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Der Traum eines kleinen Mädchens...(192) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 02. April 2014 um 13:01

Polly wird plötzlich gemobbt...

 

Polly hatte sich auf ein neues Arrangement eingelassen. Ihre Eltern erklärten sich nämlich dazu bereit, Pollys Wallach Florian einmal in der Woche von  Reitlehrer Joachim bereiten zu lassen. Es kostete sie natürlich Extra-Geld. Polly hatte keine Ahnung, wie viel sie bezahlen mussten.

 

Für Polly war das jedoch eine krasse Niederlage. Ihr Ehrgeiz, das eigene Pferd für sich selber so auszubilden, dass sie auf einem Reitturnier erfolgreich abschneiden würde, reichte anscheinend nicht aus. Und dabei hatte sie bereits die erste „Goldene Schleife“ vor Augen gehabt. Sie wollte ihren ganz eigenen Triumph ausleben können, doch nun war alles passe.

 

Dabei sah sie natürlich ein, dass es für sie gleichzeitig auch eine große Erleichterung bedeutete. Und sie musste sich eingestehen, dass Florian um Klassen einfacher zu reiten war, nachdem Joachim ihn durchgearbeitet hatte.

 

Bei Zustandekommen des Arrangements wies sie den Reitlehrer ausdrücklich daraufhin, dass er das junge Pferd genauso reiten sollte, dass es für sie nachzureiten war. Als ob er das nicht von sich aus wüsste. Polly hatte in ihrem Reitstall aber schon bei anderen beobachten können, dass irgendwelche Angeber extra grob ihre Kräfte einsetzten, nur um die Pferdebesitzer zu beeindrucken. Doch die waren danach überhaupt nicht mehr in der Lage, ihre eigenen Pferde vernünftig zu reiten. Das wollte Polly verhindern. Das war eigentlich einer der Hauptgründe gewesen, warum sie eigentlich niemanden auf ihren Florian reiten lassen wollte.

 

Vor zwei Sonntagen, nachmittags, als niemand mehr im Reitstall war, hatte sie ihr Pferd für Joachim fertig gemacht. Er gab sich außerordentliche Mühe, mit viel Feingefühl auf das Tier einzuwirken. Polly hatte nichts auszusetzen. Anschließend ritt sie noch zehn Minuten selber. Florian war butterweich und so durchlässig wie noch nie. Er reagierte viel schneller auf ihre Hilfen. Ein Ritt wie auf einer Wolke.

 

Für Polly hieß das, ihr Pferd war durchaus „ausbaufähig“. Der Wallach würde immer besser werden, und sie wiederum konnte davon profitieren, um eine stärkere Reiterin zu werden. Doch der Weg war lang und unendlich weit.

 

Das bestätigte auch Joachim, der nicht gerade himmelhoch jauchzend nach dem Test wirkte. Polly hatte natürlich auch die eine oder andere Schwierigkeit bemerkt, allein beim Zugucken.

 

Als Joachim aufgestiegen war, versuchte Florian genauso loszustürmen wie bei ihr. Der Wallach nahm das Gebiss zwischen die Zähne, riss den Kopf hoch und galoppierte los. Joachim aber vermochte ihn zurückzuhalten und parierte durch. Später erklärte er Polly ganz genau, wie er das gemacht hat: Mit Körpereinsatz. Die Knie machte er ganz fest zu, das hieß, er presste sie an Florians Leib. Gleichzeitig natürlich schloss er auch die Schenkel, um das Pferd wie in die Zange zu nehmen.

 

Gleichzeitig gab Joachim Paraden mit den Zügeln. Polly erhielt später den Tipp, in ihren Körperbewegungen verlangsamt auf das Pferd einzuwirken. Sie sollt nicht mitschwingen wie bisher, was auch richtig war, sondern der zu eiligen Bewegung des Pferdes langsam entgegen zu sitzen. Eine ungewohnte und schwierige Aufgabe für Polly.

 

Außerdem beobachtete Polly, dass Florian immer wieder versuchte, den Kopf hochzunehmen. Er blieb nicht am Zügel. Für einen starken jungen Mann wie Joachim war es jedoch überhaupt kein Problem, die Zügel so fest zu halten und dagegen zu sitzen, dass das Pferd sich dem beugen musste und den Kopf herunternahm. Auch das war für ein sechszehnjähriges Mädchen kaum machbar. Aber der Reitlehrer versicherte ihr, dass auch sehr viel von Geschick abhing. Nicht alles hatte mit Kraft zu tun. Technik und Einfühlungsvermögen waren genauso wichtig. Das allerwichtigste aber war die Fähigkeit, dem Pferd quasi vorauszudenken, was kommen werde. Dann konnte man die Fehler, zum Beispiel Hochnehmen des Kopfes, im Keim ersticken. Darin war die erfolgreiche Reiterin Isabell Wreth eine wahre Meisterin, deshalb hatte sie damals auch der berühmte Trainer Dr. Uwe Schulten-Baumer in seinen Turnierstall geholt.

 

Polly nahm sich das alles sehr zu Herzen. In der Praxis allerdings stellten sich die gut gemeinten Ratschläge als wahre Herausforderung heraus. Polly arbeitete daran. Sie bildete sich ein, dass nach dem zweiten Beritt durch Joachim sich schon ein kleiner Erfolg einstellte.

 

Sie hatte jeden Tag nach seinen Anweisungen trainiert. Dabei gab es nicht wenige Stimmen im Reitstall, die ihr rieten, den jungen Wallach vor jedem Training erst einmal ordentlich abzulonieren. Andere rieten ihr, vor der Reitstunde das Pferd erst einmal Runde für Runde abzugaloppieren, bis es müde würde und zum Losstürmen keine Lust mehr hätte.

 

Diese klugen Ratschläge solle sie ganz schnell vergessen. Sie seien dumm. Das jedenfalls meinte Joachim. Er erklärte Polly die Gründe für seine Ansicht. Die waren so einleuchtend, dass Polly nur noch den Kopf über die anderen Klugscheißer schütteln konnte. Durch ein allzu häufiges Ablongieren würde die Kondition des Pferdes so erhöht, Muskelkraft weiter aufgebaut, dass Polly gar keine Chance mehr hätte, das Pferd unter Kontrolle zu bekommen. Durch allzu regelmäßiges Ablongieren würden außerdem die Gelenke des Tieres so beansprucht, was rasch zu einer Verletzung oder Verschleiß führen könnte, wie Joachim sagte.

 

Es blieb Polly nichts anderes übrig, als ihr Pferd mit korrekten Hilfen zu reiten und in dieser Richtung auszubilden. Genau das war ja auch ihr Wunsch von Anfang an. Nur – dass sie nicht geahnt hatte, wie schwierig alles sein würde.

 

Es blieb nicht aus, dass die anderen Reitkollegen, ihre Freundinnen, doch davon erfuhren, dass Florian jetzt einmal in der Woche beritten wurde. Es wurde mit Häme aufgenommen. Polly war daran selbst nicht ganz unschuldig. Hatte sie sich doch in der Vergangenheit oft über Brigitta lustig gemacht, die mindestens zweimal in der Woche nach mit ihrer Stute Solana nach Düsseldorf gekarrt wurde, wo die Stute beritten wurde und sie qualifizierten Unterricht bekam. Und es geschah sogar recht häufig, dass Solana im eigenen Reitstall von Brigittas Vater geritten werden  musste, weil diese mal wieder Angst auf ihrem eigenen Pferd hatte. Solana war sogar schon sieben Jahre als und hatte die eine oder andere Prüfung gewonnen. Aber auch dann war sie vor einem Wettbewerb von anderen abgeritten worden.

 

Polly musste plötzlich schmerzlich zur Kenntnis nehmen, dass Brigitta ihr nicht einmal mehr die Tageszeit sagte. Grußlos ließ sie Polly links liegen. Auch die anderen schienen sich verändert zu haben. Polly bemerkte eine gewisse Distanz zwischen ihren bisherigen Freundinnen und ihr, was sie nicht erklären konnte. Anja, die Tochter des Stalltierarztes, war ebenfalls von jetzt auf gleich sehr kurz angebunden. Polly spürte, dass ihr Anja mehr oder minder aus purer Höflichkeit Antworten auf Fragen gab. Von sich aus hatte Anja Polly seit Tagen nicht mehr angesprochen. Dabei hatten die Mädchen in der Vergangenheit die Köpfe nicht auseinander bekommen und hatten immer etwas zu bereden. Auf einmal war das nicht mehr so. Der Grund aber blieb Polly völlig verborgen.

 

Polly hatte sogar den Eindruck, als würde in den letzten Tagen Anjas Vater häufiger den Diamant reiten, als hätte Anja keine Lust, selbst zu trainieren. Polly wusste zwar, dass Anja sowieso nicht so ehrgeizig war wie sie selber, aber so wenig wie in den letzten Tage hatte sie dann doch nie geritten. Die Mädchen hatten sich immer zum gleichen Zeit zum Reiten verabredet. Natürlich schwätzten sie vor und nach dem Training die ganze Zeit miteinander. Aber das war vorbei.  Keiner ritt mehr neben Polly und sprach mit ihr. Sie wurde ganz klar gemobbt.

 

Polly litt darunter, noch bevor ihr bewusst wurde, dass sie gemieden wurde. Ein Stich ins Herz bekam sie jedes Mal, wenn sie ihre Freunde um Brigitta gescharrt sah und alle gemeinsam und besonders laut lachten, während sie abseits stand. Vorgestern ging sie auf das Grüppchen zu, wollte sich unauffällig dazustellen. Doch Brigitta sah sie kommen und drehte sich sofort um und ging weg, die anderen mit.

 

Gesten stand die Dressurtrainerstunde bei Herrn Weber an. Er kommandierte, dass die Reiter zu zweit nebeneinander reiten sollten. Diamant neben Florian wies er an. „Mein Pferd  hat Angst vor Florian, der schlägt aus“, sagte Anja und ging nicht auf die Bitte des Trainers ein. Da es eine ungerade Anzahl von Reitern in der Stunde gab, musste Polly alleine am Schluss der Abteilung reiten. Sie kam sich so doof vor.

 

Das einzig Gute an diesem Tag war allerdings, dass ihr Florian richtig sauber ging. Er stand fast die ganze Zeit am Zügel. Er stürmte auch nicht in die Hacken der Vorderpferde. Das brachte ihr ein öffentliches Lob des Trainers ein, der ja auch nur den ungestümen jungen Wallach kannte und nicht das reitbare Dressurpferd.

 

Spät abends, als die anderen schon nach Hause gegangen waren, erzählte Polly Joachim von diesem Lob. Der freute sich mit ihr. Dann nahm er sie sogar in den Arm und bestätigte ihr, sie sei auf dem richtigen Weg. Pollys Freude hätte normal Ketten gesprengt. Aber das Verhalten ihrer Kameradinnen bedrückte sie nun zu sehr. Noch traute sie sich nicht, Joachim von dem Mobbing zu erzählen. Vielleicht hatte sie sich ja geirrt, vielleicht bildete sie sich auch das alles nur ein. Morgen wird alles wieder gut sein, sagte sie sich. Hauptsache, Florian wird ein Dressurpferd!

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 


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