Ann Kathrin Linsenhoff wurde 50 Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 01. August 2010 um 14:19

 

Sylt. Im Kreis von Familie und Freunden feierte Ann Kathrin Linsenhoff auf der Insel Sylt am 1. August ihren 50. Geburtstag. „Mir geht es wirklich gut“, sagte sie.

 

Vor der Europameisterschaft 1987 stand im „Who is Who“ der deutschen Equipe gerade mal ein Vierzeiler bei der namentlichen Vorstellung der Teammitglieder über Ann Kathrin Linsenhoff: 1981 Zweite der Deutschen Meisterschaft der Jungen Reiter, Mannschafts-Goldmedaille bei der EM der Jungen Reiter in Rotterdam und Einzel-Bronze.

 

Viel mehr gab es über die junge Ann Kathrin Linsenhoff damals auch nicht zu sagen. Umso mehr über die Mutter, Liselott Linsenhoff war 1972 in München als erste Reiterin in der Geschichte auf dem Schweden-Hengst Piaff Olympiasiegerin geworden. Die großartige Reiterin, die in zweiter Ehe Frau Rheinberger hieß und auch den Mädchenname Schindling wieder annahm, war auch eine großartige Gönnerin der Dressur, zusätzlich auch im elterlichen Unternehmen „VDO“ in Kronberg die Seele der Firma mit 20.000 Mitarbeitern. Und sie war sportlich eine schwere Bürde für die Tochter. Als sie an jenem 11. Juli 1987 vor Schloss Goodwood in England zusammen mit Joe Hinnemann, Herbert Krug und Gina Capellmann zum Goldmedaillen-Empfang auf dem schwedischen Wallach Courage einritt, war ihr zum Jubeln gar nicht zumute. Sie wusste und sagte es auch, die Richter seien im Grand Prix als Mannschaftswertung wohlwollend mit ihr umgegangen. Doch einen Tag später durfte sie sich aus vollem Herzen  freuen. Hinter der für Frankreich reitenden Saarbrückerin Margit Otto-Crepin auf Corlandus war Ann Kathrin Linsenhoff in der Einzelwertung zu Silber geritten.

 

Erster Auftritt ging voll daneben...

 

Als 14-Jährige Schülerin startete sie erstmals 1975 bei der Deutschen Meisterschaft für Junge Reiter. Der erste große Auftritt ging voll in die Hose. Sie ritt böse hinterher. „Wenn ich Müller oder Meier geheißen hätte, wäre alles nur halb so schlimm gewesen, aber für mich mit dem Namen Linsenhoff war das alles nur peinlich“, sagte sie später.

 

Doch an jenem Sonntag im August vor Goodwood House hatte sie erstmals ihren eigenen Ansprüchen genügt. „Ich wollte immer mit Leistung etwas erreichen, nicht über meinen Namen oder Fürsprache meiner Mutter. Ich wollte immer auf meine eigene Leistung stolz sein können“, sagte sie mal. Vor der EM in Goodwood hatte sie noch das Examen zur Tierärztin abgelegt.

 

„Wurde nie zum Reiten gezwungen“

 

Mit vier erhielt sie ihr erstes Pony, mit acht die ersten Reitstunden vom örtlichen Reitlehrer im Verein. „Das Positive war, dass ich zum Reiten nie gezwungen wurde, vielleicht war das auch ein Grund, dass ich dabei blieb.“ Ab 14 wurde sie von Reitmeister Herbert Kuckluck betreut, der schon ihre Mutter trainierte. Sie bildete sich nicht nur im Reiten weiter. Nach dem Abitur 1978 jobbte sie zunächst in Paris im Mode- und Schmuckbereich bei Cartier und besuchte drei Monate die Berufsfachschule „Ecole Etoile“, von 1979 bis 1987 studierte sie Tiermedizin in Gießen, danach machte sie vor allem eines: sie ritt. 1988 in Seoul wurde sie  auf Courage  mit Monica Theodorescu auf Ganimedes, Nicole Uphoff auf Rembrandt und Dr. Reiner Klimke auf Ahlerich Mannschafts-Goldmedaillengewinnerin, 1989 kam nochmals Team-Gold und Einzel-Bronze bei der EM mit Courage dazu, 1990 in Stockholm wurde sie Mannschafts-Weltmeisterin auf Golfstrom, nochmals 2002 in Jerez de la Frontera auf Renoir-Unicef, 2005 ebenfalls Gold auf Sterntaler mit der Equipe bei der Europameisterschaft in Hagen a.T.W..

 

Im September 1989 heiratete sie Michael Kroth, am 25. Oktober 1991 kam Sohn Moritz auf die Welt. Ihre Mutter starb im August 1999, Erbschafts-Auseinandersetzungen um den Schafhof in Kronberg folgten wie die Trennung von ihrem Ehemann. Der Schafhof, ihr eigentliches und wahres Zuhause, wurde ihr zugesprochen.

Ende der sportlichen Karriere 2006

Ann Kathrin Linsenhoff und Ehemann Klaus-Martin Rath beim CHIO 2010 in Aachen

(Foto: U.Ludwig)

 

Seit 2000 ist sie mit dem Reitlehrer Klaus Martin Rath zusammen, 2001 kam Tochter Liselott-Marie auf die Welt, Heirat im September 2004. Der Schafhof wurde nach ihrer Vorstellung umgebaut, doch Vergangenheit und Erinnerung wurden nicht gelöscht. Alles, an dem auch ihre Mutter hing, blieb unangetastet. Und so liegt auch beispielsweise in einer Vitrine noch ein Billet vom „Sportpressefest“ in Berlin aus dem Jahre 1982, das Liselott Linsenhoff aufgehoben hatte und die mal dazu erkärte: „Dort habe ich Franz Beckenbauer kennengelernt, der war damals noch nicht der große Kaiser, aber er fiel auf, weil er reizend war und gute Manieren besaß.“

 

Seit Herbst 2006 gibt es die Dressurreiterin Ann Kathrin Linsenhoff nicht mehr. Ärzte stellten eine lebensbedrohliche Herzerkrankung fest, möglicherweise hervorgerufen durch einen Zeckenbiss. An Ostern 2007 gab sie offiziell ihren Rücktritt bekannt. Dem Sport und auch wohltätigen Organisationen, wie Unicef, bleibt sie nach wie vor erhalten.

 

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