Düstere Wolken am deutschen Springreiter-Himmel - Himmelblau nur in der Dressur Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 30. April 2018 um 15:05

 

Denis Nielsen auf dem zwölfjährigen Hengst Dsp Cashmoaker - Gewinner der ersten Wertungsprüfung im Rahmen der Riders Tour in Hagen a.T.W,

(alle Fotos Kalle Frieler)

Hagen a.T.W. In Hagen am Teutoburger Wald begann die große internationale Freiluftsaison im deutschen Turniersport mit dem Sieg von Exmeister Denis Nielsen im Großen Preis als Auftakt der Riders Tour und in der Dressur mit den erwarteten Erfolgen der deutschen Championatsreitern. Und Hausherr Uli Kasselmann erhielt von berufener Persönlichkeit höchstes Lob für den exzellenten Boden im Springstadion.

 

 

Den deutschen Championatskader im Springreiten bilden Simone Blum (Zolling), Marcus Ehning (Borken), Laura Klaphake (Mühlen), Maurice Tebbel (Emsbüren) und Philipp Weishaupt (Riesenbeck), die beiden Weltklasseathleten Daniel Deußer (Rijmenam) und Christian Ahlmann (Marl) gehören nicht mehr dazu, weil sie die Schiedsvereinbarung mit dem deutschen Verband (FN) nicht unterschrieben, sie werden somit auch nicht mehr zu offiziellen Turnieren abgestellt. Beim Saisonauftakt in die große grüne deutsche Saison in Hagen am Teutoburger Wald startete aus dem aufgeführten Kader keiner auf dem Kasselmannhof. Marcus Ehning blieb zuhause bei der Familie, Weishaupt und Laura Klaphage ritten in der Equipe beim CSIO der Slowakei in Samorin, wo der Allgäuer Weishaupt zwar den Großen Preis gewann, aber im Preis der Nationen als erstem Wettbewerb in der höchsten Liga sprang nach zwei Umläufen nur der siebte und somit vorletze Platz für die deutsche Equipe heraus. Bundestrainer Otto Becker sprach anschließend von einer kommenden schwierigen Saison, und dass man sich den Beginn der Nationen-Preis-Serie anders vorgestellt habe.

 

Ob einer der fehlenden deutschen Kaderreiter besser gewesen wäre als der Sieger im Großen Preis in Hagen als Auftakt der Riders Tour im Rahmen von „Horses & Dreams“, lässt sich nicht beweisen. Und Sieger Denis Nielsen (27) wird sich schon zu allerletzt darüber Gedanken machen. Der deutsche Titelträger von 2015, jetzt zuhause im bayerischen Isen bei München, setzte sich auf dem Hengst Cashmoaker von Calido I mit Bestzeit in der entscheidenden zweiten Runde  durch und kassierte ein Preisgeld von 18.750 Euro. Dahinter folgten der Österreicher Christian Rhomberg auf Saphyr des Lacs (15.000), der Ire Cameron Hanley auf Quirex (11.250) und der frühere Team-Europameister Markus Beerbaum (Thedinghausen) auf Cool Hand Luke (7.500). Ebenfalls ohne Fehler blieben Markus Renzel (Alt Marl) auf Stella (5.250) und Gerrit Nieberg (Wolbeck) auf Contagio (4.150 €).

Tour-Chef Paul Schockemöhle, dreimal Springreiter-Europameister und mit der Equipe Vizeweltmeister 1982, sagte hinterher: “Das war ein anspruchsvoller Parcours, gut gemacht, und auch jeder andere Reiter hätte da nicht leicht gewinnen können.“ Am Start im Großen Preis (Dotierung 75.000 €) waren 48 Reiter, 13 beendeten das Springen vorzeitig. Der zweite Wettbewerb der Riders Tour folgt in zwei Wochen in Hamburg um das „Blaue Band“ des Derbysiegers.

 

Gastgeber Uli Kasselmann schätzt die Zahl der Besucher, die auf den Borgberg kamen, auf rund 67.000, über viermal soviel wie Hagen Einwohner zählt. Erfreut besonders war er über das Lob, das Prof. Dr. Lars Röpstorff von der Universität Uppsala/ Schweden spendete. Der gebürtige Däne, auch in Diensten des Reiterweltverbandes (FEI) unterwegs, absoluter Experte, nannte den Boden im Springstadion „exzellent, was besseres gibt es zur Zeit nicht.“ Geritten wird auf einem speziellen Bodenbelag, dessen obere Sandschicht mittels einer computergesteuerten Maschine abgezogen wird und somit ganz eben ist bzw. ein gewünschtes Gefälle aufweist. Der Boden ist außerdem aufgrund einer mehrjährigen Studie so ausgetüftelt, dass er Stürze mildert. Turnierchef Ulli Kasselmann: „Ein Sturz aus einer Höhe von 3,20 Meter Höhe ist dann vergleichbar mit einem Fall aus 1,20 m.“ Das Verfahren eines solchen Bodenbelags ist inzwischen patentiert.

 

In der Dressur nichts Neues…


Kristina Bröring-Sprehe auf dem Hannoveraner Hengst Desperados FRH von De Niro x WolkensteinII - wie in Dortmund vor wenigen  Wochen auch in Hagen bei "Horses & Dreams meets the Royal Kingdom of Jordan" erfolgreich im Grand Prix und in der Kür

 

Das Neue an der deutschen Dressur ist wieder einmal, dass es nichts Neues gibt. In dieser Sportart, die so von Geduld und Disziplin – neben dem Talent als Basis - geprägt ist. So werden in den kommenden Jahren in der deutschen Equipe bei Olympia oder Championaten die gleichen Gesichter zu sehen sein, und zunächst auch mit den bekannten Pferden. An der Tete reiten wird zunächst weiter Isabell Werth, die Allesgewinnerin, die aber so nebenbei in Hagen ebenfalls sagte, manchmal habe man im Stall auch etwas anderes als einen Schnupfen. Ob die großartige Stute Bella Rose, Goldross in der Equipe bei den Weltreiterspielen 2014 in der Normandie und dann vor den Einzelentscheidungen krankheitsbedingt  zurückgezogen, nochmals in den großen Sport zurückkehrt, ist ungewiss. Isabell Werth, mit 30 Einsätzen in einem Dressur-Nationen-Preis in Deutschland zusätzlich eine Rekordhalterin, weiß es auch nicht. Die sechsmalige Olympiasiegerin gewann in Hagen auf Emilio den Grand Prix und wurde Zweite im Grand Prix Special hinter Sönke Rothenberger (Kronberg), der den holländischen Wallach Cosmo (11) erstmals wieder nach der Winterpause vorstellte und ganz anders präsentierte als im Grand Prix, wo der dritte Platz blieb.

 

 

Sönke Rothenberger und der elfjährige holländischen Walach Cosmo von Van Gogh x Fruhling/ Landjonker - Zweite im Grand Prix - Erste im Grand Prix Special

 

Auf der anderen Tour mit Kür als Höhepunkte ritt die frühere Weltranglisten-Erste und Team-Olympiasiegerin Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) den Rapphengst Desperados so, als hätte er gar keine Pause gehabt, frisch und erfolgreich. Wie schon ein paar Wochen zuvor in der Dortmunder Westfalenhalle. Und wenn nun auch Dorothee Schneider (Framersheim) ihren Wallach Showtime wieder sattelt, sind diese Vier stets erste Wahl für eine Mannschaftsnominierung. Diese „Sorgen“ von Monica Theodorescu hätten andere Bundestrainer sicher gerne. Egal in welcher Sportart auch immer.  Und sollte jemand ausfallen wegen Erkrankung des Pferdes oder eigener Malaise, steht zum Beispiel Jessica von Bredow-Werndl parat.

 

Deutschland ist die alte Dressurmacht von einst, mit kleineren Unterbrechungen durch die Niederlande und danach durch Großbritannien, wobei der kurze Ruhm der Briten einzig auf Valegro unter Charlotte Dujardin beruhte. Danach kam direkt nichts, wie nicht anders in den Niederlanden, unmittelbar nach Anky van Grunsven auf Bonfire, als Totilas mit Edward Gal im Sattel alle Welt, nicht nur Reitsportinteressierte, verzückte – nach Deutschland verkauft wurde, und der Zauber fast abrupt und geradezu schmerzhaft endete.

 

 

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