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Mit Sjef Janssen kam der Erfolg zurück zu Totilas PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 26. Juli 2014 um 20:38

 

Wassenberg. Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde zu einer Unterschriftenaktion gegen Dressur-Trainer Sjef Janssen in Deutschland aufgerufen, die Bundesvereinigung der Berufsreiter in Deutschland sprach ihr Bedauern aus zur Übernahme des Trainings von Matthias Rath und Totilas durch den Niederländer - doch unmittelbar vor den Weltreiterspielen in wenigen Wochen in der Normandie  und den Erfolgen verstummen plötzlich die Kritiker, oder fällt den Pharisäern nichts mehr ein?

 

 

Auf dem Rappen Totilas gewann 2010 bei den Weltreiterspielen in Kentucky der Niederländer Edward Gal, inzwischen 44,  alle drei möglichen Dressur-Medaillen in Gold. Der smarte Reiter hatte den Hengst ausgebildet und beim Verkauf durch den Besitzer mittels Provision sicher auch mitverdient. Eine deutsche Dressurreiterin durfte den Verkaufskontrakt einsehen, danach kostete Totilas neun Millionen Euro. Der Trakehner ging an das neue Besitzerduo Ann Kathrin Linsenhoff und Paul Schockemöhle. Den früheren dreimaligen Springreiter-Europameister Schockemöhle interessiert inzwischen vor allem die Zucht, Linsenhoff der Sport. Laut Absprache kann Paul Schockemöhle (69) den Hengst in der Zucht einsetzen (Decktaxe: 4000 Euro, plus 4.000 € nach Geburt eines gesunden Fohlens).

 

Mit großem Brimbamborium waren Totilas und Matthias Rath als Reiter an jenem 30. November 2010 in Schockemöhles Reithalle in Mühlen der Öffentlichkeit vorgeführt worden. Matthias Rath, ab 2. August 30, wurde 2011 deutscher Doppelmeister, voreilig und anscheinend fehlgeleitet hatte das Totilas-Management die Maschinen anwerfen lassen für T-Shirts im Hinblick auf die Europameisterschaften in Rotterdam im gleichen Jahr mit der Aufschrift „We are The Champions“. Daraus wurde nichts. Für Rath und Totilas gab es „nur“ Silber in der Teamwertung, keine der beiden Einzelmedaillen war nicht einmal in Reichweite. Der Charme des Rappen unter Edward Gal verblasste. Dazu kamen Verletzungen des Pferdes und eine Erkrankung des Reiters. Bundestrainerin Monica Thedorescu sagte mal auf die entsprechende Frage: „Ich weiß auch nicht, was mit Totilas ist. Man wird mich schon unterrichten, wenn sich etwas tut.“

 

Besitzer machten alles richtig

 

Im entscheidenden Moment machte die Besitzergemeinschaft aus dem eigenen Blickwinkel heraus jedoch alles richtig. Denn sie kennen sich bestens aus im Pferdegeschäft, Paul Schockemöhle sowieso, nicht minder die frühere Mannschafts-Olympiasiegerin Ann Kathrin Linsenhoff und ihr Ehemann Klaus Martin Rath, selbst Reiter und Ausbilder und ehemaliger Pferdehändler, Vater von Matthias Alexander Rath. Sie hüllten sich in Schweigen, ließen den Hengst genesen und suchten einen Trainer, der Totilas von den Anfängen her kennt, der auch mal Edward Gal unterrichtete, es konnte nur Sjef Janssen (64) sein. Ein Coach, der den Erfolg anbetet.

 

Doch da rauschte ein Sturm der Entrüstung durch Dressur-Deutschland. Die Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) ließ veröffentlichen, mit großem Bedauern habe man die Zusammenarbeit zwischen Matthias Rath, seinem Pferd Totilas und dem niederländischen Trainer Sjef Janssen zur Kenntnis genommen, die Nachricht erscheine absolut unverständlich, der Niederländer gelte als Erfinder der Rollkur, dass sich ein A-Kaderreiter diesem fehlgeleiteten System anschließe, könne nicht akzeptiert werden. Jansen arbeite mit keinen tiergerechten Ausbildungsmethoden. Diese Anschuldigungen wiederum brachten Johann (Joe) Hinnemann in Brass. Der 65 Jahre alte Reitmeister aus Vörde, u.a. Team-Weltmeister und Einzel-Dritter bei den Weltmeisterschaften 1986 in Toronto, ein Jahr bei der Europameisterschaft nochmals die gleiche Medaillen-Garnitur, konterte, er wehre sich dagegen, dass der niederländische Kollege als notorischer Tierquäler diffamiert werde. Sjef Janssens Training auf Rollkur zu reduzieren, habe keine Ahnung, habe sich noch nie mit ihm und seiner Arbeit auseinandergesetzt,  keiner der Ankläger habe sich jemals mit den Trainingsmethoden von Janssen ausgetauscht, „ich selbst habe zum Beispiel noch nie einen Wortführer des Berufsreiterverbandes auf einem internationalen Abreiteplatz gesehen.“ Man sollte gelassen zusehen, wenn sich ein junger deutscher Reiter bei einem ausländischen Berufsreiterkollegen Rat und Hilfe holt. „Das haben – zum Glück für den gesamten Reitsport – die Reiter und Reiterinnen anderer Nationen umgekehrt mit dem Import deutscher Berufsreiter jahrzehntelang sehr erfolgreich gemacht, und sie machen es heute noch. Daran sollten wir weiterarbeiten.“

 

Zwei Jahre weg – glanzvoll zurück

 

Totilas und Matthias Rath waren für zwei Jahre von der Bühne des großen Sports abgetreten, sie kehrten glanzvoll zurück, mit Siegen beim wahrlich gerade nicht nachhaltig zu wertenden Turnier in Kapellen in der belgischen Provinz, doch in Wiesbaden, in Perl-Borg und dann in Aachen beim deutschen CHIO gegen die Besten, was zur Zeit der Dressursport zu offerieren hat. Dass Rath mit Totilas nach Siegen im Grand Prix und Grand Prix Special nicht mehr zur möglichen „Krönung“ in der Kür in Aachen antrat, hat natürlich den Veranstalter vergrätzt und Zuschauer verärgert, aber seltsamerweise war von den sonst so eifrigen Tierschützern niemand zu vernehmen, der vielleicht mal verständnisvoll applaudiert hätte auf den Hinweis von Paul Schockemöhle hin, der Hengst befinde sich nach der langen Verletzungspause noch immer in der Aufbauphase und solle im Hinblick auf die Weltreiterspiele in wenigen Wochen nicht überfordert werden.

 

Sjef Janssen und die Rollkur

 

Sjef Janssen, beim 99. CHIO von Deutschland vor wenigen Tagen in der Soers wieder einmal blondiert, Ehemann der dreimaligen Einzel-Olympiasiegerin Anky van Grunsven (46), hielt sich in Aachen sehr bedeckt, ohne sich wegzuducken. Beim Thema Rollkur sagte er vor acht Jahren schon mal, man solle sich doch mal das Abreiten der Springreiter ansehen, das Tiefeinstellen der Springpferde hätte doch ein Deutscher bis zur Perfektion entwickelt, nämlich der spätere Olympiasieger Alwin Schockemöhle.

Sjef Janssen und seine Frau sind echte Pferdeleute. Sie sagte mal, das höchste sportliche Glück habe sie weniger bei den Olympiasiegen empfunden „als vielmehr damals, als mein Pferd Cocktail nach großen Herzproblemen wieder im Sport gehen konnte und beim Turnier 1994 in s`Hertogenbosch die Kür gewann. Das war ein unbeschreibbarer Augenblick. Cocktail war so krank, dass ich dachte, der Hengst müsste sterben.“ Für Cocktail hatte Sjef Janssen aus den USA eigens eine Spezialistin einfliegen lassen, sie bekam die Herzrhythmusstörungen in Griff.

 

Sjef Janssen ist Trainer, Pferdehändler („weltweit“) und kümmert sich auch um die von seiner Frau herausgebrachten Kollektionen an Sportbekleidung in 20 Ländern und über 200 Geschäften. Er stammt aus der Nähe von Maastricht. Sie wuchs behütet in Erp auf, durch den Vater fixiert auf Pferde, er als Unruhegeist. Mittlere Reife, Elektronikstudium  („baute mit am Flughafen Köln-Bonn“), Studium der Betriebswirtschaft, Ausbildung zum Versicherungskaufmann, Hotelfachschule und Sportmanagement, er ist Mastercoach in Sports des Nationalen Olympischen Komitees der Niederlande, „alles schloss ich mit einem Diplom ab.“ Zwei Jahre studierte er auch die französische Sprache. Er ist ein Besessener, vielleicht sogar Fanatiker, wie auch seine Erfolge als Trainer belegen. Was er anpackt, zieht er durch. Er golfte, „bis ich keine Zeit mehr hatte“, er joggt, zweimal in der Woche setzt er sich auf sein Rennrad und reißt zwischen 60 und 100 km ab. Acht Stunden in der Woche gehören dem Sport, 25 Jahre spielte er Tennis, „bis ich merkte, dass ich nicht ganz nach oben komme, dann habe ich aufgehört.“ Die Liebe zum Rad kommt über seinen Vater Sjef, der nahm viermal an der Tour de France teil, war zweimal niederländischer Meister und 1947 Bronzemedaillengewinner auf der Straße bei der Weltmeisterschaft.

 

Unterricht bei Johann Hinnemann

 

Auf das Pferd wurde Sjef Janssen durch seine Tochter Pascalle „gesetzt“, sie ritt. Ein Kumpel wiederum hatte eine Reitanlage, bei dem nahm er Unterricht und kaufte ein Pferd („das ich später sogar bis Grand Prix ausbildete“), er war 28 Jahre alt. Als sein Reitanlagen-Freund in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sprang er ein und wurde Reitstallbesitzer.

 

Vorbilder hatte Sjef Janssen nie, hätte auch nicht zu seiner Mentalität gepasst. Aber er nahm Unterricht bei Joe Hinnemann. Er fuhr in den Anfängen seines Reiterdaseins beispielsweise auch zum CHIO nach Aachen, „ganz früh, ich wollte vor allem das Abreiten und Training sehen.“ Er habe viel vom Beobachten, vom Zuhören und Lesen gelernt. Er nahm auch an einem Lehrgang für Beschlagschmiede teil, „ich wollte mir nirgends etwas vormachen lassen.“ 1983 ritt er sogar in der niederländischen Equipe auf dem von ihm ausgebildeten Pferd bei der Europameisterschaft während des CHIO in Aachen. Nochmals 1991 in Donaueschingen auf der Stute Bo zusammen mit seiner späteren Ehefrau Anky, mit Ellen Bontje und Tineke Bartels zur Mannschafts-Bronzemedaille.

 

Klaus Martin Rath sagt über Sjef Janssen: „Er vermittelt Selbstvertrauen, er nimmt einem die Angst vor Fehlern, weil niemand fehlerfrei ist.“

 


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