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Der Traum eines kleinen Mädchens...(191) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 12. März 2014 um 15:25

 

Keine Kraft mehr zur Hilfengebung...

 

 

Polly blieb eine glückliche Dressurpferde-Besitzerin. Sie liebte ihren Florian über alles. Wie schwierig sich aber die Ausbildung des jungen Wallachs gestaltete, hatte sie nicht geahnt. Seit ihrem siebentem Lebensjahr war sie zuerst die Schulponys und – Schulpferde gewohnt. Danach hatte sie eine lammfromme Tinker-Stute, die keineswegs mit einem lebhaften Warmblut zu vergleichen war. Für die noch unerfahrene junge Reiterin lief  es im Moment überhaupt  nicht rund.

 

Was ihr in dieser schwierigen Situation  am meisten auf den Wecker ging, waren die ungezählten und ungefragten „guten Ratschläge“ irgendwelcher Reitkollegen. Es redeten dauernd irgendwelche Leute auf sie ein, wie sie ihr Pferd zu reiten hätte. Es kostete sie unglaublich viel Kraft und Nerven, höflich zu bleiben. Sie konnte ja nicht auf Anhieb unterscheiden, wer sich nur wichtig tat ider wer ehrlich helfen wollte. Denn, dass Polly beim Reiten des vierjährigen Wallachs Probleme hatte, sah jeder. Und das wusste sie selbst am besten.

 

Vor allem viele Reiter kamen ungefragt und unaufgefordert auf sie zu, die zum Reiten in den Schulstunden im Stall erschienen waren und nur durch Zufall Polly in ihrer Trainingsstunde gesehen hatten. Diese Personen hatten kein eigenes Pferd und fühlten sich dennoch berufen, ihr gute Ratschläge zu geben.  Für sie nicht zu akzeptieren! „Sie reiten doch nur auf braven Schulpferden! Woher wollen Sie denn wissen, wie man ein Dressurpferd ausbildet?“, mochte sie denen entgegen schreien. Doch noch beherrschte sie sich. Kleinlaut drehte sie sich um und ging einfach.

 

Ihre Kameraden, sogar die verwöhnte Brigitta, hielten sich zurück. Ausgerechnet Anton, der nie selbst ritt, drückte ihr krasse Sprüche rein. „Gib ihm doch ne Schlaftablette. Nur ne halbe zum Probieren“, schlug er vor. Oder „Schnall doch zwei Gebisse in sein Maul“, riet er ihr. „Mach doch `nen Rennpferd aus ihm“, riet er heute, als ihre Clique zusammen vor dem Stall abhing. Die Lacher sollten auf seiner Seite sein. Aber sie blieben aus.

 

Die anderen chillten in der Sonne. Polly musste sich mit so blöden Sprüchen herumschlagen. Anton hatte sowieso keine Ahnung, dachte sie und fragte sich, mit welcher Berechtigung ausgerechnet der überhaupt einen Kommentar übers Reiten raus haute.

 

„Wenn Du willst, setzt ich mich mal drauf“, bot der „große Klaus“ an. Der Vater ihres Kumpels Klaus hatte nun überhaupt keine Ahnung, wie man Dressur ritt. Der ritt ja nur im Stadtwald herum und gab sich als großen Jagdreiter aus. Seine grobe Hand würde ihr junges Pferd für den Rest des Lebens versauen, dachte sie. „Ich schaff das schon“, sagte sie ohne Überzeugung. Wie sollte sie sonst das Angebot des Erwachsenen und Freundes ihres Vaters abwehren. Das alles ging ihr so auf den Zeiger!

 

Auch heute wieder verlief ihre Reitstunde wie in den ganzen letzten Tagen: Florian rannte und rannte. Wenn er endlich ruhiger wurde und das eigentliche Ausbilden hätte beginnen können, war der Unterricht fast zu Ende und Polly körperlich völlig ausgelaugt. Ihr Pferd hatte so viel Kraft. Es war so schwer, den Wallach immer zurückzuhalten.

 

Polly wusste ganz genau, was sie zu tun hatte. Sie musste unablässig Paraden geben. Zum Glück hatte Reitlehrer Joachim in seinen Reitstunden regelmäßig Theorie durchgekaut. Immer wieder mussten Polly und ihre Kameraden aufsagen, wie man Paraden zu reiten hatte: Mit Zügel-, Kreuz- und Schenkelhilfen. Vom Verstand her - alles kein Problem.

 

Die Praxis bei einem stürmischen jungen Pferd sah allerdings ganz anders aus. Man kam gar nicht dazu, Paraden zu reiten. In demselben Moment, in dem man den Zügel nur einen Millimeter nachgab, stürmte das Pferd los. Man konnte nicht einmal mehr vernünftig im Sattel sitzen, um mit dem Kreuz einwirken zu können. Die Paraden konnten gar nicht so schnell erfolgen wie das Tier nach vorne preschte. Die junge Reiterin kam gar nicht dazu, Paraden zu geben, da hing ihr Pferd schon dem Vordermann auf den Hacken.

 

So sehr sich Polly auch bemühte, es klappte nicht. Ihr war bewusst, dass sie ihr Pferd im Maul kaputt machte, wenn sie dauernd am Zügel riss. Manchmal wusste sie sich kaum mehr zu helfen. Sie riss – und Florian reagiert. In diesen Momenten des Anhaltens konnte sie sich kurz erholen. Schon beim erneuten Antraben stürmte Florian wieder los.

 

Polly brauchte Hilfe. Aggi, zu der sie immer ging, wenn sie Unterstützung nötig hatte, aber die gab auch nur die bekannt guten Ratschläge, die Polly schon zum Halse heraushingen. Da gab es nur noch einen Ausweg: Sie musste ihr Pferd bereiten lassen.

 

Das war das Allerletzte, was sie immer gewollt hatte. Weit entfernt von dem großen Wunsch, Florian selbst auszubilden, eines Tages mit einer goldenen Schleife in einer Prüfung ihr Können belohnt zu sehen. Diesen ehrgeizigen Traum konnte sie nun begraben. Schade! Sie hatte versagt! Resigniert ließ sie den Kopf hängen und räumte für heute ihre Klamotten zusammen. Traurig – aber trotz allem – reichte sie ihrem Pferd am Ende des Tages noch ein Stückchen Zucker.

 

Sie war alleine in der Sattelkammer, als sie ihren Spind abschloss. Da hörte sie ein Geräusch hinter sich. Der Reitlehrer Joachim stand hinter ihr. „Guten Abend, Polly“, sagte er fröhlich. Er war gerade erst von der Arbeit gekommen und holte sich seine Stiefel. „Was ist los?“, fragte er, als sich Polly zu ihm umgedreht hatte und „Guten Abend“ leise erwiderte.

 

„Ich schaffe es doch nicht“, sagte sie traurig. Dann erzählte sie dem Reitlehrer alles, was er schon selbst gesehen hatte. Aber er ließ sie reden und hörte einfach zu. Dann machte er „Hm, hm, hm“. Polly schaute ihn erwartungsvoll an mit der Befürchtung, er würde ihr raten, Florian zu verkaufen. Angst kroch in ihr hoch. Angst vor den Worten, die sie nicht hören wollte.

 

„Lass` mich mal machen“, sagte er. Sein Vorschlag lautete, er wolle  Florian mal reiten. Er würde zu einem Zeitpunkt in den Stall kommen, wenn möglichst sonst niemand auf der Anlage war. Sonntagnachmittag  oder so.

 

Polly fiel ein Stein vom Herzen. Nichts von Verkaufen. Hilfe. Sie bekam Hilfe, von wo sie es nicht erwartet hatte. Von sich aus sagte Joachim, dass er das für sie machen würde. Ohne Bezahlung. Keiner brauchte etwas davon zu erfahren.

 

Er würde Florian zuerst reiten, danach wäre Polly dran. So wollten sie es machen. Er würde Rücksicht darauf nehmen, dass dem jungen Dressurpferd nichts Böses geschehe, was der Ausbildung schaden könnte. Polly solle sich keine Sorgen machen, das Problem würde man schon aus der Welt schaffen.

 

Polly war nach diesem Gespräch sehr erleichtert. Sie sah einen Silberstreifen am Horizont. Sie brauchte sich auch nicht zu schämen. Außerdem wurde Brigittas Solana schon seit Monaten einmal in der Woche von einem Ausbilder in Düsseldorf beritten.

 

Polly konnte wieder lachen. Sie freute sich auf den kommenden Sonntag. Mal sehen, wie Joachim ihren Florian vorreiten würde.

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 

 

 


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