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Versuch einer Erinnerung an und für Dirk Hafemeister... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 01. September 2017 um 20:11

Wassenberg. Er war keine Ikone des Reitsports, nicht jener Allerweltskerl in Reitklamotten, der in Magazinen als Legende beschrieben wurde - er war einfach nur Dirk Hafemeister, ein Berliner mit der entsprechenden „Schnauze“, der wusste, was er kann und was nicht. Er hängte den gegebenen Reichtum nicht heraus, nicht den Olympiasieger, er war einfach zu jedermann nett… Nun ist er gestorben, mit gerademal 59 Jahren.

 

 

Man kann es nicht glauben. Also wird die bekannte Handynummer angewählt. Der Ruf geht durch, siebenmal, dann kommt die bekannte Stimme, die da sagt: „Hier ist die Mailbox…ich werde zurückrufen.“ Es ist seine Stimme, alles irreell, fast makaber. Doch Dirk Hafemeister wird nie mehr anrufen. Der Springreiter mit dem unglaublichen Humor, ohne zu verletzen, ist tot. Herzversagen, heißt es, gestorben am 31. August.

 

Als Dirk Hafemeister am 17. April 1958 in Berlin auf die Welt kam, war er bereits reich. Einziger Sohn des Ehepaares Dorle und Dieter Hafemeister, die beide ihr ganzes Leben nach dem Sohn ausrichteten. Dieter Hafemeister hatte von seinem Vater ein Bestattungsunternehmen übernommen, und nach Ende des Zweiten Weltkriegs fuhr er im zerbombten Berlin Leichen zum Friedhof, „Tausende, bis ich seelisch und von der Kraft her am Ende war“, wie er mal erzählte. Er beendete das Geschäft mit dem Tod und begann Möbel und Schutt zu transportieren, mit seinen Pferdefuhrwerken, und mit Arbeitspferden handelte er auch. Er fuhr den Sand weg aus Baustellen, „der kostete ja nichts“, er aber verscherbelte ihn. Für damalige Verhältnisse wurde er bereits wohlhabend im kaputten Deutschland. 1984 verkaufte er sein Unternehmen und stieg in den Tiefbau ein, zu bauen gab es damals ja überall in der Trümmerlandschaft Berlin. 1957 heiratete er Dorle, sie hatte er kennengelernt, da sie abends nämlich immer seine an ein Hippodrom vermieteten Wagenpferde zurückbrachte.

 

Ein Jahr später kam Dirk auf die Welt. Er sollte sein Erbe übernehmen, hatte aber keine Lust dazu. Das Studium der Wirtschaftswissenschaft schmiss er hin, er wollte nur reiten. Dieter Hafemeister verkaufte sein inzwischen zum Imperium gewachsenes Tiefbauunternehmen, darunter 200 Einheiten, Lastwagen, Kräne und Bagger. Alles wurde zu Geld gemacht. Er baute die Reitsportanlage „Berliner Bär“, alles für seinen einzigen Sohn.

 

Dirk Hafemeister wäre vielleicht ein Provinzchampion in der damals geteilten Stadt Berlin geworden oder auch geblieben, wäre da nicht Paul Schockemöhle gewesen. Als 1986 Dirk Hafemeister das letzte Springen um die deutsche Meisterschaft im alten Berliner Olympiastadion gewann, ging Schockemöhle auf Vater Hafemeister zu und sagte zu ihm, wenn Dirk nach oben kommen wolle, müsste er das entsprechende Pferdematerial anschaffen und das Training umstellen. Und er verscherbelte den Hafemeisters so nebenbei gleich die Stute Romantika, mit der Dirk Hafemeister wenige Wochen später in Stuttgart in drei Springen erfolgreich war. Danach war Schockemöhle für Dieter Hafemeister die einzige Anlaufstation zum Pferdekauf, und auch auf den kommenden Schockemöhle-Kasselmann-Auktionen (PSI) hielten die Hafemeisters mehrmals das Programmheft so lange oben, bis der Zuschlag erfolgte. Hafemeister sen kaufte, was das Zeug hielt, so u.a. die Holsteiner Stute Orchidee und The Freak, Bonito, Caspar. Insgesamt soll er, so Insider, gut und gerne zehn Millionen Mark – eine ungeheuere Summe damals – ausgegeben haben.

 

Die Hafemeisters zogen um nach Südoldenburg, Dirk quartierte sich ein in einem Stalltrakt von Paul Schockemöhle in Mühlen mit seinen Pferden. Im April 1988 beim Weltcupfinale in Göteborg ritt Dirk Hafemeister mit Orchidee in die internationale Spitze. Er wurde Vierter, drei Abwürfe insgesamt hinter Gewinner Ian Millar aus Kanada auf Big Ben. Paul Schockemöhle hatte ihn in zwei Jahren nach oben trainiert. Dieter Hafemeister damals: „Ich habe nur einen Sohn, und wenn ich es ermöglichen kann, dass er Olympiasieger wird – dann mache ich es.“

 

Dirk Hafemeister wurde Olympiasieger im gleichen Jahr in Seoul, auf Orchidee zusammen mit Wolfgang Brinkmann auf Pedro, Franke Sloothaak auf Walzerkönig und Ludger Beerbaum auf The Freak, der auch Dieter Hafemeister gehörte und als Ersatzpferd nach Korea mitgeflogen worden war und dann zum Einsatz unter Beerbaum kam, wiel dessen Landlord wegen einer leichten Lahmheit nicht gesattelt werden konnte.  Sechs Jahre danach in Den Haag bei den zweiten Weltreiterspielen ritt Dirk Hafemeister  zu Teamgold zusammen mit Sloothaak auf Weihaiwej, Sören von Rönne auf Taggi und Ludger Beerbaum auf Ratina Z.

Irgendwann beendete er seine sportliche Sattelkarriere. Ohne Applaus, ohne Publikum. Er verkaufte seine Spitzenpferde, darunter z.B. PS Priamos an Dietrich Schulze, Ehemann von Madeleine Winter-Schulze. Er verlegte sich auf Handel und Ausbildung junger Pferde in der neuen Anlage in Fürstenau, die mit viel Pomp eingeweiht worden war. Und er wurde ein gefragter Trainer, wahrlich kein schlechter. Wie viele seiner Schüler sagen. Er hatte Spaß an seiner neuen Tätigkeit, war viel unterwegs und eifrig, denn er vermochte Wissen und Erfahrung auch in Worten zu vermitteln, auch in anderen Sprachen wie auf  englisch. Sein Vater Dieter starb am 18.April 1996. Bis zuletzt hielt sich die Mär, der habe viel Geld irgendwo verbuddelt, was Dirk und einige andere aus dem engeren Umfeld jedoch als Phantasiegeschichten stehen ließen.

 

Dirk Hafemeister lebte zuletzt in zweiter Ehe mit einer international sehr angesehenen Tierärztin in Hanau bei Frankfurt.


 


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