Kristina Bröring-Sprehe ganz nahe an Charlotte Dujardin Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ Die Rheinpfalz/ DL   
Montag, 17. August 2015 um 10:24

Aachen. Seit zwei Jahren ist die Britin Charlotte Dujardin (30) die Nummer 1 auf der Weltrangliste der Dressur. Sie gewann alle nur möglichen Medaillen und Titel, sie hält alle Bestleistungen nach Punkten in den schwierigsten Prüfungen der Dressur – doch seit der Kür in Aachen scheint sie nicht mehr unantastbar…

 

Mit einer kleinen Sensation endeten die Dressurwettbewerbe bei der EM in Aachen. Nicht mit jener, dass Kristina Bröring-Sprehe aus dem niedersächsischen Dinklage mit ihrem fabelhaften Hengst Desperados auch in der abschließenden Kür die Silbermedaille gewann – sondern jener, dass sie beinahe die haushohe Favoritin Charlotte Dujardin aus Großbritannien und Valegro, das fraglos beste Dressurpferd der Welt, vom Goldthron gestoßen hatte.

 

Das Gesicht der Titelverteidigerin direkt nach der Prüfung sprach Bände – und mit dem kalten Nieselregen hatte das nichts zu tun. 89,054 Prozent aller Punkte – geschuldet vor allem Fehlern in den Einerwechseln – sind für dieses Paar, das sich sonst in der Kür klar jenseits der 90er-Marke bewegt, kein gutes Ergebnis. „Ich habe die Einer überritten und dann noch einen Fehler drangehängt“, erzählte sie, „ansonsten war ich nach einer langen Woche sehr glücklich“. Das wirkte aber nicht ganz so. Mit 88,804 Prozent kam die 28-jährige Deutsche vor 38.000 Zuschauern dem Superstar der Dressur bedrohlich nahe. „Desperados war so leicht zu reiten. Das war meine beste Kür überhaupt“, jubelte Kristina Bröring-Sprehe. In Balve erreichte sie 2014 sogar 90 Prozent, aber dort waren ja nur deutsche Richter für die Punktvergabe zuständig. Ganz knapp verpasste Isabell Werth mit Don Johnson (82,482) als Vierte Bronze, Dritte wurde überraschend die Spanierin Beatriz Ferrer-Salat mit Delgado.

 

Bei Kristina Bröring-Sprehe und Desperados lohnt es sich ganz besonders, in der Piaffe  nicht nur auf die Beine des Pferdes zu schauen. Da ist die Nase leicht vor der Senkrechten, das Genick der höchste Punkt – die Königslektion der Dressur in Vollendung und vor allem im perfekten Einklang mit dem Tier! „Harmonie pur“ sah auch Bundestrainerin Monica Theodorescu.

Isabell Werths glänzender Auftritt war gestern einer der ganz großen emotionalen Momente der ersten EM-Woche in Aachen. Und das lag längst nicht nur an der clever choreographierten Musik mit dem „Schmankerl“, wie die 46-Jährige ihren kurzfristigen Einfall bezeichnet: Freddie Mercury sang plötzlich mitten in der Kür. „Johnny hat die Prüfung seines Lebens gezeigt“, jubelte die fünfmalige Olympiasiegerin, „das ist eine richtige Genugtuung, ich freue mich unglaublich für das Pferd.“ Schließlich steht der Hannoveraner in der Wahrnehmung immer etwas im Schatten von Werths Supertalent Bella Rose.

Die wie immer extrem schwere Kür mit Pirouetten aus dem starken Galopp heraus meisterte der braune Wallach blendend. „Ich hätte noch 20 Einerwechsel dranhängen können“, deutete Werth an, wie sicher sie sich diesmal im Sattel ihres früher nicht immer so berechenbaren Pferdes fühlte.

 

Ihren Frieden mit diesem EM-Turnier hatte nach einem ordentlichen Grand Prix und einem in der Galopptour verpatzten Special auch die Championatsdebütantin geschlossen. „Ich bin sehr erleichtert, denn ich habe mir selber Druck gemacht“, atmete Jessica von Bredow-Werndl (29) nach einem sehr schönen Ritt in ihrer Spezialdisziplin Kür sichtlich auf. 80,214 Prozent bedeuteten Rang sieben. Die Galoppwechsel waren ja am Samstag das große Problem gewesen, gestern funktionierten sie – nach einer Testphase. Nun erwartet Unee, ihren 14 Jahre alten Hengst, ein dosierter Winter: „Ich habe ja noch eine sehr gute junge Stute, Zaire. Unee wird dann nur halb so viel geritten.“ Er soll fit und motiviert bleiben für das nächste ganz, ganz große Ziel: Olympia, Rio 2016. Eine Vision, die Jessica von Bredow-Werndl mit ihren nach dem Totilas-Aus übrig gebliebenen beiden EM-Mitstreiterinnen teilt.

 

 

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