Sönke Rothenberger auf Papas Olympia-Spuren... |
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL |
Donnerstag, 21. April 2016 um 10:21 |
Bad Homburg/ Hagen a.T.W. Es wird zwar manchmal versucht, aber man kann Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu nicht wirklich vorwerfen, dem willenlosen Jugendwahn verfallen zu sein. Schließlich stehen bewährte Asse wie Hubertus Schmidt (56), Dorothee Schneider (47) oder Isabell Werth (46) in ihrem vorläufigen Olympia-Kader...
Doch da ist auch ein Paar, das zusammen auf gerade mal 30 Jahre kommt. 21 Jahre jung ist Sönke Rothenberger, sein vierbeiniges Ausnahmetalent Cosmo ist jetzt 9 geworden. Eine solch „grüne“ Reiter/Pferd-Kombination ist in der Dressur auf Topniveau ungewöhnlich, wobei Sönke wie seine jüngeren Schwestern Sanneke und Semmieke den klassischen und langen Weg mit Ponys und dann im Junioren/Junge-Reiter-Lager gegangen ist – mit einem Abstecher ins Springen. Was man dem Sitz des hochgewachsenen Mädchenschwarms aus Bad Homburg manchmal anmerkt. „Ich möchte das Springen auch auf keinen Fall aufgeben“, betont er.
Aber jetzt, da er in der Dressur zunächst mit dem erfahrenen Favourit über den Bundes-B-Kader sowie dann mit Cosmo gar in den Championatskader und somit in die Olympia-Longlist durchgestartet ist, müssen eben Prioritäten gesetzt werden. Das gilt auch für die Ausbildung von Reiter und Pferd. Dass das Paar noch im letzten Jahr bei der Holländerin Anky van Grunsven trainierte, missfiel nicht wenigen in Dressur-Deutschland. Fairnesshalber muss man erwähnen, dass in der Reiterfamilie Rothenberger Niederländisch die zweite „Amtssprache“ ist: Vater Sven, gebürtiger Deutscher, startete später für die Oranje-Equipe und gewann mit seiner Frau Gonnelien 1996 in Atlanta sogar Olympia-Teamsilber.
Jetzt ist Monica Theodorescu Sönkes erste Ansprechpartnerin, und sie unterstützt den Kurs der Familie, den – wen wundert’s – niederländisch gezogenen Wallach Cosmo sehr dosiert einzusetzen. Kurz vor Weihnachten ging ein Raunen durch die Frankfurter Festhalle, als der Braune mit den spektakulären Bewegungen im Louisdor-Preis für Grand-Prix-Nachwuchspferde Erster der Einlaufprüfung und Zweiter des Finales wurde. Als „explosiv“ bezeichnet Sönke Rothenberger seinen damals allerdings noch deutlich unter Spannung stehenden Wallach. Seit Totilas wird ein Pferd, das im starken Trab die Lampen auszutreten droht, wie’s dann heißt, hierzulande durchaus argwöhnisch beäugt. Aber bei den großen Siegen in Grand Prix und Special im Februar in Jerez war’s eher der Jockey, der durch teures Verreiten („Ich war so vertieft in die Prüfung, dass ich die Galopptraversalen vergaß“) nachvollziehbar Anspannung verriet.
Der Wirtschaftsstudent, der sich am Wochenende zum Start der grünen Saison wie der gesamte Olympia-Kader in Hagen präsentieren wird, erzählt auch, dass das in der Passage schon so starke Wunderkind Cosmo im Stall gern den Clown gibt und Spezialist im schalkhaften Zerreißen von Stricken geworden sei. Was ihm beim Putzen einen ausbruchsicheren Platz unterm Solarium eingebracht hat. Ach ja, bei Olympia war Sönke Rothenberger schon – 2004 in Athen, als Fan seines Vaters. Dieses Jahr in Rio könnte es genau umgekehrt sein ... |