Diskussion um sogenannte Blutregel... |
Geschrieben von: Max E.Ammann in PferdeWoche / DL |
Donnerstag, 24. August 2017 um 11:15 |
Ittigen bei Bern. Bei der Europameisterschaft in Göteborg wurde die Schweizer Dressurreiterin Charlotte Lenherr im Grand Prix der Mannschaftswertung während der Prüfung disqualifiziert, da am Maul ihres Rappwallachs Darko of de Niro Blut entdeckt wurde. Das hatte nach dem Reglement den sofortigen Ausschluss zur Folge. Mit dieser sogenannten Blutregel befasst sich in der Schweizer PferdeWoche Journalist und Autor Max E.Ammann in einem Beitrag.
Die Geschichte wird hier nicht zum ersten Mal erzählt. Aber sie illustriert das Grundsätzliche bei der gegenwärtigen Diskussion um die Blutregel des Reiterweltverbandes (FEI). Es geht um problematisches Geschehen im Pferdesport, das Reiter und ihr Umfeld aufs Trefflichste erklären können, das aber in der Öffentlichkeit als verwerflich angesehen wird. Es war in Badminton 1992 bei der prestigeträchtigsten Vielseitigkeitsprüfung des Jahres. Es herrschte miserables Wetter, Dauerregen, der Boden war tief und glitschig. Vier Pferde erlitten tödliche Verletzungen. Für die großen Londoner Tageszeitungen war die Katastrophe von Badminton das Signal, ihre pferdesportfreundlichen Korrespondenten einzuschränken. Sie durften nur noch die Resultate kommentieren. Die eigentliche Berichterstattung über Badminton 1992 ging an die City Desks, grob gesagt an die Spezialisten für «Sex and Crime». Es waren bittere Tage für den Pferdesport in England. Drei Wochen später, bei der internationalen Vielseitigkeit im italienischen Pratoni del Vivaro, während des Mittagessens. Am Tisch saßen einige der Grossen des internationalen Militarysports: neben mir Mark Philipps, gegenüber Richard Meade. Man sprach über Badminton und die toten Pferde. Von den Erwähnten und anderen Großen hörte man nur Erklärungen, Verniedlichungen. Keiner war daran interessiert zu hören, dass die toten Pferde von der breiten Öffentlichkeit anders aufgenommen werden. Tote Pferde an einem Sportanlass können nicht wegdiskutiert werden.
Doping, Medikationsmissbrauch, Misshandlung, haltloses Bestrafen – tote Pferde im Parcours, unfähige Führung durch überforderte Funktionäre – all das trägt bei zu einem stetigen Sinken des Ansehens des Pferdesports… |