Frederic Wandres - der erste Deutsche Meister im Reiten aus der Ortenau Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 16. Mai 2019 um 21:07

Frederic ("Freddy") Wandres auf Hit Hot

(Foto: Kalle Frieler)

Hagen a.T.W.  Die frühere Kreisstadt Kehl gegenüber Straßburg hat an sportlichen Persönlichkeiten nicht gerade übermäßig viele aufzubieten, keine zehn. Nun aber erstmals einen Deutschen Meister im Reiten – hoffentlich hat es dort im Rathaus einer von den Politikgewichtigen gemerkt…

 

Kehl/ Rhein, oftmals in verschiedenen Kriegen mit Frankreich  zerstört, hat rund 36.000 Einwohner. Im kurzen Abriss der Stadt sind in Rubrik 7 „Söhne und Töchter“ vom Sport erwähnt der Leichtathlet Georg Nückles, der Handballer Tim Ganz sowie die Fußballer Hermann Flick, Dieter Eckstein und Rainer Schütterle. Nun wird in der Sportkladde sicher ein weiterer aufgeführt, Frederic Wandres (32). Am 12. Mai 2019 wurde er in Unna-Massen Deutscher Meister der Berufs-Dressurreiter. Im Finale mit Pferdewechsel schlug er keinen geringeren als Heiner Schiergen, der hatte hintereinander viermal gewonnen, insgesamt gar fünfmal, nun kam Ferderic Wandres aus Sundheim als Stadtteil von Kehl, wo man nicht gerade viel über Dressur weiß, ein Angestellter im Stall der Familie Kasselmann im Teutoburger Wald, auch das sagt wenigen in der Ortenau etwas. Alles ziemlich weit weg von zuhause, wo neben Fußball vor allem der Handball heimisch ist. Doch dort auf dem Kasselmannhof werden Pferde und auch Reiter gemacht in dieser Welt aus Disziplin, Talent und Fleiß.

Frederic Wandres, pferdeverrückt und damit nicht gerade optimal aufgehoben  in seiner engeren Heimat, ritt zunächst im nahen Verein in Sundheim, dann auf dem Kaiserhof in Willstätt, der vor vielen Jahren in der Dressur auch internationale Turniere ausrichtete. Als dort nicht mehr der große Sport im Vordergrund stand, begann Frederic Wandres eine Lehre zum Industriekaufmann, die er erfolgreich abschloss. Nun gab sein Vater Jürgen die nächste Richtung vor, für den Sohn und dessen Berufswunsch „Reitlehrer“. Er schrieb eine Bewerbung  an den Kasselmann-Hof in Hagen am Teutoburger Wald. Frederic Wandres wurde eingeladen zum Vorreiten und durfte eine Lehre beginnen. Nach Ende der Ausbildung blieb der Badener nicht, „weil ich meinte, ich müsste auch mal etwas anderes sehen und erleben.“ Zum Abschied sagte ihm Ulli Kasselmann als Seniorchef: „Wenn Du wiederkommen willst, kannst Du jederzeit zurück. Die Tür steht Dir offen.“ Er kam zurück, die relativ kurze Zeit auf Gestüt Bonhomme in Werder bei Potsdam war wohl nicht das, was er sich erhoffte.

Seit zwei Jahren arbeitet er wieder auf dem Kasselmannhof, wo er auch das entsprechende Pferdematerial unter dem Sattel hat. Mitte Juni 2018 ritt er erstmals für Deutschland in einem Preis der Nationen beim Offiziellen Internationalen Turnier der Niederlande in Rotterdam, Ende Oktober letzten Jahres im polnischen Zakrzow, ehemals Sakrau/ Oberschlesien, gewann er nach dem Grand Prix auch die Weltcupkür auf dem Hannoveraner Wallach Duke of Britain. Einen unglaublichen Erfolg feierte er Mitte Dezember in der ehrwürdigen uralten Olympiahalle von London, als er die Weltcupkür für sich entschied. Und fast hätte er auch noch das Finale um den Weltpokal in Göteborg Anfang April erreicht.

Nun wurde er fast in einem Durchmarsch sondersgleichen Deutscher Meister der Profi-Dressurreiter, in einem Finale mit Pferdewechsel, und sein von ihm vorgestellter Wallach Westminster war auch noch bestes Pferd der drei Teilnehmer um die Meisterschärpe. Das sagt viel aus über einen Reiter, der ja sein Wissen und Können mal an Schüler weitergeben möchte. Die nächsten Ziele von Frederic Wandres sind abgesteckt: „Zunächst das Deutsche Dressur-Derby in Hamburg Ende des Monats Mai und Mitte Juni die Deutsche Meisterschaft in Balve.“ Ein Start beim Offiziellen Internationalen Turnier (CHIO) von Deutschland in Aachen im Juli „das wäre ein Traum“.

Ulli Kasselmann sieht in Frederic Wandres bereits mehr als einen normalen Berufsreiter. Er sagt: „Freddy ist klar im Kopf, kann sich ausgezeichnet artikulieren, er weiß, von was er spricht. Er ist möglicherweise wieder ein Beispiel dafür, wie man sich einen Berufsreitlehrer vorzustellen hat.“

 

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