Der Aufstieg der Wirtschafts-Ingenieurin Jenny Lang Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ Die Rheinpfalz   
Freitag, 09. August 2013 um 11:57

 

Linkenheim-Hochstetten. Diesen Loverboy muss man einfach gern haben - zumal er so erfolgreich ist. Der charmante Wallach und seine junge Reiterin Jenny Lang aus Karlsruhe haben den Sprung in die deutsche Dressurelite geschafft. Die beiden sind die Shooting-Stars der Szene. 

 

„Glückwunsch Jenny!“ - „Super gemacht!“  Die Stallkultur auf dem Hubertushof im nordbadischen  Linkenheim-Hochstetten stimmt. Einsteller, Reiter, Hofangestellte - alle strahlen, als ihnen Jenny Lang, der Promi der modernen Anlage, begegnet. Und Jenny strahlt zurück, kein Wunder, nach diesem neuerlichen Erfolg. „Überwältigend“, findet sie - wieder mal in diesem Jahr. Erstmals durfte die  26-Jährige für Deutschland reiten, beim Nationenpreis im englischen Hickstead. Und  kehrte mit einem respektablen sechsten Platz im Grand Prix und einem tollen zweiten Rang in der Kür - besser war nur der britische Mannschafts-Olympiasieger Carl Hester mit Uthopia - zurück. Müde, aber glücklich. „Die Fahrt war anstrengend“, berichtet sie vom langen Trip samt Fährüberfahrt, „ich bin froh, dass er wieder in der Box steht.“

 

Er – das ist Loverboy.  Jenny Lang stellt klar: „Das ist hier ein Pferd wie jedes andere.“ Dass Loverboy nach dem Kürsieg in Mannheim, drei Top-Ten-Platzierungen bei den deutschen Meisterschaften in Balve und Rang zwei in der  Aachener Kür  ein Pferdepromi und seine Reiterin  das  frische Gesicht des Sommers ist, lassen sich die beiden nie anmerken.  Kommt Besuch an die Box,  streckt der Holsteiner den Kopf heraus, lässt sich streicheln und macht einen langen Hals - nach den Apfel-Leckerlis, dem Mitbringsel der RHEINPFALZ. Da er mit seinen 1,62 m Stockmaß  auch eher klein ist, hat man nicht das Gefühl, hier eines der derzeit zehn besten deutschen Dressurpferde vor sich zu haben.

 

Im Viereck, unter seiner zierlichen Reiterin, sieht das schon anders aus. Ein großartiger starker Schritt, keine Schwächen im Trab, schwungvoll die Galopptour - der 13-jährige Loverboy ist inzwischen auch bei den Richtern angekommen, was nicht immer so war. Aber er und Jenny Lang sind ohnehin das etwas andere Dressurpaar in der Szene. Die Karlsruherin hat früher ambitioniert geturnt, Tennis und Handball gespielt. Sie entdeckte  erst mit 13 die  Liebe zur Reiterei. Ihre aufgeschlossenen Eltern kauften Loverboy, als er fünf war - eigentlich für die jüngere Schwester Christin. Damals ritt Jenny Riverman. Loverboy war anfangs „sehr dominant“, drehte auf den ersten Turnieren gern mal sein eigenes Ding. Die Schwestern tauschten die Pferde.  Jenny erinnert sich: „Wir konnten recht schnell absehen, dass wir mit Loverboy in Richtung S gehen können“, also  in die höchste Dressurklasse. An die Königsdisziplin Grand Prix dachte aber niemand. Stück für Stück arbeitete sich das Duo vor - bis zum Sieg im Piaff-Förderpreis,  der inoffiziellen deutschen U25-Meisterschaft  2010.

 

Nach einem Jahr Auszeit wegen einer Hufverletzung meldete sich „Lori“, wie der braune Lorentin-I-Sohn aus einer Alcatraz-Mutter genannt wird, 2012 beim Turnier auf der Petersau bei Frankenthal eindrucksvoll mit einem Inter-II-Sieg zurück.  Überhaupt ist die Pfalz für  Lang ein gutes Pflaster: 2008 gewann sie mit Loverboy in Billigheim ihre erste S-Dressur.

 

Und nun das verrückte Jahr 2013.  Inklusive eines  Schreck-Hüpfers vor dem Einreiten in Aachen, als seine Kürmusik ertönte. „Er darf Pferd sein“, betont Jenny, „ich bestrafe ihn deswegen nicht!“ „Lori“ ist hellhörig, fängt sich aber schnell wieder. Dass das Paar auf der Longlist für die EM in Dänemark stand, war der vorläufige Höhepunkt einer erstaunlichen Karriere. Als neues B-Kader-Mitglied fühlt sich Jenny Lang  von den Stars akzeptiert: „Helen Langehanenberg ist super nett, auch Kristina Sprehe ist total auf dem Boden geblieben.“

 

Wie sie auch. Gerade hat sie ihr Wirtschaftsingenieursstudium mit Diplom beendet, arbeitet nun im elterlichen Betrieb in der Automobilbranche. Ihre liebste Pferdestärke bleibt aber Loverboy. Und sie denkt an die Zukunft: Sie und Christin (23), die auf den Turnieren stets dabei ist, lassen derzeit drei Nachwuchspferde professionell ausbilden. Jenny Lang ist gekommen, um oben zu bleiben. Bundestrainerin Monica Theodorescu sagt: „Sie ist eine sehr gute Reiterin und auch sonst prima. Deshalb versuche ich auch,  sie öfter auf  große Turniere zu schicken.“

 

 

 

 

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