Europas erfolgreichstes Pony Wombel: Abschied in Gahlen Drucken
Geschrieben von: T.Z.   
Mittwoch, 05. Januar 2011 um 16:42

 

Gahlen. Aachen oder Stuttgart waren meist die Schauplätze zum Verabschieden großer deutscher Sportpferde. Manchmal geht`s  auch anders. So zieht beispielsweise die dreimalige Olympiasiegerin Monica Thedorescu ihren angehenden Rentnern einfach das Stallhalfter ab und schickt sie mit einem Klaps auf die Weide. Oder man macht`s eben in Gahlen, wo am kommenden Samstagabend eines der erfolgreichsten Springponys Europas in Pension geht: Wombel.

 

Pony Wombel, von Mutter Anja Zell entdeckt, später mit den Töchtern erfolgreich im Parcours, hier mit Miriam Zell

(Foto: privat)

1996 entdeckte den Schimmel in der Nachbarschaft  Anja Zell. Sie nannte ihn „Wombel“, weil das dreijährige Pony ohne Papiere so struppig war und eigentlich nach wenig aussah. Frech und nicht gerade kinderlieb bereits beim Freilaufen zeigte sich der Wallach, er sprang kurzerhand mal einfach mir-nichts-dir-nichts aus dem Paddock, über eine 1.30 m hohe Umzäumung. Ursprünglich sollte das Pony ja für Mutter Anja Zell sein...

 

2000 wurde  Wombel, 6-Jährig, von der damals neun Jahre alten Tochter Carolin  übernommen und  in den ersten Springreiter-Wettbewerben und in Vielseitigkeitsprüfungen der Klasse „E“ vorgestellt. Wombel und Carolin holten den ersten Titel im Springen und wurden Kreismeister des Kreisverbandes Wesel! Beim  Springen um die Vereinsmeisterschaft des RV Lippe-Bruch-Gahlen  vergaß Carolin das letzte Hindernis und schied aus...

 

2003 war ein prägendes Jahr, das Paar ging im niedersächsischen Kreuzkrug das erste Mal in einer Springprüfung der Klasse M an den Start und konnte auf Anhieb gewinnen. Die Eltern von Carolin beschlossen, mit diesem Sieg das Turnier sofort zu beenden. Carolin hingegen wollte den Siegeslauf von Wombel nicht abreißen lassen und bekniete ihre Eltern, um weiter reiten zu dürfen. Und siehe da: Wombel „zog“ sich souverän auch die nächsten beiden Prüfungen der Klasse M rein. Über Nacht wurde Wombel bundesweit durch diese “drei sensationellen Erfolge“ bekannt. Gleichzeitig kamen die ersten  Kaufangebote. Es fiel nicht leicht, bei solchen Geboten „nein“ zu sagen. Dafür kam Carolin mit Wombel in den Landeskader.

 

2004 ging es zum ersten Mal auf internationale Turniere. Wombel konnte mit Carolin den ersten internationalen Sieg in Frankreich - „Grand Prix de Fontainebleau“ -  mit nach Hause nehmen. In diesem Jahr starteten die beiden auch bei ihrer ersten Deutschen Meisterschaft und belegten auf Anhieb den elften Platz in Steinfeld.

 

2005 in Zeiskam. Hier machte Wombel mit Carolin erneut einen ganz großen Sprung nach vorne und zeigte, dass beide über Ausnahmequalitäten verfügten. Gekürt als Deutsche Meister kamen beide wieder zum RV Lippe-Bruch-Gahlen zurück. Heiner Nachbarschulte, heute Ehrenvorsitzender des Vereins, stellte fest,  dass Wombel  als erster Deutscher Meister im Ponyspringen in die Vereinsgeschichte eingehen wird. Die Aufnahme in den Bundeskader erfolgte im gleichen Jahr. Dazu kamen Internationale Starts in  Italien, Belgien, Frankreich und in den Niederlanden folgten, dazu die ersten Einsätze in Nationenpreisen.

 

2006 dann die erste Nominierung für die Europameisterschaft in Saumur / Frankreich,  Wombel in absoluter Topform. Die Euro-Ponies wurden gemeinsam transportiert. Doch keine 30 km vom DOKR in Warendorf weg, verletzte sich Wombel im LKW und konnte nicht an den Start gehen. Die Verletzung war dramatisch, nach ersten Aussagen sollte es das Aus für Wombel sein. Aber der Schimmel war immer ein Kämpfer. Er rappelte sich wieder auf und nahm schon vier Wochen später an der Deutschen Meisterschaft in Freudenberg teil. Mit einem vierten Platz kam er in seinen Stall nach Schermbeck zurück.

 

2007 Wombel und Carolin wieder in absoluter Höchstform:

-  Sieg im Nationenpreis beim CSIOP Fontainebleau in Frankreich,

-  Sieg im Großen Preis beim CSI Redefin in Mecklenburg,

-  Gold-Medaille Rheinische Meisterin in Langenfeld

 

…und das Sahnehäubchen oben drauf:

-  Silber-Medaille: VIZE-EUROPAMEISTERSCHAFR in Freudenberg!!!

 

Wie Wombel und Carolin am  Anfang auf sich aufmerksam machten, so trennten sie sich auch: Mit drei Erfolgen der Klasse M inklusiv dem Großen Pony-Preis, diesmal in Gahlen, in  Wombel´s Heimatverein.

 

Damit war die gemeinsame Kariere von Carolin und Wombel beendet.

 

Viele Kaufanfragen kamen aus ganz Europa.  E-Mails zum DOKR.

Could I get the telephone-number or the email address of wombel?

I would speak wombel gladly.”

Wombels Telefonnummer??? Bis dahin wusste Familie Zell  noch nicht, dass Wombel ein Telefon hat. Aber die Familie blieb standhaft und lehnte alle Kaufangebote ab.

 

2008 der Wechsel. Wombel mit einer neuen Reiterin, mit Carolins Schwester Miriam. Doch die hing entweder neben oder gar unter dem Pony. Nach anfänglichen Schwierigkeiten brauchte das Paar fast ein Jahr, um Freundschaft zu schließen. Bundestrainer Peter Teeuwen gehörte zu jenen, die auch an dieses neue oder besser andere Paar glaubten. Teeuwen führte ein Sondertraining mit Miriam und Wombel durch. Beide zeigten sehr gute Runden, aber wer Wombel kennt, der wusste, dass Genie und Wahnsinn eben weiter bei ihm dicht nebeneinander liegen oder lagen.

 

2009 begann gut mit einem zweiten Rang im Nationenpreis von Frankreich in Fontainebleau südlich von Paris. Im Mai folgte die erste Medaille,  Bronze beim Preis der Besten als weiteres Highlight. Die Aufnahme in den Bundeskader war erreicht. Weitere Nationenpreis-Einsätze und Platzierungen folgten. Die Nominierung zur Europameisterschaft in Moorsele/ Belgien kam schnell. Dort holte das Deutsche Team mit Wombel Bronze, in der Einzelwertung wurde Miriam Zell Zehnte. .

Zum Abschluss der Saison flog Wombel unter Miriam zum Sieg im Großen Preis der Ponys beim Salut-Festival in Aachen 2009.

 

2010 - das letzte Pony-Jahr. Wombel und Miriam wurden dicke  Freunde, beide in absoluter Topform. National wie auch international war Wombel wieder ein ganz Großer. In den Niederlanden zweiter Platz im Großer Preis von Wierden, Siege und vordere Platzierungen in Nationenpreisen, im Großen Preis beim CSIOP Hagen a.T.W. und, und, und…

Es folgte die vierte Nominierung in die Equipe für die Europa-Meisterschaft.  Diesmal in Bishop-Burton / England. Dort holten Wombel und Miriam mit dem Deutschen Team nicht nur „Gold“, sondern beide ritten DOPPEL-NULL und  waren eine Säule des herausragenden Erfolges. In der Einzelwertung kam das Paar wieder unter die TOP-TEN Europas - mit einem achten Rang.

 

Europameister Wombel mit Miriam Zell

(Foto: privat)

Den letzten Start hatte Wombel bei der diesjährigen Deutschen Jugend-Meisterschaft in Aachen. Der krönende Abschluss einer wahrlich großen Karriere endete mit Silber. Nach diesem wunderbaren Erfolg in der Reiterstadt Aachen entschied Miriam Zell: Letzter Erfolg, letzte Medaille - letzter Start von Wombel, Ende einer wundervollen Laufbahn. Bekanntlich soll man dann aufhören, wenn es am Schönsten ist …. und was gibt es Schöneres, als mit einer Medaille aufzuhören.

Damit verabschiedet sich Wombel als aktueller Mannschafts-Europameister und Deutscher Vizemeister sowie als eines der erfolgreichsten Ponies in Europa - während des Turniers in seinem Verein, dem RV Lippe Bruch Gahlen.

 

PS: Jetzt erhält zwar Wombel (17) wieder eine neue Reiterin, doch ohne Turnierstress. Er wird nur noch möglichst oft durchs Gelände geritten, zum Spaß – von seiner Entdeckerin Anja Zell, dem „besten Stück Zucker der Familie“...

 

Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>