| Deutsche Spring-Equipe - nahe am Triumph, nahe auch an der Niederlage |
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| Geschrieben von: Dieter Ludwig |
| Donnerstag, 20. August 2015 um 19:13 |
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Einem ondit zufolge soll sich Penelope Leprevost möglicherweise als Pilotin bei Air France bewerben wollen, sollte sie mit der Stute Flora de Mariposa - hier auf dem Foto - als zweite Französin nach Alexandra Ledermann im Jahre 1999 in Hickstead Europameisterin in Aachen werden. Fliegen kann sie ja, und in Führung liegt sie ebenfalls nach zwei Runden ohne Fehler... (Foto: Kalle Frieler) Aachen. Vor der dritten und entscheidenden Runde liegt Frankreich knapp vor der Niederlande und Deutschland um die Springreiter-Europameisterschaft in Aachen. Das Siegerteam erhält 65.000 Euro.
Genau einen Tag vor dem Finale um die 21. Mannschafts-Europameisterschaft seit 1975 in München liegt das Team Frankreich in Aachen mit 5,7 Strafpunkten an erster Stelle vor Weltmeister Niederlande (7,8) und Deutschland (8,4) in der Besetzung Christian Ahlmann auf Taloubet Z, Meredith Michaels-Beerbaum auf Fibonacci, Ludger Beerbaum auf Chiara und Daniel Deußer auf Cornet d`Amour. Wenigstens vom achten Titel darf die Equipe mit den Trainern Otto Becker und Heiner Engemann träumen in dieser Konkurrenz - kein Preis der Nationen in gewohntem Sinne - mit drei Durchgängen.
Christian Ahlmann, der 2003 in Donaueschingen Gold mit dem Team und in der Einzelwertung gewann, hatte auf dem Hengst Taloubet Z einen Abwurf und sagte danach: „Ich hätte besser reiten müssen.“ Die frühere Mannschafts-Weltmeisterin Meredith Michaels-Beerbaum wirkte zu Beginn ihres Rittes mit dem Schimmel Fibonacci sichtlich verkrampft, was sich auf den Wallach auch übertrug. Der Fehler war fast zwangsläufig. Am Wassergraben hob Fibonacci wie ein Flugzeug ab – nach oben wie ein Hochspringer, aber nicht in die Weite, so trat der zehnjährige schwedisch gezogene For Feeling-Nachkomme auf das weiße Band der Begrenzung. Sie war danach selbst am meisten über sich angesäuert und sagte: „Das Pferd war vielleicht ein bisschen zu nervig, vielleicht war der Druck auch für den Wallach etwas zu viel oder zu stark. Der Fehler am Wasser war eindeutig mein Fehler. Aber Morgen ist ja noch ein weiteres Springen, ein anderer Tag.“ Unter Druck reitet ein Ludger Beerbaum am stärksten. Er steuerte die Schimmelstute Chiara souverän über die 13 Hindernisse, darunter sieben Oxer, dämpfte aber gleich alle großen Erwartungen: „Die letzte Runde wird noch schwieriger. Da kann einiges passieren.“
Chiara (12) war unter dem Namen Cortina vierjährig auf der Auktion 2007 bei Holger Hetzel in Goch für 155.000 Euro an die Russin Anna Guskova verkauft worden, für einen deutlich höheren Preis erwarb Madeleine Winter-Schulze die Contender-Tochter für den deutschen Rekordmeister, der vor drei Jahren bereits sagte: „Ein Pferd für den ganz großen Sport. Man muss aber auch Geduld haben mit ihr.“ Ebenfalls ohne Fehler kehrte ebenfalls Daniel Deußer mit seinem Schimmel-Wallach Cornet d`Amour aus dem Stadion unter dem Beifall von rund 33.000 Zuschauern zum Ausgang zurück.
Zusätzlich für die Einzelwertung zog wie schon im Zeitspringen zum Auftakt die Französin Penelope Leprevost (35) auf der Stute Flora de Mariposa eine weitere makellose Runde und blieb somit an der Spitze mit 0 Fehlerpunkten vor Ludger Beerbaum (0,75), dem Briten Joe Clee auf Utamaro (1,0), dem Belgier Gregory Wathelet auf Conrad de Hus (1,04), dem Spanier Sergio Moya auf Carlo (1,47), dem für die Ukraine reitenden Brasilianer Cassio Rivetti auf Vivant (2,31) und ihrem Landsmann Simon Delestre auf Ryan des Hayettes (2,67). Daniel Deußer ist bisher Elfter (3,09), Ahlmann liegt auf Rang 23 (5,56), und Meredith Michaels-Beerbaum hat vorerst Position 32 (6,09), alle trennen keine zwei Abwürfe.
Die Teamwertung ist gleichzeitig auch letzte Qualifikations-Möglichkeit zur Teilnahme an den Olympischen Reiterspielen im nächsten Jahr in Rio de Janeiro. Doch für den dritten und letzten Umlauf um die Europameisterschaft sind am Freitagnachmittag in der Soers nur noch zehn Mannschaften zugelassen. Drei Plätze sind noch zu vergeben in Europa, darauf hoffen die Schweiz, Spanien, Dänemark, Irland und auch Großbritannien, der Goldmedaillengewinner von London. Die restlichen fünf Teams der Gesamtwertung sind bereits qualifiziert. |