Und das soll aus Rios Olympia-Sportstätten werden... Drucken
Geschrieben von: Offz/ DL   
Dienstag, 23. August 2016 um 16:34

Rio de Janeiro. Schon während der Olympischen Spiele sind viele Plätze in den Arenen leer geblieben. Dabei haben diese allein rund 1,9 der insgesamt 10,7 Milliarden Euro gekostet. Nun sind die Sommerspiele in Rio de Janeiro Geschichte - und den Paralympics droht vor Ort die Bedeutungslosigkeit. Was wird danach aus den Sportstätten?

 

 

In Brasilien hat die Fußball-Weltmeisterschaft Spuren hinterlassen, die in zehn Stadien ausgetragen wurde. Wohlgemerkt zwei mehr als von der FIFA gefordert. Jetzt stehen einige wie Mahnmale herum, weil vor Ort nur kleinere Clubs spielen und diese die Arenen, die mehr als 40.000 Zuschauer fassen, nicht mal im Ansatz voll bekommen. Horrende Unterhaltskosten stehen kaum Einnahmen gegenüber. Obwohl die WM gerade einmal zwei Jahre her ist, hat mancherorts bereits der Verfall eingesetzt.

 

Vor den Olympischen Spielen hat Rio de Janeiros Bürgermeister Eduardo Paes deshalb bereits ein Konzept entwickeln lassen, damit den Anlagen in der Stadt nach Olympia und den Paralympics nicht das gleiche Schicksal droht. Damit war er gut beraten, steckt Brasilien doch mitten in einer tiefen Rezession. Die Kosten von insgesamt 10,7 Milliarden Euro konnten nur mithilfe des Staates und privaten Unterstützern (58 Prozent) geschultert werden. Trotzdem blieben schon während der Spiele viele Plätze - oftmals auch der Großteil - in den Arenen leer. Dabei haben diese allein 1,9 Millarden Euro gekostet. Für die Paralympischen Spiele (7. bis 18. September) wurden bisher lediglich 290.000 der 2,4 Millionen Eintrittskarten verkauft. Zum Vergleich: In London verfolgten insgesamt 2,7 Millionen Zuschauer die Paralympics in den Arenen. Schon jetzt steht fest, dass nicht alle Arenen für den Behindertensport wieder geöffnet werden.

 

16,25 Millionen Euro, so hatten es Paes und Brasiliens Sportminister Leonardo Picciani einen Tag vor der Olympia-Eröffnungsfeier versprochen, sollen nach den Paralympics in den Umbau der Arenen fließen.

 

Die Pläne für die Sportstätten im Überblick

Im Olympiapark soll ein großes Leistungssport- und Schulzentrum entstehen. Bisher fehlen in Brasilien professionelle Trainingsbedingungen für olympischen Spitzensport. Zudem sollen mehrere Beachvolleyballfelder und ein Sportlerwohnheim auf dem großen Areal entstehen, dazu ein öffentlicher Park mit Sportanlagen und Radwegen. Insgesamt sollen 60 Prozent des Parks öffentlich genutzt werden, 40 Prozent für Wohnungen und kommerzielle Zwecke. Die Verwaltung des Geländes soll für 25 Jahre ein privater Investor übernehmen.

 

Die Arena Carioca 1 soll nach den Spielen unter anderem für Konzerte und Messen genutzt werden. Die Anlage, in der das Basketball-Turnier ausgetragen worden ist, wird von 16.000 auf 6500 Plätze zurückgebaut. In der Halle Carioca 2 entsteht ein Zentrum, in dem unter anderem Gewichtheber, Judoka, Wrestler und Tischtennisspieler trainieren sollen. Während Olympia war die 10.000 Plätze fassende Arena Schauplatz der Wettkämpfe im Judo und Ringen.

Carioca 3 - mit 10.000 Plätzen Ort für die Fecht- und Taekwondo-Wettkämpfe soll in ein Sportgymnasium für 850 Schüler umgebaut werden. Hier soll es Unterricht auch in zehn Sportdisziplinen geben.

 

Der Bahnradsport fristete in Rio bisher ein Schattendasein. Deshalb soll das Velodrome mit seinen 5000 Plätzen erhalten bleiben. Die Rio-Open sollen eine neue Heimat erhalten - das extra für Olympia gebaute Tennisstadion. Es bietet weiter 10.000 Zuschauern Platz, zur Anlage gehören acht Courts. Die Future Arena, in der während Olympia bis zu 12.000 Zuschauer die Handballer spielen sahen, soll ihrem Namen alle Ehre machen: Ihre Bestandteile sollen künftig vier öffentlichen Schulen für je 5000 Schüler Platz bieten.

 

Das Schwimmstadion wird geteilt - und dann zwei Schwimmzentren bilden. Wohlgemerkt nicht an Ort und Stelle, sondern in zwei ärmeren Vierteln der Stadt.

 

Die Reitsport-Anlage in Deodoro

 

Deodoro war der Schauplatz für elf olympische Sportarten: Unter anderem waren hier die Reiter, Modernen Fünfkämpfer sowie die Radfahrer auf BMX und Mountainbike unterwegs. Außerdem wurde geschossen und Kanu-Slalom absolviert. Während der Paralympics werden hier vier Wettbewerbe ausgetragen.

 

Die Kanu-Slalom-Anlage soll ein See werden, der als Schwimmbad genutzt werden kann. Ein anderer Teil soll als Park mit Sportmöglichkeiten und Grillplätzen genutzt werden. Mehrere Rad-Strecken und eine Skate-Anlage sollen entstehen. Auf dem Gelände im Norden Rios soll zudem eine große Familienklinik gebaut werden.

 

Die Anlagen der Reiter und die Schießstände erhalten die Sportsoldaten zurück - auf Hochglanz gebracht.

 

Zurück in die Zukunft

Als eine der wenigen Sportstätten unverändert erhalten bleibt das berühmte und zur Fußball-WM komplett umgebaute Maracanã-Stadion mit den 78.600 Plätzen. Die Leichtathleten müssen wieder dem Fußball-Erstligisten Botafogo FR weichen. Die Kapazität im olympischen Leichtathletikstadion war vorübergehend von 45.000 auf 60.000 erhöht worden. Das Maracanãzinho bleibt Heimat der Volleyballer. Im Sambodromo folgt auf Bogenschießen die bunte Samba- und Karnevalsparade.

 

An der Copacabana wurden lediglich provisorische Anlagen wie die Arena der Beachvolleyballer gebaut. Der Strand wird wieder geräumt. Anders ist es an der Lagoa Rodrigo de Freitas, wo die traditionelle Rennstrecke der Kanuten und Ruderer durch die Olympia-Installationen gewonnen hat.

 

Vier Millionen besuchen Olympia-Boulevard

Ob all die Pläne umgesetzt werden, darf angesichts der leeren Kassen bezweifelt werden. Zumindest einen Erfolg können die Veranstalter schon jetzt verbuchen. Der Olympic-Boulevard in der Hafengegend der Atlantik-Metropole hat sich als voller Erfolg erwiesen - dabei liegt er vom Olympiapark im Stadtteil Barra 37 Kilometer entfernt. Wie das Portal "O Globo" unter Berufung auf Angaben der Stadt berichtet, besuchten während der Sommerspiele rund vier Millionen Menschen den Platz. Das dort installierte Olympische Feuer war eines der beliebtesten Foto-Motive. Vor Olympia war die Gegend, in der sich früher einer der größten Sklavenmärkte der Welt befand, eine "No-Go-Area". Nun lockten neue Museen, Musik- und Kulturangebote vor allem Brasilianer zum Flanieren am Meer und machten den Olympic-Boulevard zum zentralen Anlaufpunkt und Feierzentrum.

 

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