Michael Jung - Außenseiter im Sperrbezirk der Spezialisten Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 18. November 2010 um 12:28

Stuttgart. In seiner schwäbischen Heimat ließ sich Deutschlands erster Vielseitigkeits-Weltmeister Michael Jung (Horb) auch das Derbyspringen über Naturhindernisse in der Stuttgarter Schleyerhalle nicht entgehen – zum vierten Mal hintereinander.

 

Michael Jung (28) bringt wahrlich alle Voraussetzungen mit, als Erster im Turniersport in den drei Olympischen Disziplinen Springen, Vielseitigkeit und Dressur ein ganz Großer zu werden und zwar gleichzeitig. Viele vor ihm haben das versucht und setzten sich auch durch, meist jedoch nur in zwei Kategorien, nie in allen dreien.

 

Von Thiedemann bis Michael Jung und andere

 

In der Vielseitigkeit begannen viele, die späteren großen Springreiter Fritz Thiedemann, Hans Günter Winkler, Alwin Schockemöhle, Dr. Reiner Klimke, Fritz Ligges oder Lutz Gössing. Gössing gewann 1972 in München mit der Equipe-Military-Bronze, Ligges wurde in Tokio 1964 mit der Mannschaft und in der Einzelwertung jeweils mit Bronze dekoriert, Alwin Schockemöhle qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 1956 in der Vielseitigkeit, wurde aber aus sportpolitischen Gründen nicht nominiert und wechselte daraufhin verärgert erfolgreich in den Springsattel, Reiner Klimke ritt die mörderische Olympische Military von Rom 1960 mit vielen toten Pferden auf einem abschreckenden Cross, ging danach zurück zur Dressur und wurde der erfolgreichste Dressurreiter in Frack und Zylinder bei Olympia mit sechs Goldmedaillen.  Hans Günter Winkler (84), erfolgreichster Springreiter aller Zeiten,  hatte in seiner Anfangszeit in Warendorf gar keine andere Wahl, als sich auch in der Vielseitigkeit zu bewähren, denn damals wurde von oben herunter noch befohlen, nicht unbedingt gebeten. Fritz Thiedemann wiederum hatte den Ehrgeiz, bei den Olympischen Spielen in Rom im Springen und in der Vielseitigkeit teilzunehmen, was ihm dann aber Winkler ausredete, möglicherweise zum Glück, mit Schockemöhle und Winkler wurde er 1960 Olympiasieger.

 

Jetzt fast nur noch Spezialisten

 

Die Reihe ließe sich fortsetzen, über den Dänen Niels Haagensen, ehemals Europameister der Military und Olympia-Teilnehmer in der Dressur, den Österreicher Rüdiger Wassibauer, der in allen drei Disziplinen an Championaten teilnahm, oder die beiden italienischen Brüder Piero und Raimondo d`Inzeo, die ebenfalls beide in der Military unterwegs waren, ehe sie in der Ruhmeshalle des Springsports Einzug hielten.

 

In der Jetzt-Zeit sind fast durchweg nur noch Spezialisten unterwegs, in allen drei Disziplinen, trotz der Ausnahme Ingrid Klimke. Die Tochter von Dr. Reiner Klimke könnte wahrscheinlich schon längst – auch nach dem Wunsche von Mutter Ruth - zum deutschen Championatskader in der Dressur gehören, doch ihr Herz schlägt immer noch heftiger für die Vielseitigkeit, in der sie bekanntlich in Hongkong Olympia-Gold mit der Equipe gewann.

 

Den Sperrbezirk der Einseitigkeit könnte Michael Jung nun durchbrechen. Wenn er möchte. Er geht in allen Disziplinen bis zum höchsten Schwierigkeitsgrad an den Start. In Stuttgart beim 26. Turnier in der Schleyerhalle gewann er bereits eine schwere Dressur und am Donnerstagabend unter dem Jubel der 8.000 Zuschauer in der ausverkauften Halle zum vierten Mal hintereinander das Indoor-Derby über Naturhindernisse auf dem Trakehner-Wallach Vincent mit fast zwei Sekunden Vorsprung auf den Mannschafts-Olympiasieger von 2008, Frank Ostholt (Warendorf) auf Air Jordan. Auf den nächsten Plätzen Ruy Fonseca (Brasilien) auf Idaho, Daniel Jocelyn (Neuseeland) auf Silence und Ingrid Klimke (Münster) auf Tabasco.

 

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