Franke Sloothaak trauert um seinen Lieblingswallach Joli Coeur Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 11. Januar 2011 um 17:02

Borgholzhausen/ Krebeck. Wenige Wochen nach Ratina Z von Ludger Beerbaum ist nun auch Joli Coeur von Franke Sloothaak auf der „himmlischen Weide“. Nach einer Darmverschlingung musste der Fuchs im Alter von 25 Jahren eingeschläfert werden.

 

Joli Coeur, der großartige Wallach, im biblischen Pferdealter von 24 Jahren voller Lebenslust wenige Wochen vor seinem Tod

(Foto: Olaf Rutschek)

Franke Sloothaak (52) ritt unzählige Pferde erfolgreich zu Erfolgen und Pokalen, „doch einen wie Joli Coeur, hatte ich bisher selten. Joli war einmalig.“ Nun ist auch der in Belgien gezogene Fuchswallach nur noch Erinnerung. Wegen einer Darmverschlingung musste der Wallach eingeschläfert werden. Die letzten Jahre hatte Joli Coeur bei Sloothaaks Freund Adelbert Rudolph in Krebeck bei Göttingen genossen. Sloothaak und Rudolph kennen sich aus alten Zeiten, seit 1976. Rudolph ritt und  kaufte bei Alwin Schockemöhle in Mühlen Pferde, das Jungtalent Sloothaak war vom Olympiasieger auf seinen Hof und Turnierstall aus den Niederlanden  geholt worden, beide wurden Freunde.

 

Ahlmann über Joli Coeur: „Ein M-Pferdchen...“

 

Joli Coeur gehörte zunächst dem Belgier Jean-Claude Vangenberghe. Doch dem späteren Grand Prix-Sieger des CHIO von Deutschland in Aachen war der Wallach zu stark, er verkaufte ihn wieder. Über den bekannten internationalen Pferdevermittler Theo Molenaars (Niederlande) kam Joli Coeur zu Franke Sloothaak, und der erinnert sich noch genau an das erste Turnier mit dem Fuchs in Vechta und daran, dass „Georg Ahlmann sagte: Ein schönes Pferdchen für mittelschwere Springen...“. Ahlmann (64), Vater des ehemaligen Doppel-Europameisters (2003) Christian Ahlmann, sollte sich gründlich irren. Joli Coeur wurde eines der erfolgreichsten Springpferde in deutschem Besitz. Unter Franke Sloothaak sprang der Fuchs 1.025.000 Euro ein, „und damals war ja noch eine andere Zeit, da waren die Turniere noch nicht so hoch dotiert wie heute“, so Sloothaak.

 

Herbert Meyer: „Außergewöhnlich, gab immer alles...“

 

Deutschlands erfolgreichster Bundestrainer aller Sparten, Herbert Meyer (71), kennt natürlich den Fuchs von Championaten und Olympischen Spielen. Der frühere Coach der deutschen Springreiter: „Joli Coeur war außergewöhnlich, immer leistungsbereit, der Wallach gab immer das Allerletzte.“ Aber auch das wusste der Lilienthaler noch: „Joli war ein Kopper.“ Kopper saugen die Luft nicht über die Nüstern, sondern über das Maul ein. Dazu legen besagte Pferde ihre oberen Schneidezähne irgendwo auf, bei Herbert Meyer war das so: „Ich ritt ja bei Championaten auch die Pferde der Mannschaft. Und wenn ich dann mit Joli Coeur irgendwo stand und die anderen beobachtete, legte der Wallach zum Koppen sein Maul einfach auf meinen Fuß – und koppte eben dort -  und knabberte auch noch an meinen Schuhen herum.“

 

Joli Coeur ein Geschenk für Franke

 

 

Franke Sloothaak auf seinem immer leistungsbereiten Wallach Joli Coeur

(Foto: Werner Ernst)

Auf Joli Coeur gewann Franke Sloothaak  u.a. viermal den Großen Preis in Bordeaux, den Grand Prix von Rom als bisher einziger Deutscher zweimal hintereinander, er holte sich die Großen Preise in Rotterdam, Den Bosch, Zuidlaren, Kiel,  Modena beim unvergessenen Startenor Luciano Pavarotti, in Paris oder Vigo, auf Joli Coeur wurde der dem Reiten gut tuende Sympathieträger und zweifache Weltmeister auf Weihajwei 2004 in Den Haag vier Jahre später in Rom bei den dritten Weltreiterspielen erneut Team-Weltmeister und in der Einzelwertung Dritter.

 

Bekanntlich unterschrieb Franke Sloothaak, der das Reiten in die Schulen trug und bisher 80-Mal für Deutschland in einem Preis der Nationen ritt, 1993 einen Vertrag mit dem Drogentherapiezentrum für Jugendliche "San Patrignano" bei Rimini. Der damals 57 Jahre alte Vincenzo Muccioli hatte ihn verpflichtet und entsprechend auch den Beritt gekauft. Der Italiener, Hotelier, Millionär, der sich das Lebensziel „Hilfe für drogenabhängige Jugendliche“ gesetzt hatte, sagte damals auf die Frage, warum gerade Franke Sloothaak: „Er hat Ausstrahlung, ist ein Könner, er ist ein Vorbild für die Jugend.“

 

Muccioli hatte auf dem vier Millionen Quatratmeter großen Terrain einen eigenen ziemlich autarken Staat gegründet. An die 3.000 Menschen leben dort fast ständig. Es werden auch Deutsche Doggen und Pferde gezüchtet. Für die Pferdezucht kamen deshalb logischerweise nur Hengste oder Stuten in Frage. Für Franke Sloothaak machte Muccioli eine Ausnahme: „Weißt Du was, sagte er, weil du es bist, Du erhälst Joli Coeur als Geschenk.“ Wie auch alle anderen Pferde von Franke Sloothaak trugen die Tiere später den „Vornamen“ San Patrignano. Joli Coeur, übersetzt: „Bildhübsches Herz“, war das zweite Springpferd  nach der Schimmelstute Dorina, das der Italiener kaufte.

 

Joli legte sich vor seine alte Box...

 

Weil Franke Sloothaak für den „Rentner“ Joli Coeur auf seinem Hof in Borgholzhausen nicht den entsprechenden Platz hatte, vor allem keine Weiden, verbrachte der Fuchs seine letzten Jahre bei Adelbert Rudolph in Krebeck zusamen mit dem früher ebenfalls von Sloothaak vorgestellten Wallach Sundance Kid.. Und dort war im Rahmen von Umbaumaßnahmen auch für Joli Coeur eine viel größere, neue Box aufgestellt worden, deshalb musste der Wallach vorübergehend umgestallt werden. Eines Morgens wunderte sich Adelbert Rudolph nicht schlecht. Da lag nämlich Joli Coeur auf einer Handvoll Heu vor seiner alten Box. Auf irgendeine Weise hatte er die Boxentür des neuen Heims aufbekommen und war zurück zum alten "Zuhause" gegangen.

 

Das macht diesen Joli Coeur zusätzlich fast menschlich...

 

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