Sie befinden sich hier: Home Magazin Notiert und weitererzählt...

Wer ist Online

Wir haben 935 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Notiert und weitererzählt... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 15. Oktober 2014 um 17:17

 

Wassenberg. Hugo Simon bleibt ein Allerweltskerl, nun stellte er mit 72 einen weiteren Weltrekord auf – wie Christoph von Dähne zum „von“ kam – wie die FEI kassiert, ohne große CSIO`s im Kalender zu führen – Rodderberg und der Zirkus Roncalli – Udo Lange: Weltenbummler…

 

 

Und alle zogen den Reithelm…


Hugo Simon auf der heimatlichen Stallgasse mit dem "größten Pokal, den ich je erhielt" und seinem Sieger-Pferd CT nach der Rückkehr vom "Weltrekord" in Linz

(Foto: Margit Simon)

 

Seine Pferde waren stets gut genug, doch er selbst genügte den deutschen Verbandsgewaltigen nicht. Kein Wunder also, dass sich Hugo Simon seiner Doppelstaatlichkeit erinnerte. So startet er nun seit 1972 für Österreich. Und mit welch einem Erfolg. In Stichworten seine großen Erfolge: Zehnmal österreichischer Staatsmeister, er war sechsmal bei Weltmeisterschaften, und wenn er 1974 in Hickstead sich nicht am Abend vorher einen ordentlich reingetan hätte, wäre er vielleicht gar Weltmeister geworden, trotz eines Hartwig Steenken, aber Bronze war wahrlich ein großer Erfolg, nachdem der deutsche Verband ihn unmittelbar vor Olympia in München sehr demütigte, als man seine Stute Fair Lady für die Equipe gerne wollte - ihn jedoch nicht. 13-mal ging er bei Europameisterschaften in den Parcours, 1979 hatte er die Hand an Gold, doch in Rotterdam nahm der übereifrige Wallach Gladstone, den er nach dem Tod von Hartwig Steenken übernommen hatte und den auch nur er nachreiten konnte, das Gatter als letzten Sprung mit, so wurde aus Gold eben Bronze, Silber kam mit ET 2007 in Mannheim dazu, dreimal fuhr er mit der Nachbildung des Weltcups als Finalgewinner nach Hause, sechsmal stellte sich der Pfälzer den olympischen Anforderungen und flog mit Team-Silber im Koffer 1992 aus Barcelona zurück nach Hause. In der katalanischen Metropole feierte er auch seinen 50. Geburtstag, die Fete wurde gar von einem TV-Sender live in die USA übertragen. 1980 in Rotterdam bei den reiterlichen Ersatzspielen für Moskau, wohin die großen Reiternationen der westlichen Welt aus Protest gegen den Überfall der Roten Armee auf Afghanistan nicht gegangen waren, holte er auf Gladstone Gold („für mich eine echte Goldmedaille, denn ich habe alle Großen geschlagen“) und wurde mit dem Team Dritter. Sein ET ist das gewinnreichste Springpferd der Welt mit rund 3,6 Millionen Euro, er war überall erfolgreich, und aus Anerkennung seiner Leistungen als Springreiter hat er in Dortmund auf Lebenszeit Startrecht. Er hat jedenfalls so viel gewonnen wie kein anderer der Branche. Und das dürfte auch so bleiben.

 

Aber nun, so sagte er, „hatte ich auch erstmals Tränen in den Augen nach einem Sieg.“ Hugo Simon (72) meint nach dem Erfolg im Großen Preis in Wiener-Neustadt auf dem zehnjährigen Holsteiner Wallach CT, als „alle Reiter bei der Siegerehrung die Reithelme abnahmen“, so Simon, wahrlich eine echte und ehrliche Ehrenbezeugung für einen großen Springreiter. Hugo Simon: „Noch nie bisher hat ein Reiter mit 72 Jahren einen Drei-Sterne-Grand Prix gewonnen, das ist auch ein Weltrekord…“

 

Das „Frolein von Destedt“…

 

Das Blaue Blut war in ihn gekommen wie eine wundersame Verwandlung. Die Rede ist von Christoph von Dähne, knapp 60, ein Coach, wie sich viele ihn als Ausbilder wünschen. Der „Blutaustausch“ hat sich nach der Historie so zugetragen. Im 18. Jahrhundert schrieb der Herzog von Braunschweig einen Distanzritt über etwa 60 km von Braunschweig nach Bad Harzburg aus, natürlich mit dem Hintergedanken, sich dort als Sieger feiern zu lassen. Um alles ein bisschen zusätzlich spannend zu gestalten, konnte auch auf einen Gewinner gewettet werden. Der Herzog setzte auf sich - doch Erster im Ziel war Rittmeister Hugo Dähne mit der Stute „Frolein von Destedt“. Nach dem Gewaltritt erhob der Herzog den Sieger in den Adelsstand, wodurch eben später auch Christoph von Dähne adelig wurde, „doch große Ländereien waren damit nicht verbunden“, sagt er, der 1984 den sportlichen Adelstitel „Reitmeister“ erhielt. Der Niedersachse, der als Voltigierer beim früheren Springausschuss-Vorsitzenden Ludolf von Veltheim in Destedt mit der Reiterei begann, nach dem Abitur das Studium der Agrarwissenschaften schmiss, wie Herbert Rehbein eine Lehre bei dem einst überaus bekannten Karl Diel in Flensburg eine Bereiterlehre begann, war danach beim Grafen Hardenberg in Nörten-Hardenberg angestellt und begab sich 1984 in die Selbständigkeit. Inzwischen ist er auch international sehr gefragt, mit der für Österreich reitenden Bayerin Renate Voglsang war er bei den letzten Weltreiterspielen in der Normandie.

 

…Zirkus Roncalli…

 

Der Rodderberg, hoch über dem Rhein und Bonn, war schon immer so etwas wie die heimliche Heimat der deutschen Vielseitigkeitsreiter neben Luhmühlen. Dort bereiteten sie sich auf Championate vor, dort war man unter sich, auf dem Reiterhof von Dirk und dessen Sohn Karl Schneider. Ohne den Rodderberg hätte zum Beispiel Gilbert Tillmann im letzten Jahr nicht das Deutsche Springderby gewonnen, wie er in seinem Buch „Hello Max“ schreibt. In diesem Jahr feierte Anfang Oktober die Reitschule Rodderberg ein Jubiläum, das 50-Jahre-Festival. Mit Sport und Drum-Und-Dran. Es gab einen „Kessel Buntes“ und Sport. Und Ingrid Klimke (46) gewann beide kombinierten Vielseitigkeitsprüfungen - Gelände und Springparcours -  und Tochter Greta ritt auch bereits mit. Ingrid Klimke, Mannschafts-Olympiasiegerin und Team-Weltmeisterin, hatte sicher auch noch andere Gedanken an den Rodderberg. 1992 belegte dort die Tochter des erfolgreichsten deutschen Olympioniken Dr. Reiner Klimke auf dem Trakehner Grand Prix zwar den zweiten Rang hinter Ralf Ehrenbrink auf Kildare in der letzten Qualifikation nach einem zweiwöchigen Trainingslehrgang im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele, doch für Barcelona wurde sie nicht aufgestellt. Als die damaligen Verantwortlichen dafür eine Erklärung abgeben sollten und herumeierten, stand der frühere dpa-Korrespondent Gerd Lemke verärgert während der Pressekonfenz auf und verließ den Raum mit der lauten Bemerkung: „Wir sind doch nicht im Zirkus Roncalli…“

 

Wichtig der FEI: Kasse muss stimmen

 

Das Internationale Offizielle Turnier (CHIO) von Deutschland in Aachen gilt als das größte weltweit, und nirgendwo sonst wird mehr auch an Preisgeld ausgezahlt, in diesem Jahr 2,7 Millionen. Der Preis der Nationen der Springreiter war mit 400.000 Euro dotiert, davon gingen an die siegreichen Belgier 110.000 €, weitaus mehr als in der Superliga für einen Erfolg gezahlt wird. Doch Aachen gehört nicht mehr zur Division I, weil sich der Aachen-Laurensberger Rennvein (ALRV) als Ausrichter nicht den Forderungen von Hauptsponsor Longines unterwarf. Das Schweizer Unternehmen sponsort jedoch mit dem Segen des Weltverbandes (FEI) die in den einzelnen Ligen zusammengefasste Nationen-Preis-Serie. Und weil sich Aachen als Organisator – mit Billigung und Absprache des deutschen Verbandes in Warendorf - aus der Liga freiwillig ausklinkte, nimmt nun die FEI nicht einmal mehr Notiz vom Ergebnis des Nationen-Preises auf deutschem Boden. Von einer Vorankündigung ganz zu schweigen. Es gab also einen Preis der Nationen beim deutschen CHIO, aber nicht bei der FEI. So einfach ist das. Das alles wäre ja noch verständlich, würde die FEI auch die Gebührenschraube etwas lockern. Ganz im Gegenteil. Im Abschöpfen war die FEI immer schon einsame Spitze. In Aachen sackte sich der Weltverband rund 20 Prozent ein, ganz schön happig, lag doch das Gesamtpreisgeld für die Springprüfungen bei 1.977.800 Euro…

 

Wie gesagt, ganz schön deftig allein dafür, die Genehmigung zur Durchführung des Turniers überhaupt gegeben zu haben.

 

Udo Lange – emsiger denn je…

 

Inzwischen ist er 71, aber noch emsiger dabei als früher, so scheint es jedenfalls. Die Rede ist von Udo Lange, 1996 zum „Reitmeister“ geschlagen. Inzwischen wirkt er in Wellington (Florida), in der Nähe von Toronto – und mit der Düsseldorferin Bernadette Brune, die inzwischen in Niedersachsen ein neues Zuhause fand, ist er erfolgreich auf Turnieren unterwegs. Den Ausbildungsstall in Röttingen bei Würzburg hat nun die Tochter seiner Partnerin –seit 24 Jahren ein Team – Christilot Hanson-Boylen übernommen.

 

Die Mutter floh 1949 mit dem damals fünfjährigen aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) in den Westen, der Vater war vor Stalingrad gefallen. Im Zug Richtung Berlin saßen die beiden fast ständig auf der Toilette, „so hatten wir Angst. Wenn wir entdeckt worden wären, hätte man uns garantiert wieder  zurückgeschickt nach Dresden, meine Mutter wäre mit Sicherheit eingesperrt worden, und mich hätte man in ein Heim gesteckt“, sagt Udo Lange. Aus einem Auffanglager wurden sie nach Düren ins Rheinland geschickt. Dort lernte Udo Lange, inzwischen 15 Jahre alt, den Ostpreußen Otto Nagel kennen. Der betrieb einen Ausbildungsstall mit Zucht. Lange wurde vom Reitsport angemacht. Er malochte im Stall, hätte auch gerne die Ausbildung zum Reitlehrer oder Zucht und Haltung begonnen, „aber den Beruf gab es ja damals noch gar nicht.“ Nagel, der die Leidenschaft von Lange für den Sport erkannte und auch förderte, empfahl den Jungen dem großen Galopper-Trainer Sven von Mitzlaff in Köln-Weidenpesch, „doch für einen Jockey war ich schon zu groß und auch zu schwer.“ Lange ging zurück nach Düren und war danach im Reitstall Kordes in Hilden tätig. Ein Apotheker, der Springen ritt, wurde empfahl ihn weiter an die Westfälische Reit- und Fahrschule in Münster, wo der große Pferdemann Paul Stecken wirkte, dort legte er die Prüfung zum Bereiter ab. Stecken brachte danach den talentierten Udo Lange zur Weiterbildung in einem Internat im Sauerland unter, „wo ich auch Fechten lernte.“ Nach eineinhalb Jahren rief ihn Paul Stecken an und sagte: „Du, Udo, ich habe etwas für Dich.“

 

Udo Lange griff bei der Offerte eines pensionierten Oberst in Ludwigsburg bei Stuttgart zu. Dort konnte er sich endlich in allen Disziplinen probieren und austesten, „ich war sogar 1966 Meister in der Vielseitigkeit von Baden-Württemberg.“ Er ritt auch Springen, „mein letztes S in Donaueschingen 1967.“

 

Bei Oberst H.W. Aust begegnete er dem etwa acht Jahre alten Vollblüter namens  „Waffenschmied“, der hatte seine Laufbahn auf der Rennbahn bereits beendet und „sollte vor allem Jagden gehen“. Mit und auf „Waffenschmied“ begann für Udo Lange die Karriere als Dressurreiter, „ich probierte mit  dem Wallach Wechsel und Pirouetten“. 1968 trat Lange erstmals in einer S-Dressur an „und ich wurde stolzer Achter, ich stand dabei sogar neben dem großen George Theodorescu“. Der Unternehmer Gustav Epple holte bald darauf Udo Lange als Ausbilder in seinen Turnierstall nach Stuttgart-Degerloch, 1970 gewann er seine erste S-Dressur, 1971 ritt er seinen ersten Grand Prix, 1973 und 1974 verdingte er sich an den Stall der Eltern von Ulla Salzgeber in Essen, 1975 wagte er den Ritt in die Selbständigkeit.

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>