Global Champions Tour 2019 um 100 Millionen Euro-Gewinngeld Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 12. August 2018 um 15:42

Valkenswaard. Die Global Champions Tour im Springreiten setzt als Wirtschaftsunternehmen jährlich 100 Millionen Euro um. Nächstes Jahr werden 100 Millionen auch an Preisgeld ausgeschüttet – Tournee-Erfinder Jan Tops herrscht inzwischen über das Imperium wie ein Zar.

 

 

Es regnet an diesem Tag auch erstmals seit Wochen in Valkenswaard. Es ist noch nichts los im Stadion „Tops International“, dem Springsporttempel, der in der Welt für keinen Vergleich steht. 55 Millionen Euro soll er gekostet haben, 512 feste Boxen, überall Duschen für die Pfleger, überall Stockdosen. Alle sollen es gut haben bei ihm. Den Boden, Rasen oder Sand in den einzelnen Stadien, ließ er extra vom schwedischen Experten des Weltverbandes auf Nachgiebigkeit abnehmen. Keine Beanstandung. Über den Kostenapparat spricht Jan Tops (57) nicht. Er schlendert durch den Regen, im Schlepp die griechische Milliardärin Tina Onassis, die gerade ihr Handy zum windschnittigen Gesicht hochzieht. Ihre Turnierpferde werden von den Bereitern aus dem Unternehmen Tops für die entsprechenden Turniere vorbereitet und so trainiert, dass auch sie im Parcours eine gute Figur abgeben kann.

 

Johannes, Augustinus, Petrus Tops, den alle nur Jan rufen, dessen Eltern eine Bäckerei hatten, zeigt stets ein Gesicht, in dem man nicht lesen kann, ob er an Geld denkt oder an ein Pferd, ob er gute Laune hat oder verärgert ist. Er ist der Herrscher über die größte und geldstärkste Tourneeserie im Reitsport, er ist der Gott, der auch von den Angestellten immer in den Vordergrund gedrückt wird. Er will es so, sagte mal jemand aus dem Umfeld, der nicht genannt werden will, „immer nur Jan Tops sagen“. Das Imperium Jan Tops ist voller Geheimnisse. Ein Kenner der Szene sagte mal vor einigen Jahren, kein Pferd gehe unter 800.000 Euro weg nach Südamerika zum Beispiel, und dort beherrscht der niederländische Geschäftsmann ebenfalls den Markt.

 

Sein Unternehmen funktioniert. Die Söhne der Ölscheichs trainieren bei ihm und erhalten natürlich den entsprechenden Untersatz von ihm. Alles passt. Alle wollen hin zur Global Champions Tour, ob sie hingehören oder nicht. Wer sich einkauft, hat etwa 250.000 Euro hinzulegen, wie vor Jahren die Züricher Zeitung schrieb. Der Global-Zirkus schlägt an den schönsten Orten und in den bekanntesten Städten der Welt die Heringe in die Erde, die High Society vor Ort kommt, oder wird eingeflogen. In Miami Beach musste eine Warteliste für die VIP-Tische angelegt werden, wie einer aus dem deutschen Schwabenland mal erzählte, der für die musikalische Untermalung engagiert wurde. Der Vip-Tisch dort direkt im künstlich errichteten Springstadion: 50.000 Dollar. Jan Tops hat alles richtig gemacht bisher. Er verfolgt seine Ziele unbeirrt, klar, direkt. Er lebt mit seiner Frau Edwina Alexander in Monte Carlo, wo man nur Bleiberecht erhält, wenn auch auf dem Bankkonto alles stimmt. Seine Aufenthaltsgenehmigung wurde nun um weitere 15 Jahre verlängert.

 

2006 rief er die Global Champions Tour ins Leben, gleich um Millionen. Er, der Mannschafts-Olympiasieger von Barcelona 1992, Team-Europameister 1991 und über 50 mal für die Niederlande in einem Preis der Nationen im Parcours, hing dem Gedanken nicht nur nach, er realisierte ihn auch. Andere hatten schon vorher die Idee, wie zum Beispiel Paul Schockemöhle, nämlich von einer weltumspannenden Tournee mit möglichst hohen Prämien. Doch Tops kupferte nicht nur ab, er realisierte auch. Als er losschlug, hatte er die entsprechenden Sponsoren unter Vertrag, den TV-Sender Eurosport und jene, die dabei sein wollen. Reiten ist ein exklusiver Sport, zu dem viele gehören möchten, die eigentlich gar nicht dazu gehören. Aber sie haben Geld. Und ohne Geld lässt sich auch eine Global Champions Tour nicht durchziehen. Die 30 Ersten der Weltrangliste haben automatisch Startrecht, die meisten anderen können sich einkaufen, auch die sogenannten Amateurreiter. Nicht nur fürs Mitmachen, auch mit einem sogenannten VIP-Tisch, der nicht unter 35.000 Euro bei einem Turnier zu haben ist.

 

Mit dem Weltverband (FEI), der gegen ihn vor Gericht zog, und mit der deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ist er im Reinen. Er hat sich jeweils außergerichtlich geeinigt. Die FN in Warendorf dürfte im jeweils verlorenen Gerichtsverfahren um Daniel Deußer knapp unter 100.000 Euro bezahlt haben, nach einer Streiterei vor Gerichten über zehn Jahre. Die Forderung an die FN belief sich zunächst auf 160.000 Euro. Jan Tops: „Ich habe noch nie einen Prozess verloren.“ Über die genaue Summe wurde Stillschweigen vereinbart.

 

Im nächsten Jahr wird die Global Champions Tour mit noch mehr Geld unterfüttert. In dieser Saison kommen 35 Millionen Euro zur Ausschüttung, allein zwölf Millionen beim erstmals organisierten Superfinale in Prag Mitte Dezember. Tops, der nach eigener Aussage im Jahr 300 Tage unterwegs ist, dirigiert 2019 eine Serie mit 19 Stationen und dem wiederum nach Prag vergebenen Finale und einem Gesamt-Preisgeld von 100 Millionen Euro. Als neue Veranstalter haben sich Stockholm und Montreal in die Serie eingeklickt. „Ein Ort kommt noch dazu, den Namen möchte ich aber erst in den nächsten Tagen nennen“, so Tops.

 

Er, der als holländischer Geschäftmann par excellence nicht über Geld plaudert, lässt doch einige Zahlen raus. So belaufen sich die Flugkosten zum Global-Turnier in Shanghai für Reiter, Pferde und Besitzer auf zwei Millionen Euro, „extra mitgeflogen werden dazu eigens auch drei spezielle Tierärzte“. Insgesamt belaufe sich der jährliche Umsatz des Wirtschaftsunternehmen Global Champions Tour auf 100 Millionen Euro.Und er sagt: "Durch die Global Champions Tour wurde Springreiten auf eine ganz andere Ebene gehoben - das war gut für den Sport, die Zucht und den Handel..."

 

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