"Toprunde abliefern - der Rest liegt nicht in unserer Hand" Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ Die Rheinpfalz   
Montag, 19. August 2013 um 13:28

 

 

Ludwigshafen. Helen Langehanenberg und Damon Hill sind 2013 das bisher erfolgreichste Dressurpaar der Welt. Oliver Wehner („Die Rheinpfalz“) unterhielt sich kurz vor Beginn der Europameisterschaft im dänischen Herning mit ihr als mögliche Dressur-Europameisterin. Letzte deutsche Titelträgerin war 2007 Isabell Werth.

 

 

Frau Langehanenberg, denken Sie manchmal über sich und Damon Hill: Ich bin erst 31, habe aber schon das Pferd meines Lebens?

 

Helen Langehanenberg: „Ja, ich habe schon öfter gesagt: Das ist „once in a  lifetime“ (übersetzt: einmal im Leben, d. Red.). Natürlich, ich plane für die Zukunft, und man weiß nie, was das Leben noch bereit hält, aber ich bin realistisch genug.  Es sind unglaublich tolle Nachwuchspferde da,  auch seine  Kinder bei uns. Ob sie später mal Grand Prix erreichen, steht in den Sternen. Aber ich genieße im Moment jede Sekunde mit Dami, er ist genial. Und wenn wir so etwas nochmals erleben dürfen: gerne!

 

Nicht viele Profi-Reiter haben einen herausragenden Vater und dessen hochtalentierte Töchter und Söhne unterm Sattel. In Verden haben Sie gerade die Stute Damon’s Delorange zu WM-Silber der sechsjährigen Dressurpferde gesteuert. Merken Sie, dass die „kleinen“ Damis, dem „großen“ Dami immer ähnlicher werden

 

H.L.: „Doch, die können ihren Papa nicht verleugnen. Ich werde das öfter gefragt und auch, ob die Mütter gar keine Rolle spielen (lacht). Tun sie natürlich, und die sind auch alle irgendwo unterschiedlich. Aber man kann sagen, Dami gibt Schritt, Trab, Galopp, dazu Einstellung und diese Bereitschaft, mitmachen zu wollen, alles zu geben, an seine Kinder weiter.“

 

Es ist schon wieder ein extrem erfolgreiches Jahr für Sie: Weltcup-Triumph in Göteborg, deutsche Doppelmeisterin in Balve, die Siege beim CHIO in Aachen. Ist es danach diese tägliche Arbeit im Stall in Billerbeck, auch mit den jungen Pferden, die einen „erdet“, die verhindert, dass man da abhebt?

 

H.L.: „Ja, es geht sofort wieder zurück zu den Basics. Gerade mit den jungen Pferden, da läuft ja auch nicht immer alles nach Plan – nicht unbedingt auf Turnier, aber in der Ausbildung.“

 

Man sieht selten ein Pferd mit derartiger Losgelassenheit, ob beim Abreiten oder in einer Prüfung. Der äppelt ja in der Prüfung locker zweimal. War das immer so?

 

H.L.: „Nicht ganz, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sich das bei ihm gesetzt hat, dass er sich sicher fühlt und sich alles zutraut und mit Lässigkeit absolviert. Er weiß, er kann das, und es fällt ihm nicht schwer.“

 

Und wie ist’s, wenn auf Turnieren hübsche Stuten in der Nähe sind ...?

H.L.: „Dami kann  das Reiten und sein Deckgeschäft wunderbar auseinander halten. Hengstig erlebe ich ihn nur ganz, ganz selten!“

 

Er bekommt ja von Ihnen nach Championaten immer eine längere Pause, ist es vor der EM  auch so?

 

H.L.: „Ja, Aachen war sein letzter Start. Ich habe das bisher immer so gehandhabt, vor dem Weltcup-Finale in Göteborg lagen sogar noch mehr Wochen dazwischen. Bislang hatte ich immer das Gefühl, dass es ihm gut tut. In der Vergangenheit hat es immer funktioniert.  Er hat nach Aachen drei Wochen Pause bekommen  – Spaßprogramm, Ausreiten, eben etwas anderes, aber keine Dressurlektionen. Natürlich habe ich ihn geritten, dass er konditionell nicht einfällt. Jetzt haben wir natürlich etwas angezogen.“

 

Sie haben Damon Hill ja bereits als Fünfjährigen geritten ...

 

H.L.: „Als Vierjährigen auch ein paar Mal.“

 

Haben Sie damals schon gespürt,  ja gewusst: Das wird ein Weltpferd?

 

H.L.: „Gesehen habe ich ihn das erste Mal als Dreijährigen,  und es war seltsam: Es war für mich sofort das ultimative Pferd. Natürlich kann man  keine Prognosen stellen, was Lektionen angeht. Auch Gesundheit ist ja nicht planbar. Aber ja, ich wusste: ein Weltpferd!“

 

Sie sagten kürzlich mal über den Hengst: Wäre er ein Hund, säße er abends bei uns auf dem Sofa.

 

H.L.: „Ja, er ist  sehr menschenbezogen.“

 

Wie Adelinde Cornelissens Wallach Parzival nach einem medizinischen Eingriff am Herzen in Form ist, weiß man nicht genau. Die Briten mit Charlotte Dujardin machten sich im Sommer auch etwas rar. Sie gelten  nun deshalb schon als Topfavoritin für EM-Gold in Dänemark. Belastet das?

 

H.L.: „Also ich  denke, Charlotte ist als Doppel-Olympiasiegerin schon die Topfavoritin. Klar, werde ich oft darauf angesprochen, aber ich versuche, mir den Kopf freizuhalten. Wir wollen eine Toprunde abliefern – der Rest liegt nicht in unserer Hand.“

 

Stichwort Richter, haben Sie das Gefühl, dass Sie inzwischen auch bei ihnen angekommen sind?

 

H.L.: „Doch, ich habe das Gefühl, dass Dami und unser Reiten sehr gut ankommen. Es freut mich: Dass Dami Spaß daran hat und  das honoriert wird.“

 

Sein Züchter und Besitzer Christian Becks könnte den Hengst ganz sicher für viele Millionen Euro verkaufen. Warum tut er’s nicht?

 

H.L.: „Er sagt immer: Dami gehört zur Familie, und Familienmitglieder werden nicht verkauft! Ich find’s bewundernswert, wie er dazu steht. Angebote hat’s genug gegeben.“

 

Mal zu den „kleinen“ Damon Hills, glauben Sie, dass man ihn als Vererber einmal in einem Atemzug mit seinem legendären Vererber Donnerhall nennen wird?

 

H.L.: „Für mich ist er jetzt schon ein Stempelhengst. Seine Nachkommen sind ja noch jung und haben selbst ebenfalls schon ganz viel geleistet. Ich traue ihm das zu und wünsche ihm auch, dass er diese Anerkennung bekommen wird.“

 

Registrieren Sie Damon Jerome, seinen achtjährigen, ebenfalls gekörten  Sohn, der sich  hier in der Pfalz, bei Uta Gräf,   prächtig entwickelt?

 

H.L.: „Bei dem kriegt man  natürlich viel mit, der steht ja auch schon relativ in der Öffentlichkeit. Von allen bekomme ich  es nicht mit, da fehlt die Zeit, um zu verfolgen, wann welcher Dami wo gerade geht. Aber wenn man mal einen trifft, ist es immer schön zu sehen, was für tolle Pferde das sind.“

 

 

 

 

 

 

Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>