Deutsche Fahrer beginnen schwach - stark dagegen die Voltigierer Drucken
Geschrieben von: FN-Press/ DL   
Donnerstag, 20. August 2015 um 20:34

 

 

Aachen. Vierspänner nach Dressur auf Platz vier – aber die Voltigierer des deutschen Verbandes liegen vorne zum Auftakt. Aufregung wegen eines Kameramannes…

 

"Nicht berauschend", so der knappe Kommentar von Bundestrainer Charly Geiger nach der Dressur von Christoph Sandmann bei den Europameisterschaften der Vierspänner in Aachen. Mit 51,79 Punkten landete Sandmann auf Platz elf hinter seinen Teamkollegen Michael Brauchle und Georg von Stein, die die Plätze neun (49,55) und zehn (51,03) belegen. In der Mannschaftswertung liegt das deutsche Team nach der Teilprüfung Dressur nur auf Rang vier. Es führen die Mannschafts-Weltmeister aus den Niederlanden.

Nachdem Michael Brauchle und Georg von Stein bereits gestern ihre Dressurergebnisse abgeliefert hatten, musste am zweiten Tag Christoph Sandmann ins Dressurviereck einfahren. Der stärkste Dressurfahrer im deutschen Team hatte mit der Stadion-Atmosphäre zu kämpfen und kleinere Fehler schlichen sich ein. „Das linke Vorderpferd hat sehr viel gedrückt, so dass in allen Rechtswendungen zu viel Außenstellung zu sehen war“, erklärte Bundestrainer Karl-Heinz Geiger (Rechtmehring). Der 48-jährige Speditionskaufmann aus dem Emsland lieferte somit das Streichergebnis für das Team. Mit insgesamt 100,58 Punkten liegt die deutsche Mannschaft nun hinter den Titelverteidigern aus den Niederlanden (77,69) und den Teams aus Ungarn (95,80) und Belgien (97,69). 

Auch die drei deutschen Einzelfahrer waren kaum besser. Rainer Duen (Minden) belegte mit 55,81 Platz 18, Ludwig Weinmayr (Fischbachau) mit 58,46 Punkten Platz 20. Dirk Gerkens beendete die Dressur seines ersten Vierspänner-Championats, nachdem er vor einigen Jahren mit dem Pony-Vierspänner bereits Mannschafts- und Einzelweltmeister war, auf Rang 29 mit 60,30 Punkten. In Führung liegt der Niederländer Ijsbrand Chardon mit 37,81 Punkten vor seinem Teamkollegen und Titelverteidiger Theo Timmermann mit 39,88 Punkten.

 

Gelungener Auftakt der Voltigierer

 

Perfekter Auftakt für die deutschen Voltigierer: Nach der Pflicht rangieren die Schützlinge von Bundestrainerin Ulla Ramge und Disziplintrainer Kai Vorberg in allen drei Wettbewerben vorne. Das Team des RSV Neuss-Grimlinghausen führt im Gruppenwettbewerb, die Kölnerin Corinna Knauf bei den Damen. Bei den Herren nehmen die drei deutschen Vertreter – Viktor und Thomas Brüsewitz (Garbsen) sowie Jannis Drewell (Steinhagen) – sogar derzeit alle Podestplätze ein.

 

Das Team des RSV Neuss-Grimlinghausen – Julia Dammer, Janika Derks, Leonie Falkenberg, Johannes Kay, Mona Pavetic, Pauline Riedl sowie Ersatzfrau Eva Adrian – setzte schon zu Beginn dieser kontinentalen Titelkämpfe ein Ausrufezeichen. Mit 7,701 Punkten rangieren die Rheinländer mit ihrer Fuchsstute Delia FRH hauchdünn vor der Mannschaft Lütisburg aus der Schweiz. Die als sehr pflichtstark bekannte Truppe von Monica Winkler-Bischofberger kassierte 7,696 Punkte – und damit 0,005 Zähler weniger. Ein absoluter Wimpernschlag.

 

Als „Arbeitssieg“ betitelte Trainerin und Longenführerin Jessica Lichtenberg im Anschluss an den Auftritt in der Aachener Soers das Resultat. „Es war wirklich schwierig. Ich musste sehr viel auf das Pferd einwirken. Das ging nicht einfach so von der Hand, aber der Druck ist auch wirklich nicht gering. Ich bin jetzt total erleichtert“, gab die 34-Jährige zu Protokoll und zeigte Zuversicht: „Jetzt hat Delia die Halle schon gesehen. Die Kür wird deutlich leichter als die Pflicht.“

Nur wenige Augenblicke vor dem ersten Einlauf im Dressur-Stadion stockte der gesamten deutschen Equipe der Atem. Beim Einturnen war Teammitglied Pauline Riedl übergekippt und unsanft mit dem Oberschenkel auf dem Griff gelandet. „Sie war danach mega verunsichert und ein klein wenig neben sich“, berichtete Lichtenberg, sprach ihrer erfahrenen Turnerin aber zugleich ein großes Lob aus: „Selbst wenn Pauli nicht bei hundert Prozent ist, ist sie noch richtig gut.“ Auch der Rest der Gruppe konnte ein hohes Niveau auf den Pferderücken bringen. Lichtenberg: „Sie haben alle an einem Strang gezogen und abgeliefert, es war eine super Mannschaftsleistung.“ Besonders herausragend zeigte sich einmal mehr Mona Pavetic. Die Zwölfjährige turnte trotz ihres jungen Alters eine außergewöhnliche Übung. „Sie hat eine Pflicht wie ein erwachsener Voltigierer“, konstatierte ihre Trainerin.

 

Für Aufsehen hatte ein absolutes Championats-Novum gesorgt: Das Pferd der österreichischen Mannschaft aus Wildegg hatte sich bei ihrem morgendlichen Auftritt vor einem TV-Kameramann erschrocken. Die Voltigiererinnen verzeichneten dadurch unter anderem einen Sturz und gingen zunächst mit lediglich 7,0 Punkten aus dem Zirkel. Einem Protest des österreichischen Bundesreferenten Manfred Rebel wurde schließlich von Seiten des Richterkollegiums stattgegeben. Das Team wiederholte am späteren Abend die Pflicht – und schob sich mit 7,54 Punkten auf Rang drei vor die bereits abgeschlagenen Franzosen (7,105).

 

„Das ist unfassbar. So etwas hat es noch nie gegeben und das sicherlich auch zurecht. Wir sind im Pferdesport, da sind Ablenkungen nicht ungewöhnlich.“ Lichtenberg kritisierte insbesondere die nicht mehr gegebene Vergleichbarkeit mit den anderen Teams. Dem stimmte auch Ulla Ramge zu. Die Stellungnahme der deutschen Bundestrainerin: „Die Entscheidung hat bei den Equipechefs der anderen Nationen zu Aufregung geführt. Unser Mitgefühl war bei den Österreichern, aber es herrschte absolutes Unverständnis, dass eine komplette Pflicht wiederholt wird aufgrund eines Vorfalls bei einer Voltigiererin.“

Auch für Co-Bundestrainer Kai Vorberg war die Entscheidung nicht nachvollziehbar: „Für mich ist Sport das, was im Moment der Bewährungssituation passiert. Eine Wiederholung widerspricht dem Grundgedanken des Sports.“ Begründung der Groundjury: Der Vorfall ereignete sich sehr dicht am Zirkel und sei dadurch nicht mit anderen Störungen gleichzusetzen.

 

Bei den Damen liegt die 22-jährige Kölnerin Corinna Knauf vorne. Auf Fabiola, mit der sie schon bei den Europameisterschaften 2013 und bei den Weltreiterspielen 2014 am Start war, erhielt sie die Wertnote 8,333. Longiert wird die zweifache Deutsche Meisterin von ihrer Schwester Alexandra Knauf. Mit der Note 8,221 folgt die Schweizerin Simone Jäiser auf Platz zwei. Rang drei ging an die Österreicherin Katharina Luschin (8,143).

 

Die deutsche Meisterleistung komplettierten die Herren. Sie belegen nach der ersten der vier Teilprüfungen alle Podestplätze. Die Brüder Viktor und Thomas Brüsewitz aus Garbsen liegen mit ihrem Pferden Rockard H (Longe: Winnie Schlüter) und Airbus (Irina Lenkeit) mit 8,496 beziehungsweise 8,363 vorne. Auf Platz drei folgt Sportsoldat und Championats-Debütant Jannis Drewell aus Steinhagen mit seinem Pferd Diabolus (Simone Drewell) mit der Note 8,270. Ärgste Verfolger der Bundesadler sind der Franzose Vincent Haennel auf Platz vier (8,173) und der Österreicher Ramin Simon Rahimi (8,159).

 

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