntag, 21. April 2024 um 18:25 |
Wuppertal. Der Tod des Springpferdes Chromatic der US-Reiterin Jill Humphrey nach der zweiten Wertungsprüfung um den Weltcup in Riad schreckte viele auf, auch den früheren international gefragten Veterinär Dr. Peter Cronau. Er verfasste dazu folgenden Kommentar: „Ich kann auf viele Jahre persönlicher Erinnerungen zurückgreifen, was mich heute in die Lage setzt, nicht mehr direkt in Fälle um das Pferd engagiert zu sein. Dass der Pferdesport nicht verletzungsfrei und auch mit Todesfällen zu rechnen hat, ist eine Tatsache. Und trotzdem fährt man hoch, wenn ein Pferd tot in der Box liegt. Umso öffentlichkeitswirksam erscheint dies, was etwa beim Grand National in Aintree oder wie jetzt bei einem World Cup Final in Riad beobachtet wurde, als der Oldenburger Wallach „Chromatic BS“ dieses fatale Schicksal erleiden musste. Schon wenn der Kadaver tot in der Box liegt, schnellt die Gerüchteküche hoch. Man sollte sich aber davon distanzieren, allzu schnelle Gründe über die Todesursache zum aktuellen Zeitpunkt zu platzieren. Aus heutiger Sicht darf aber im Rahmen einer vorsichtigen Sachstandsbeurteilung gesagt werden:
Diese Ursache ist ziemlich unwahrscheinlich, weil ein solcher in der Regel unter einer maximalen Belastung geschieht, wo der Blutdruck maximiert ist. Chromatic war bereits im Stall und wie üblich versorgt, abgewaschen, Schweiß entfernt.
Dem Vernehmen nach wurde nach dem Wettbewerb und im Stall eine Elektrolytinfusion angelegt, um den stressinduzierten Mineralstoffverlust wieder auszugleichen und einer Entmüdung entgegenzuwirken. Diese Maßnahme ist möglich, wenn sie offiziell dokumentiert (FEI Medication Logbook) ist und von einem akkreditierten Tierarzt durchgeführt wird (siehe Zitat unten Vet Regulations Seite 95). Diese Maßregel ist vor der Infusion zu dokumentieren und der Ground Jury zu melden, damit diese durch einen neutralen Steward die Vorgehensweise kontrollieren kann.
Dass ein solcher Fall für alle Beteiligten unangenehm ist und eher in einer Schublade landen soll, ist zu verstehen. Bei der Öffentlichkeit und vor allem bei den Medien existiert jedoch ein nachdrückliches Bestreben nach ehrlicher und transparenter Aufklärung aller Umstände. Dieses gilt umso mehr als einerseits der Fall an sich der Aufhellung bedarf, die Aufarbeitung danach jedoch mindestens so wichtig ist. Wie die Vergangenheit erwiesen hat, existieren so viel Argumente wie Nationalstolz, falscher Ehrgeiz, Vertuschungsversuche und Beziehungsgeflechte im Raum. Schließlich geht es um Ruhm und Geld. Vision:
Fazit: Eine endgültige Feststellung der Todesursache wird nach der Obduktion und Analyse der Dopingprobe objektivierbar sein. Zudem ist zu beachten, dass der formale Weg und die Verlässlichkeit der Kontrollorgane eine weiteres Risiko in der Endbeurteilung darstellt.
Jedes tote Pferd ist zu viel. Deshalb habe ich mich kritisch in dem Fall Chromatic engagiert. Mal sehen, ob und was die Funktionäre am Schluss kommunizieren (wenn überhaupt)?“
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