Sönke Sönksen feiert 75. Geburtstag Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 01. März 2013 um 16:26

Sönke Sönksen - 75 Jahre alt

(Foto: Kalle Frieler)

Versmold. An diesem Samstag wird einer der ehrlichsten und aufrichtigsten deutschen Springreiter, Equipechef und Richter von Springpferde-Prüfungen 75 Jahre alt: Sönke Sönksen. Den Geburtstag feiert er mit Freunden und Familie in Portugal.

 

Er stammt von dort, wo ein Wort durchaus als ganzer Satz zu gelten hat. Er ist Dithmarscher, stammt aus Meldorf, „und das liegt an der Eisenbahnlinie von Hamburg nach Westerland“. Er, Sönke Sönksen, seit Oktober 1966 in Versmold gleich neben Warendorf zuhause, seit über 25 Jahren mit der gebürtigen Schaffhausenerin Ursula verheiratet („zehn Jahre haben wir getestet“), der Sohn Gordon ritt Dressur bei George Theodorescu, spielte in Musicals mit und ist inzwischen Manager auf dem Golfplatz des Reiterpräsidenten Breido Graf zu Rantzau in Breitenburg/ Holstein. Sönke Sönksen steht als Beispiel für das Nach-Oben-Kommen ohne Lobby, aber mit Fleiß, Ehrlichkeit, Zielstrebigkeit, Setzen auf das eigene Talent und Durchhaltevermögen. An diesem 2. März wird er 75 Jahre alt.

 

Elfjährig ging er 1949 beim CHIO von Deutschland in Aachen an den Start, das dürfte im Geschichtsbuch des CHIO für alle Zeiten festgeschrieben sein. Jünger als er ritt bisher niemand in der Soers. „Von Norddeutschland bis Aachen waren wir mit der Eisenbahn drei Tage unterwegs, die Pferde standen in Güterwaggons, und die mussten ja ganz speziell rangiert werden.“ Die Pferde wurden in Aachen an der Hand durch die Stadt geführt zu den jeweiligen Bauern, „denn Boxen wie heute gab es logischerweise  so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg  noch nicht wieder.“ Gelernt hat er Landwirt, „doch ich wollte immer reiten, das gab Knatsch mit dem Vater, der wollte mich auf dem Hof haben.“ Sönke setzte sich durch.

 

Mit 17 wurde er zum Abenteurer. 30 Pferde begleitete auf einem Ozeanriesen nach Kolumbien, 22 Tage dauerte die Reise, „die Pferde standen alle an Deck, in behelfsmäßigen Boxen, ständig mussten ihnen bei der tropischen Hitze die Beine gekühlt werden, sonst hätten sie wohl nicht durchgehalten.“ Er brachte alle 30 Tiere bis in den Zielhafen in Cartagena, „doch dort brach plötzlich Panik aus. Möglicherweise ausgelöst von den farbigen Helfern, die nach meiner Meinung erstmals so große Pferde sahen. Sie rannten wie von Sinnen herum.“ Mit einem Kran und bei Kerzenlicht wurden die Pferde vom Deck gehievt, „einige sprangen verängstigt anschließend ins Hafenbecken, schwammen zum Teil zwischen Baumstämmen, zwei stürzten in einen Betongraben und mussten getötet werden.“ In Kolumbien hatte der sympathische lange Deutsche rasch eine eigene Fangemeinde, er wurde von einer Familie zur anderen weitergereicht, er selbst wäre gerne länger geblieben, „da erreichte mich ein Anruf von Zuhause, genau nach einem Jahr seit ich weg war.“ Er gehorchte und flog zurück nach Deutschland, „ich wäre gerne für immer in Kolumbien geblieben.“

Zwei ehemalige Kollegen - Willibert Mehlkopf (links) und Sönke Sönksen beim CHIO in Aachen

(Foto: U.Ludwig)

In dem südamerikanischen Land hatte er eine größere Lobby als jemals in Deutschland, und das spürte er unmittelbar vor Beginn der Olympischen Reiterspiele 1976 in Bromont außerhalb von Montreal. Obwohl er auf dem irischen Schimmel Kwept wie Hans Günter Winkler auf Torphy und Paul Schockemöhle auf Talisman als Einzelstarter gesetzt war, wurde er gestrichen. Für ihn startete der spätere Olympiasieger Alwin Schockemöhle auf Warwick Rex, der zunächst nur als Teamreiter nominiert worden war. Alwin Schockemöhle  später: „Es wurde nie eine Begründung gegeben, warum ausgerechnet Sönke zusehen musste – und nicht ein anderer.“ An jenem entscheidenden Abend nach der Sitzung des Springkomitees hielt in der Stallgasse auch der sonst so ruhige Sönke Sönksen nicht mehr an sich. Genau in jenem Moment, als der deutsche Reiter-Präsident Dieter Graf Landsberg-Velen verklausuliert anheben wollte, die Entscheidung des Springausschusses zu erklären. Haute Sönke Sönksen schneidig und aufgebracht dazwischen: „Herr Graf, jetzt rede ich einmal…“ Der Holsteiner ließ Dampf ab, im Stallbereich herrschte nur noch Stille. Doch die Würfel waren gefallen, im Einzelspringen durfte er nicht starten.

 

Silber im Preis der Nationen am Schlusstag der Spiele im Olympiastadion von Montreal trösteten etwas, aber die Wunde wollte lange nicht verheilen.

 

Ein Jahr zuvor war er in München 1975 zusammen mit Alwin Schockemöhle auf Warwick-Rex, Hartwig Steenken auf Erle und Hendrik Snoek auf Rasputin Mannschafts-Europameister geworden,  Bronzemedaillengewinner dazu in der Einzelentscheidung, 1978 holte er sich mit dem gewaltigen irischen Wallach Kwept auch die Deutsche Meisterschaft in Berlin vor dem späteren Weltmeister Gerd Wiltfang auf Roman.

 

25-Mal ritt er einen Preis der Nationen für Deutschland, er ist nach wie vor gefragt als Ausbilder, als Richter von Springprüfungen – und als Equipechef. Und am liebsten reist er mit zum CSIO von Kanada nach Spruce Meadows vor den Toren Calgarys, zu seinem ganz persönlichen Hausturnier, wo er wie kaum ein anderer voller Stolz jenen hellen Cowboyhut trägt, den alle Teammitglieder beim obligatorischen Empfang als Präsent erhalten.

 

Seinen 75. Geburtstag feiert er in Portugal mit der Familie und ganz engen Freunden. Dorthin hat ihn sein langjähriger irischer Partner des Futterergänzungsmittels Plusvital eingeladen…

 

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