Deutsche Equipe verzichtete auf Preis der Nationen - zur Schonung der Pferde Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 31. Mai 2013 um 17:01

 

St. Gallen. Wegen des tiefen Bodens und Dauerregens zog Bundestrainer Otto Becker die deutsche Springreiter-Equipe vor dem Preis der Nationen des CSIO der Schweiz in St. Gallen zurück. Erinnerung an die Europameisterschaft 1995…

 

 

Deutsche Springreiter und Mannschaftsführer werden das Internationale Offizielle Springreiterturnier (CSIO) der Schweiz in St.Gallen für immer und ewig in schlechter Erinnerung behalten. Nach vielen Absagen von Prüfungen zu Beginn des Turniers musste wegen des tiefen Bodens und Dauerregens sowie Temperaturen um sieben Grad auch der Preis der Nationen der höchsten Liga – Division I – geändert werden. Die Jury einigte sich in Absprache mit dem  Delegierten des Weltverbandes (FEI) darauf, den Wassergraben als Hindernis herauszunehmen und durch eine Zweier-Kombination zu ersetzen, eine Zweier-Kombination stand dazu anstelle einer Dreier-Kombination im Parcours. Der deutsche Equipe-Chef Otto Becker (Albersloh) ließ sein Team in der Besetzung Christian Ahlmann (Marl) auf Codex One, Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) auf Bella Donna, Marcus Ehning (Borken) auf Copin van de Broy und Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf Chiara dennoch von der Starterliste streichen.

 

Damit verzichtet die deutsche Equipe auf das erste zur Gesamtwertung zählbare Turnier im Hinblick auf das Finale Ende September in Barcelona, wo sechs von acht Mannschaften der 1. Division teilnahmeberechtigt sind. Jede Föderation als der höchsten Klasse zugehörig musste sich nach dem neuen Reglement um die Trophy vor Beginn der Nationen-Preis-Serie auf vier CSIO`s als Punktebringer festlegen, Deutschland wählte St. Gallen, Rotterdam (19. bis 24. Juni), Aachen (25. bis 30. Juni) und das englische Hickstead (1. bis 4. August), die heimatlichen CSIO`s sind für alle Nationen Pflichttermine. Bei den ersten beiden 5-Sterne-Turnieren der Division I hatten deutsche Teams in La Baule den sechsten und in Rom den zweiten Rang belegt, Punkte gab es keine, weil die betreffenden Turniere nicht vorher „gebucht“ worden waren.

 

Doch unter Umständen fliegt Deutschland nun komplett aus der Wertung, „weil wir in St. Gallen gar nicht angetreten sind. Und nach dem Reglement wäre dies ein Grund, uns ganz zu streichen. Es sei denn, höhere Umstände könnten herangeführt werden“, sagt Otto Becker. Und das sei ja in St. Gallen der Fall gewesen, „zumal der zweite Umlauf im Nationen-Preis abgebrochen wurde.“ Die Streichung von der Teilnehmerliste sei in Absprache mit der gesamten Mannschaft erfolgt, so der Teamchef.

 

Denkt Paul Schockemöhle noch an St.Gallen…

 

Für Paul Schockemöhle (Mühlen) ist der Name St. Gallen immer noch mehr als ein Reizwort. Für ihn endete damals 1987 am Schlusstag der Europameisterschaft eine große sportliche Sattel-Karriere, und St. Gallen war gleichzeitig auch das Ende des großartigen Wallachs Deister, der dreimal seinen Reiter zum Europatitel getragen hatte. Wie in diesem Jahr lag der Landstrich unter Dauerregen, der Boden wurde von Minute von Minute tiefer, der Platz glich eher einem Sumpfgelände. Schockemöhle wetterte gegen den Boden, wurde gar über Lautsprecher verhöhnt. Er wollte nicht starten, zumal er jenseits jeder Nähe zu einer Medaille in der Einzelwertung lag. Er wurde von der Mannschafts-Führung aber zum letzten Ritt gezwungen, „das ist mein schmerzlichstes Erlebnis im Sport, dass ich mich dem Druck beugte.“ Im Schlamm des Stadions erlitt der einmalige Wallach praktisch einen fast totalen Sehnenabriss in der Vorderhand, für ein Springpferd normalerweise das Ende, nicht nur der sportlichen Laufbahn. Schockemöhle über Deister: „Der Wallach war weit mehr als ein Pferd für mich.“ Noch heute belastet ihn die Verletzung von Deister mehr als die Barr-Affaire von 1990.

 

1995 hatte eine deutsche Equipe – wie nun an diesem 31. Mai 2013 in einem normalen Preis der Nationen -  ebenfalls auf einen Start in St.Gallen wegen der widrigen Bodenverhältnisse verzichtet, damals gar bei einer EM, und war abgereist, mit Häme beladen. Der damalige Reiter-Präsident Dieter Graf Landsberg-Velen sagte in jener Stunde: „Ich verstehe die Kritik des Veranstalters, aber lieber beschimpft, als mit kranken Pferden abzureisen…“

Die deutschen Sport-Journalisten sahen den Verzicht ebenfalls positiv und erkoren das Team von Equipechef Herbert Meyer in der Aufstellung Ludger Beerbaum, Sören von Rönne, Franke Sloothaak, Lars Nieberg und Ulli Kirchhoff zum Gewinner um den Fairness-Preis des Jahres…

 

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