"Geschäft im Sport sollte auch fair sein..." Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 01. Februar 2013 um 17:21

 

London. Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen Wolfgang Goetz und dem Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV) als Ausrichter des alljährlichen Offiziellen Internationalen Reit- und Fahrturniers (CHIO) von Deutschland begannen 1995 – ein Ende ist weiter nicht abzusehen. Eine weitere Verhandlung in Aachen brachte nichts.

 

Von 1992 bis 1995 hat die schwäbische Firma GEM, Gesellschaft für Entwicklung von Medienprojekten, im Auftrag des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV) und der Aachener Reitturnier GmbH (ART) den CHIO weltweit und exklusiv vermarktet. Als Klaus Pavel 1994 Präsident wurde, setzte er in einer seiner ersten  Amtshandlungen ein Jahr danach Wolfgang Goetz,  Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der GEM, vor die Tür. Seither laufen die juristischen Auseinandersetzungen – 18. Jahr.

Wie kamen Sie vor über 20 Jahren an den Auftrag, den CHIO weltweit zu vermarkten?

 

Wolfgang Goetz: “Wir hatten nach Einschätzung des damaligen Präsidiums von Hugo Cadenbach und Kurt Capellmann das beste Konzept. Es hatte ca. zwei Jahre gedauert, bis man sich in der Soers entschloss, die Gesamtvermarktung exklusiv und gesamtheitlich in unsere Hand zu legen. Ein großer Vertrauensbeweis. Schließlich fand die Gründung unserer Gesellschaft, der GEM, auf den ausdrücklichen Wunsch des Präsidiums statt.”

 

Wie lief damals alles ab, schließlich betraten Sie als Tennis-Mann im Rieten ziemliches Neuland?

 

Wolfgang Goetz: “Bereits ab dem CHIO 1992 haben wir die einzelnen Elemente, Werbebanden und -hindernisse, TV-Werbung, Hospitality, Ausstellerbereich, Progammheft, Aussenauftritte, gesellschaftliche Veranstaltungen usw. zunächst umstrukturiert und neue Pakete geschnürt,  die den Anforderungen der Sponsoren viel besser gerecht wurden. Das ganze Erscheinungsbild des CHIO wurde vollständig erneuert und verbessert. Das hat  dem ALRV, und damit natürlich auch der GEM, ziemlich Geld in die Kasse gespült. Die Sponsoren waren ja auch gerne bereit, für integrierte und gesamtheitliche Konzepte mehr zu bezahlen.”

 

Können Sie konkrete Beispiele nennen?

 

Wolfgang Goetz: “Als wir 1991 buchstäblich mit der Knochenarbeit anfingen, sah es im Ausstellerbereich aus wie auf der Kirmes! Über viele Jahre hatte sich nichts verändert, es war eben so, wiel man sich daran gewöhnt hatte. Da standen im Ausstellerbereich zum Beispiel Camping-Zelte, Holzhütten aus der Eifel und Fahrzeuge wie Bus, Lieferwagen oder Anhänger. Die Tribüne mit den schönen Hufeisentischen für die Gäste war eine Superidee, die ich mit Luciano Pavarotti in Modena für sein CSIO entwickelt hatte. Auch das ganze Hospitality-Angebot und die Lounges für Firmen, heute gang und gäbe, haben wir beim CHIO eingeführt: Aber auch das gastronomische Angebot sowie das Preis-/Leistungsverhältnis für die breite Masse der Besucher, gerade die sind für das Turnier ja wahnsinnig wichtig, haben wir damals stark verändert und verbessert.”

 

Der Erfolg gab Ihnen offensichtlich Recht, denn sonst hätte man nicht schon 1994 Ihre Verträge vorzeitig bis mindestens 1998 verlängert?

 

Wolfgang Goetz: “Das stimmt. Und nachdem Verträge zu erfüllen sind, dachten wir dann auch, auf die ganz beachtlichen Erfolge und Einnahmensteigerungen aufbauen zu können, bis dann der neue Präsident  Pavel in der Presse verkündete, ich könnte das, was notwendig sei, nicht alles leisten und deshalb würde meine Tätigkeit mit dem CHIO 1995 enden. Das aus der Presse entnehmen zu müssen, nach Jahren treuer und sehr, sehr guter Arbeit, ist äußerst bitter. Die Zahlen sprachen ja eine deutliche Sprache. In meiner damals bereits langjährigen Tätigkeit in der Branche war mir so etwas noch nicht passiert.”

 

 

In der Szene meint man, Klaus Pavel mochte Sie nicht. War dies der Grund?

 

Wolfgang Goetz: “Konsul Pavel hat mich einmal als “schwäbisches Krokodil“ bezeichnet. Damals fand ich das eher lustig! Wenn dem aber so gewesen sein sollte, dann hätte er sich doch mit uns an einen Tisch setzen und die Verträge fair und einvernehmlich auflösen können. Sein Plan war jedoch, mich bzw. die GEM auszuhungern. Zitat des damaligen Beiratsvorsitzenden des ALRV und Rechtsanwalts: Einen Prozess stehen Sie nie durch!“

 

Haben Sie nach nun nach 18 Jahren nicht das Vertrauen in die Justiz verloren?

 

Wolfgang Goetz: “Nein, im Gegenteil! Wie die Gerichte rechtskräftig festgestellt haben, gingen alle Kündigungen, auch die nachgeschobenen, ins Leere.”

 

Den daraus entstanden Schaden müsste man Ihnen doch ersetzen?

 

Wolfgang Goetz: “Es sollte eigentlich ganz normal sein, dass man den Schaden zu ersetzen hat, wenn man Verträge bricht. Das Oberlandesgericht Köln hat zum Beispiel bereits 1999 in einem Urteil festgestellt, dass das Verhalten von ALRV und ART massiv vertragswidrig und geschäftsschädigend war. Dies hätte die Herren veranlassen können, uns ein akzeptables Angebot zu unterbreiten - der Fall wäre dann schon längst vom Tisch. Statt dessen habe ich den Eindruck, dass der ursprüngliche Plan beharrlich weiterverfolgt wird, nämlich alles auszusitzen. In dem jetzt immer noch vor dem Landgericht Aachen anhängigen Schadensersatzprozess werden z. B. von ALRV und ART immer wieder Fristverlängerungen beantragt. Die Sache soll einfach in die Länge gezogen werden, um uns mürbe zu machen. Es sollte nicht nur im Sport, sondern auch im Geschäft mit dem Sport fair zugehen.”

 

Eine abschließende Frage: Ihr Nachfolger, Michael Mronz, der macht doch einen guten Job, oder?

 

Wolfgang Goetz: “Super! Aber Herr Mronz kam erst 1997; er war eine Entdeckung des von mir erwähnten Rechtsanwalts. Michael Mronz ist als Sportmanager erfolgreich und ein Vollprofi! Er hat keine Verträge gebrochen. Er versteht es außerdem ohne Frage auch ganz ausgezeichnet, seine  persönlichen Beziehungen zum Vorteil des CHIO zu nutzen. Dass er auf die von uns in den Jahren 1990 bis 1995 geleistete Arbeit aufbauen kann, ist bekannt. Das gönne ich ihm auch von Herzen. Wie ich allen den Erfolg gönne.”

 

 

 

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