"Spanische Gastfreundschaft" - Weishaupt wie ein Krimineller behandelt... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 21. September 2011 um 16:33

 

Riesenbeck. Was den deutschen Nationalmannschafts-Reiter Philipp Weishaupt in Madrid regelrecht zum Kriminellen stempelte, wäre zuhause nichts weiter als eine Kinderei gewesen. In Madrid schlug ein Sicherheitsmann dem EM-Ersatzreiter sogar den Knauf der Pistole gegen den Kopf, weil er den Rasen küsste…

 

Gastfreundschaft sieht anders aus. Vor allem dann, wenn man eine internationale Meisterschaft ausrichtet, in diesem Falle eine Springreiter-Europameisterschaft. Da sollte man vor allem auch Personal einsetzen, das eine andere Sprache außer Spanisch spricht. Darauf wurde großzügig verzichtet.

 

Für Philipp Weishaupt (26) wird die Europameisterschaft noch in ganz anderer Erinnerung bleiben. Er war auf dem Hengst Monte Bellini Ersatzreiter, gehörte also zur Equipe, auch beim offiziellen Abendessen nach dem Gewinn der Teamgoldmedaille im Restaurant des Bernabeu-Stadions. Nach der Vorspeise meinte der deutsche Exmeister, beim ständigen Blick durch eine Glasscheibe auf den herrlich grünen Rasen von Real Madrid, da möchte er doch mal darüber laufen und vielleicht gar den Rasen küssen. Er schnappte sich seine Freundin, kaum einer merkte das, und stand plötzlich dort, wo auch die deutschen Fußball-Nationalkicker Özil oder Khedira mit Real oft stehen. Er winkte hoch in die Logen zu seinen Freunden und Bekannten, die grüßten zurück. Dann küsste der Jettinger auch noch den Rasen – dann war die Weishaupt-Soloparty abrupt beendet.. Acht Mann eines Sicherheitsdienstes schleppten ihn mit Freundin ab, die Handys wurden ihnen abgenommen, einer schlug ihm gar mit dem Knauf seiner Pistole auf den Kopf, „dass heute noch die Beule zu sehen ist“, wie sein Chef Ludger Beerbaum erzählt.

 

Sie wurden in getrennte Zellen eines Gefängnisses geworfen, ohne Waschbecken, ohne Toilette, ohne Pritsche, die Freundin wenigstens bekam eine Decke. Auf dem Boden die Fäkalien anderer früherer Insassen, „sie wurden behandelt wie Schwerverbrecher“, so Ludger Beerbaum.

 

Niemand wusste, wo die beiden abgeblieben waren. Niemand wurde auch vom Sicherheitsdienst informiert. Anrufe auf die Handys blieben ohne Resonanz. Am nächsten Morgen läutete beim Kollegen Marco Kutscher das Handy, darauf im Display die Nummer von Philipp Weishaupt. Anruf, auf der anderen Seite jemand, der irgendetwas in englisch-spanisch palaverte, dann Philipp Weishaupt, der endlich erklären konnte, wo er und seine Freundin anzutreffen seien.

 

Keine Entschuldigung von spanischer Seite, keine Begründung des massiven Vorgehens. Unter Gastfreundschaft versteht der normale Mitteleuropäer eben etwas anderes.

 

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