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Ehemaliger CHIO-Vermarkter Wolfgang Götz: Gewonnen - und doch am Ende verloren PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 16. August 2014 um 18:07

 

Aachen. Statt mit einer Abfindung in Millionenhöhe wurde der frühere Vermarkter des CHIO von Deutschland in Aachen, Wolfgang Götz, mit weitaus weniger als noch zuletzt erwartet beim Landgericht Aachen abgefunden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

 

 

Mit der Forderung von zwölf Millionen DM wegen seiner vertragswidrigen Entlassung als Vermarktungschef des Internationalen Offiziellen Reitturniers (CHIO) von Deutschland war Wolfgang Götz (59) vor Gericht gezogen. Die Rechtsstreitigkeiten zogen sich insgesamt bis zu diesem 15. August 2014 auf 19 Jahre hin, denn die Gegenseite war jeweils in Berufung gegangen. Bis zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe hangelte sich der Fall, doch dort gaben die Damen und Herren in der roten Robe den Fall wieder an das Landgericht Aachen zurück. In der Kaiserstadt verlas nun Richter Armin Bucher in nicht weniger als 13 Minuten das vorläufige Urteil. Danach stehen Wolfgang Götz, geboren in Neckarsulm, seit 1978 in London, 764762,96 Euro an Schadenersatz für entgangene Gewinne aufgrund alter Verträge zu, plus fünf Prozent an Zinsen. Weder die Gegenseite noch Wolfgang Götz kommentierten das Urteil. Götz: „Wir, also mein Anwalt und ich, werden jetzt erst einmal das Urteil in Ruhe durchlesen, dann werden wir entscheiden, ob wir in Berufung gehen.“

 

Die Vorgeschichte

 

Der Schwabe war 1991 als Vermarkter des Offiziellen Internationalen Reit- und Fahrturniers (CHIO) vom Veranstalter Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV) von den honorigen ALRV-Mächtigen Präsident Hugo Cadenbach und Vize Kurt Capellmann unter Vertrag genommen worden. Der Kontrakt wurde 1994 um vier weitere Jahre verlängert, aber plötzlich 1995 durch den neuen ALRV-Präsidenten Klaus Pavel gekündigt mit der Begründung, Götz könne das Vereinbarte nicht leisten. Damit begannen die juristischen Auseinandersetzungen. Die Vertragsverletzungen durch die Aachener wurden von keinem Gericht bestritten. Doch es entstand ein Vertragswirrwarr, den sich die Aachener zunutze machten und jeweils vor Gericht anführten. Zumal die Maxime herrschte: „Aussitzen, bis der Götz nicht mehr kann…“ Wolfgang Götz hatte zunächst Schadenersatz in Höhe von zwölf Millionen Mark gefordert, am Ende schließlich die Ansprüche auf zwei Millionen Euro zurückgeschraubt.

 

Alles fing mal mit gegenseitigem Schulterklopfen an – und versickerte dann in einem wahren Schlamassel  aus juristischen Spitzfindigkeiten. Der Rechtsstreit zwischen dem in London lebenden Schwaben und der nach ihm installierten Vermarktungsgesellschaft (ART) begann offiziell im Juni 1995. „Doch“, so sagt Götz, „davor lagen bereits 18 Monate außergerichtlicher Streitereien.“

 

 

Der Richter fragte bei der letzten Anhörung im Mai nicht, was zum Beispiel mit den von Hermes gestifteten 100 Schals – Stückpreis 350 DM – passierte, was mit den Silberwaren des Londoner Kronjuwelliers der Königin im Wert von mehreren Tausend Pfund. In der Verhandlung hörte sich alles so  lapidar an, als hätte es sich bei den Silberwaren um Bestecke von Woolworth gehandelt, und bei den Schals fiel wahrlich keinmal der Name der französischen Edelboutique Hermes… Nicht ausgeschenkter Schampus und andere edle Getränke teilten sich die Herren der oberen Etage des ALRV, wie Insider wissen, ebenfalls unter sich auf. Aber alles auch kein Grund beim Landgericht wenigstens so zu tun, als habe man an einer Aufklärung wenigstens ein bisschen Interesse.

 

Es wäre zudem interessant gewesen zu erfahren, wie überhaupt mit Geld jongliert wird beim CHIO Aachen mit den verschiedenen Tochterunternehmen. So ging am 10. Juni 1996 von der Deutschen Bank in Frankfurt/ Main ein Brief (unterzeichnet von Dr. Brigitte Seebacher-Brandt) an die Aachener Reitturnier Gmbh ein, in dem es heißt, man sei verwundert und nicht gewohnt, Zahlungsaufforderungen nachzukommen. Wörtlich weiter: „Wir haben in den vergangenen Jahren, auch 1995, DM 55.000.00 bezahlt. Diese Summe ist auch jetzt wieder angewiesen. Sollte Ihnen die Höhe nicht ausreichend erscheinen, und Sie im nächsten Jahr wieder eine sogenannte Anpassung vornehmen wollen, werden wir unseren Beitrag auf Null setzen. Mit freundlichen Grüßen…“ Die Anpassung lag für die DB bei 100.000 DM.

 

Götz ersann Titel „Weltfest des Pferdesports“

 

Der Aachen-Laurensberger-Rennverein veranstaltet – fast - jedes Jahr den CHIO von Deutschland, Präsident werden kann im Verein nur, wer dem ALRV angehört. Der Unternehmer und Honorarkunsul von Brasilien Präsident Klaus Pavel (78) wurde  am Abend vor der Mitgliederversammlung 1994  von seinem damaligen, inzwischen gestorbenen Freund Nikolaus Giljam in einer Kneipe überredet, für den Posten zu kandidieren. Dazu machte man ihn noch unmittelbar vor der Wahl zum ALRV-Mitglied. Der Weg war bereitet, Pavel – Markenzeichen: Rote Socken -  wurde Präsident.

 

Eine der ersten Amtshandlungen von Pavel war ein Jahr danach die Entlassung des damaligen Geldbeschaffers Wolfgang Götz. Ihn hatten Hugo Cadenbach im und Kurt Capellmann verpflichtet, gegen den international bekannteren Mitbewerber Tennis-Mogul Ion Tiriac.

 

Wolfgang Götz gründete auf Vorschlag des ALRV-Präsidiums die „Gesellschaft für Entwicklung von Medienprojekten“, kurz GEM, mit der Vorgabe, den CHIO von Deutschland in der Soers weltweit und exklusiv zu vermarkten. Er erfand als erstes den griffigen Titel „Weltfest des Pferdesports“. Der Betriebswirt: „Alles begann 1991 wie auf einer ländlichen Kirmes.“ Die Aussteller präsentierten ihr Sortiment entsprechend. Einer kam im PKW mit Anhänger, der nächste mit dem Lastwagen, wieder andere fuhren im Bus und mit ihren Waren vor. Götz schaute nach Holland und sichtete dort die weißen Pagodenzelte, sie führte er in Aachen ein, er gab dem Ausstellerbereich Gesicht und Charakter. Er führte die Logen ein, das gastronomische Angebot für VIP`s und das „Fußvolk“. Vom Turnier des unvergessenen Startenors Luciano Pavarotti, der ihn auch engagiert hatte, brachte er aus Modena die Idee der „Hufeisentische“ mit.

 

1994 verlängerte der ALRV den Vertrag mit Wolfgang Götz um weitere vier Jahre. Doch dann ließ Klaus Pavel, wohl gestärkt von seinem Juristen E. aus dem Präsidium („alles aussitzen; bis er nicht mehr kann“), in der örtlichen Presse verkünden, Wolfgang Götz könne das Vereinbarte nicht leisten. Der ALRV beendete 1995 die Partnerschaft mit ihm. Seit Juni 1995 verdienen an diesem Rechtsstreit Juristen und der Staat.

 

Bis zur höchsten Instanz

 

Götz forderte zunächst rund zwölf Millionen Mark Schadensersatz für entgangene Einnahmen aus Werbung und Vermarktung. Er berief sich auf die geschlossenen Verträge. Das Landgericht Aachen und das Oberlandesgericht Köln gaben ihm Recht, die fristlose Kündigung sei  rechtsunwirksam gewesen. Der ALRV und seine neue Vermarktungsgesellschaft ART marschierten jedoch weiter bis zum BGH nach Karlsruhe, die obersten Richter wiederum gaben den Rechtsstreit zurück nach Aachen.

 

Seine Ansprüche hatte Wolfgang Götz inzwischen zurückgeschraubt, auf zwei Millionen Euro Schadenersatz. Götz: „Vor einem Jahr habe ich das Präsidium angeschrieben, ob man sich nicht außergerichtlich einigen könne, ich habe nicht einmal eine Antwort erhalten.“ Die Zeitzeugen der damaligen Jahre sind fast alle weggestorben, die Präsidenten Hugo Cadenbach, Kurt Capellmann, Sportreferent Anton Fischer und Geschäftsführer Wilhelm Stein, „fragt doch Professor Doktor Arno Gego aus jener Zeit, der lebt noch…“ sagte Götz damals voller Bitterkeit zum Vorsitzenden an jenem Freitagnachmittag.

 

Eines steht jedenfalls fest: Die Existenz des Wolfgang Götz als Vermarkter von Sportveranstaltungen gleich welcher Güte und Art wurde in Aachen vernichtet. Das bereitet in Aachen in den betreffenden Kreisen jedoch keinem schlaflose Nächte.

 


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