Reiten bleibt Teil des Modernen Fünfkampfes Drucken
Geschrieben von: ProPferd.At/ DL   
Dienstag, 24. August 2021 um 18:10

Wien. Die Föderation "Internationaler Moderner Fünfkampf" hat nach den Vorkommnissen von Tokio konkrete Maßnahmen zum Wohlergehen der Pferde vorgestellt, eine eventuelle Herausnahme der Disziplin Reiten wurde abgelehnt, wie ProPferd.At berichtet.

 

Der Internationale Dachverband des Modernen Fünfkampfs (UIPM = Union Internationale de Pentathlon Moderne) hat im Gefolge des olympischen Eklats von Tokio erste konkrete Maßnahmen vorgestellt, die das Wohlergehen der Pferde im Wettkampf verbessern und mehr Sicherheit für alle Teilnehmer schaffen sollen.

Hier die wesentlichen Maßnahmen im Überblick:

– Die UIPM wird eine „Arbeitsgruppe Reiten“ (Riding Working Group) einsetzen, um den Wettbewerb in Tokio 2020 umfassend zu überprüfen. Diese zehnköpfige Arbeitsgruppe wurde – mit Olympiasieger Janusz Peciak (POL) als Vorsitzenden – bereits gebildet und wird in den kommenden Wochen regelmäßige Online-Meetings durchführen, um den Reitwettbewerb bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 zu untersuchen und Maßnahmen zu erörtern, die eine Wiederholung der erschütternden Szenen, die sich in Tokio abgespielt haben, künftig zu vermeiden. Die „Arbeitsgruppe Reiten“ wird auch die Notwendigkeit von Änderungen des UIPM-Ethikkodex für das Wohlergehen von Pferden bewerten und gegebenenfalls Änderungen ausarbeiten;

– UIPM wird einen Entwurf für modifizierte Wettbewerbsregeln der Teildisziplin Reiten vorlegen, die auf das neue Format des Modernen Fünfkampfs zugeschnitten sind, das 2022 mit weniger Sprüngen und niedrigeren, einfacheren Hindernissen eingeführt wird;

– Empfehlungen aus allen oben genannten Punkten werden zusammengestellt und dem UIPM Executive Board (EB) während seiner nächsten Sitzung in Monaco am 24./ 25. November 2021 vorgelegt;

– Das Präsidium wird sich dann auf die entsprechenden Anträge einigen, die dem UIPM 2021-Kongress vorgelegt werden sollen, der vom 26. bis 28. November 2021 online stattfindet;

– UIPM wird eine neue Reihe von Richtlinien und Online-Bildungstools für das Wohlergehen von Pferden bereitstellen, die auf Sportler und Trainer zugeschnitten sind;

– UIPM wird die Inhalte der Kurse im Coaches Certification Program (CCP) und Judges Certification Program (JCP) anpassen, um dem Tierschutz durch spezielle Module mehr Gewicht zu verleihen;

– Ab 2022 werden allen technischen Delegierten der UIPM Schulungs- und Fallstudienmaterialien zur Verfügung gestellt, um sie besser für den Umgang mit bestimmten Situationen und Szenarien bei Wettbewerben vorzubereiten.

Ersatz des Reitens kommt nicht in Frage

Eine Streichung der Teildisziplin Reiten bzw. einen Ersatz durch eine andere Disziplin schließt UIPM-Präsident Dr. Schormann explizit aus: „UIPM bleibt dem Reiten als integralem Bestandteil des Modernen Fünfkampfs, basierend auf der Vision von Baron Pierre de Coubertin, voll und ganz verpflichtet. Wir haben den Modernen Fünfkampf bereits in vielerlei Hinsicht angepasst und erneuert, basierend auf Expertenrat und Feedback sowohl innerhalb als auch außerhalb unserer globalen Sportgemeinschaft. Der Kongress der UIPM 2021 bietet den nationalen Verbänden die Möglichkeit, ihre Meinungen dazu zu äußern. Im Namen des UIPM-Vorstands freue ich mich darauf, mit allen betroffenen Parteien zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass wir die erforderlichen Anpassungen vornehmen, um der Disziplin Reiten im Modernen Fünfkampf eine sichere Zukunft zu bieten.“

Fünfkampf künftig „kürzer, dynamischer, kompakter"

Bereits im Juni hatte das Exekutiv-Komitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) das neue Format des Modernen Fünfkampfs für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris akzeptiert. Bei diesem neuen Format sollen sämtliche fünf Disziplinen innerhalb von 90 Minuten absolviert werden –es basiert auf einem Ausschluss-System, bei dem nur 18 Athleten in jedem Finale teilnehmen, was einen „kurzen und dynamischen Ablauf des Wettkampfs“ gewährleisten soll. Die UIPM wörtlich: „Diese Vision für 2024 soll den Modernen Fünfkampf kürzer, schneller, flüssiger und kompakter und für alle Zielgruppen verständlicher machen.“

Disziplinarausschuss wird Tokio-Eklat untersuchen

Parallel dazu sollen aber auch die unrühmlichen Szenen von Tokio gründlich aufgearbeitet werden. Mittlerweile hat der UIPM-Vorstand einen Disziplinarausschuss eingesetzt, um die Ereignisse vom 6. August zu untersuchen, die weltweit für soviel Aufsehen und Aufregung gesorgt haben. Dieser Ausschuss umfasst drei Personen und besteht aus Rob Stull (Präsident der NORCECA Modern Pentathlon Confederation), Martin Dawe (UIPM-Vorstandsmitglied für Marketing) und Dr. Viacheslav Malishev (UIPM-Vorstandsmitglied für Entwicklung).

Weiter heißt es: „Die UIPM verurteilt aufs Schärfste jegliche Misshandlung, ob online oder offline, die sich gegen Personen richtet, die an den Ereignissen vom 6. August beteiligt sind. Es gibt in unserem Sport keinen Platz für irgendeine Form von Misshandlung – und die UIPM wird mit den nationalen Verbänden aller Betroffenen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Opfer angemessene Unterstützung erhalten.“

FEI steht beratend zur Seite


Am 17. August hat sich UIPM-Präsident Dr. Klaus Schormann mit Ingemar de Vos, dem Präsidenten des Internatinalen Reiterverbandes (FEI), getroffen, der unmittelbar nach dem Eklat von Tokio seine Unterstützung angeboten hatte. Der Belgier erklärte sich bereit, zwei Spezialisten zur Verfügung zu stellen, die die UIPM hinsichtlich springsport-technischer sowie veterinärmedizinischer Fragen, die im Zusammenhang mit dem Pferdewohl stehen, beraten sollen. UIPM-Präsident Dr. Schormann dazu: „Ich freue mich, dass wir von der FEI zusammen mit unserer eigenen Expertise im Modernen Fünfkampf unterstützt werden, während wir an Lösungen arbeiten, die zu einem verbesserten Wohlergehen der Pferde und der Sicherheit der Athleten in unserem Sport führen. Ich bin FEI-Präsident Ingmar de Vos dankbar und freue mich sehr, dass wir eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Internationalen Verbänden beginnen können.“

 

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