"Kaiser" Johannsmann unerwartet gestorben Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 19. Mai 2023 um 19:04

 

 

Das letzte Foto vom "Kaiser"...

(Foto: privat)

Steinhagen. Im Alter von 71 Jahren starb unerwartet der frühere Springreiter und Coach Heinrich-Friedrich Johannsmann, den alle nur „Kaiser“ nannten. Nach einem Besuch bei einem kleinen Turnier in der Nähe fuhr er mit dem Fahrrad nach Hause und lag morgens tot im Bett.

Die Springreiterwelt, aber auch viele andere, trauern um einen aufrechten, sensiblen und ruhigen Springreiter, einen Stilisten im Sattel und später einen gesuchten Trainer, Heinrich-Wilhelm Johannsmann, Bruder des gefragten Pferde-Transporteurs Fritz Johannsmann. Nach dem Besuch eines kleinen Turniers in der Nähe seines Heimatortes Steinhagen fuhr er mit dem Fahrrad nach Hause, am nächsten Morgen lag er tot im Bett. Eine genauere Todesursache ist bisher nicht bekannt.

Er ritt in einer anderen Zeit, wo man die Großen kannte, ihn nicht. Denn vor nunmehr 45 Jahren hatte der Reitsport in Deutschland noch einen Stellenwert in den Medien. Und damals im Juni 1978 war der CHIO von Deutschland in Aachen das größte Reitsportereignis der Welt ohne Verglech, bis heute. Und in den ersten Tagen des „Weltfestes des Pferdesports“ in der Soers brach dieser Heinrich-Wilhelm Johannsmann regelrecht ein in den elitären Kreis der Sattel-Hautevolee, „obwohl ich mich noch lange nicht dazu rechne“, sagte er damals. Und er sagte auch, es sei einfach immer sein Traum gewesen, „einfach einmal in Aachen dabei sein zu dürfen“.

Das Gestüt Römersee hatte ihn als Nachfolger von Hendrik Schulze-Siehoff, immerhin Sieger 1977 im begehrten Großen Preis von Rom auf Sarto, verpflichtet, „die Chance meines Lebens“, wie er dann sagte. Nach nur sechs Woichen Training ritt das blonde Naturtalent mit Sarto und Chico in der Weltspitze mit, „obwohl ich keinen Wind um mich mag“.

Mit fünf Jahren hatte er zu reiten begonnen, er wuchs mit Pferden auf, „weil mein Vater Züchter war“. Und er konnte sich auch für seine Zukunft nie etwas anderes vorstellen, „als mit Pferden umzugehen, auch wenn ich von heute auf morgen mit dem Reitsport Schluss machen müsste“. Zweimal brach er das Schlüsselbein, erhielt nie speziellen Reitunterricht, ging aber gerne zu Lehrgängen von Hauke Schmidt und dem berühmten Hans-Heinrich Brinckmann. Als Bundeswehrsoldat an der Sportschule in Warendorf trainierte er auch bei Hans Günter Winkler, doch zu dem fünfmaligen Olympiasieger hielt er immer Abstand, auch zu Alwin Schockemöhle. Idole hatte er keine, aber er bewunderte die Stilisten Henk Nooren aus den Niederlanden und den Iren Eddie Macken sowie die Präzision von Hans Günter Winkler.

Von Beruf war er Sattler. Und sein damaliger Lehrmeister Gustav Menke meinte, als er den Vornamen Heinrich-Wilhelm hörte, das sei kein richtiger Name, „Kaiser musst Du heißen“. Der Spitzname blieb bis zum Lebensende. Insgesamt ritt er 21 Nationen-Preise für Deutschland, von der Europameisterschaft 1979 in Rotterdam kehrte der "Kaiser" im Sattel von Sarto mit den Teamkollegen Gerd Wiltfang auf Roman, Peter Luther auf Livius und Paul Schockemöhle auf Deister mit der Silbermedaille zurück. 2005 beendete er seine aktive Laufbahn und wurde ein überaus erfolgreicher Trainer, „weil ich etwas zurückgeben wollte“.

 

 

 

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