Öffnung Olympias nutzte John Whitaker und Milton nichts mehr... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 28. September 2011 um 20:09

 

Wassenberg. Seit 30 Jahren gibt es keine Unterschiede mehr zwischen Profis und Amateuren, der Olympische Kongress in Baden-Baden schaffte dieses „Wunder“, was im Springreiten nur einem nichts nützte – dem Briten John Whitaker mit Milton…

 

Die Amateure durften nach Olympia, die Profis nicht. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wachte streng und geradezu fast bigottisch über die Regeln, vor allem der damalige Präsident Avery Brundage aus Großbritannien. Der schickte beispielsweise den großen alpinen Skirennläufer Karl Schranz vom Olympiaort Sapporo 1972 nach Hause, weil der mal in einem Trikot mit einer Kaffeereklame gekickt hatte. Und ein Jahr später hatte der britische Reiter-Präsident Prinz Philip auch eine derlei abartige Idee. Er schickte seinen Springreitern ein Papier zu, darauf sollten sie ihren Beruf angeben. Und weil einige gar nicht antworteten oder einen Job angaben, der dem Königin-Gemahl nicht passte, bekamen 24 von ihnen postwendend den Berufsreiter-Ausweis. Unter den zu Profis erklärten waren  unter anderem die heute noch sehr bekannten Geoff Billington, Liz Edgar, Graham Fletcher, Weltmeister David Broome, Ex-Europameister Paddy McMahon, Malcolm Pyrah, Nick Skelton, Harvey Smith und dessen Sohn Robert Smith. Darunter war auch Caroline Bradley, die damals weltbeste Springreiterin.

 

Bei einem Abendessen 1974 drängte Prinz Philip den deutschen Präsidenten Dieter Graf Landsberg-Velen, doch dem britischen Beispiel zu folgen. Landsberg lehnte ab, Prinz Philip warf verärgert das Essbesteck auf den Tisch, wie später der langjährige deutsche Verbandschef erzählte. Landsberg hatte sich nämlich längst abgesichert, die angeschriebenen deutschen Springreiter hatten bei der Berufsbezeichnung „Kaufmann“ angekreuzt, „und das war für mich bindend.“ Doch die Haltung des deutschen Grafen verärgerte Prinz Philip, gleichzeitig auch Weltpräsident, derart, dass er den Sauerländer nicht als seinen Nachfolger vorschlug, sondern seine Tochter Anne, wobei er damals gleichzeitig der Mitgliederversammlung drohte, sollte sie ablehnen, „dann bleibe ich Präsident.“

 

Mit seiner Nacht- und Nebelaktion verärgerte Prinz Philip damals 1973 nicht nur die Springreiter seiner Insel, auch die Eltern von Caroline Bradley. Denen gehörte nämlich inzwischen ein Schimmel mit Namen Milton, der später die Welt begeisterte und auch 1,6 Millionen Euro an Preisgeld neben 30 Autos einsprang. Für Caroline Bradley erfüllte sich der Traum von Olympia nicht mehr. Sie erlag einem Herzinfarkt am 1. Juni 1983 bei einem Turnier in Ipswich. Milton ging an John Whitaker, der sich verpflichten musste, auf dem Wallach nie bei Olympia oder bei einem Turnier in  Ipswich zu starten.

 

Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul wäre Whitaker auf Milton der erklärte Favorit gewesen, doch die Bradleys mochten immer noch nicht vergessen, dass ihrer Tochter wegen Prinz Philip Olympia verschlossen geblieben war. Für die Spiele 1992 in Barcelona ließen sie sich dann doch noch einmal erweichen, John Whitaker durfte auf Milton starten. In der Entscheidung um Einzelgold passte gar nichts, über 19 Fehlerpunkte im Parcours B, fast ein Sturz – am Ende Platz 14. John Whitaker später: „Milton hatte in seiner ganzen Karriere nur einen schwachen Tag – das war bei den Olympischen Spielen in Barcelona.“

 

 

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