Isabell Werth - Aufhören ist noch kein Thema... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL   
Sonntag, 23. Oktober 2016 um 10:59

Stuttgart. Wortspiele mit Namen sind  Geschmackssache. Bei Weihegold, dem derzeitigen Spitzenpferd der erfolgreichsten Dressurreiterin der Welt, sind sie kaum zu umgehen. Zu höchsten Weihen hatte die Stute Isabell Werth schon bei den deutschen Meisterschaften in Balve geführt – und danach gar zu Gold bei den Olympischen Spielen.

 

Gut zehn Wochen nach dem Mannschaftstriumph von Rio de Janeiro, garniert mit Einzel-Silber in der Kür, hat Werth nun wieder einen großen Auftritt der atemberaubenden Rappstute angekündigt: In der Weltcup-Tour der „German Masters“ in Stuttgart (16. bis 20. November). „Das Weltcup-Finale peile ich mit Weihegold an“, kündigte Werth mit Blick auf Omaha im US-Staat Nebraska (27.März bis 2.April 2017) an, wo die inoffizielle Hallen-Weltmeisterschaft entschieden wird. Punkte dafür möchte sie  auch mit ihrem zweiten Jungstar sammeln, mit dem zehnjährigen Emilio. Bei Weihegold bestaunt man die Nervenstärke und die grandiose Piaffe-Passage-Tour, dabei ist Don-Schufro-Tochter aus einer Mutter von Sandro Hit ja auch erst elf Jahre alt. Und obwohl die sechsmalige Olympiasiegerin und ihre für den  Reitsport unersetzliche Mäzenin sowie Freundin Madeleine Winter-Schulze Pferdekarrieren akribisch planen, ist  die vierbeinige Überfliegerin des Jahres – neben Dorothee Schneiders Wallach Showtime –  eine Art Zufallsprodukt. Insofern, als dass Werths damals neue Bereiterin Beatrice Buchwald die Stute siebenjährig nach Rheinberg mitbringen durfte. Die Chefin hatte Weihegold zuvor nur auf Video gesehen, fraglos für gut befunden. Und dann, live im Stall, wuchs die Erkenntnis, „für die ich ein bisschen belächelt worden bin: dass das ein Championatspferd werden kann.“

 

Beatrice Buchwald, die Ende des Jahres den Stall Werth verlässt und sich in die Selbständigkeit begibt, bildete die Oldenburger Stute unter Anleitung der deutschen Rekordmeisterin aus, gewann mit ihr die großen Turnierserien für junge Pferde (Burg-Pokal, Louisdor-Preis), führte sie in den Grand Prix. Und dann schlug bei den Spitzenpferden der Chefin das Verletzungspech zu: Bella Rose und Don Johnson fielen im Frühjahr aus. Der  freche „Johnny“  soll nun bald in Maastricht sein Comeback feiern. Und die Belissimo-Tochter Bella Rose,  Werths bisher bestes Pferd überhaupt, „ist fit und absolut lahmfrei“, werde  wieder trainiert und langsam aufgebaut.

 

Dass Beatrice Buchwald also Weihegold für das Projekt Olympia abgeben musste, hat nichts damit zu tun, dass sie nun bald den Stall in Rheinberg verlässt, versichert Werth der RHEINPFALZ: „Es war von Anfang an klar, dass sie sich irgendwann selbstständig machen wird, das ist eine normale berufliche Entscheidung.“ Zumal die 28-jährige Buchwald auch weiter von der sechsmaligen Olympiasiegerin trainiert werden wird.

 

Dass sie  nach  Rio wieder verstärkt auf ihre Zukunft angesprochen wird, daran hat sich Isabell Werth längst gewöhnt. Mit ihrem Alter (47)  zu kokettieren, das gelingt der Mutter des sechsjährigen Frederik mit ihrer salopp-direkten Art sowieso, diesmal verpackt sie’s in eine nicht böse gemeine Klarstellung: „In Rio war ich ja nicht die Älteste in der Mannschaft, sondern Doro.“ Ein halbes Jahr trennt Werth von Schneider ...

 

So oder so, Aufhören ist noch lange kein Thema, zumal sich die Dressurwelt nach der frühen und von Werth sehr bedauerten Verabschiedung von Charlotte Dujardins Allesgewinner Valegro  neu orientieren wird. „Und das nicht nach dem Schema: Valegro ist weg, also ist der Weg jetzt frei. Die deutsche Konkurrenz ist groß, ist die stärkste. Und in Holland wird man sich aufmachen zu neuen Ufern.“ Außerdem zieht Isabell Werth  große Genugtuung daraus, immer wieder selbst ausgebildete Pferde, vielleicht auch bald den Schimmelhengst Belantis,  in die Weltklasse zu führen: „Es war ja nicht nur einmal ein Gigolo und dann nie wieder etwas, darauf bin ich  stolz.“

 

Motivationsprobleme kennt sie nicht, wie auch, bei diesen Sportpartnern? „Die Pferde geben immer ein positives Feedback“, sagt Werth, „das ist anders als in anderen Sportarten, wo man irgendwann die Tartanbahn, das Gym oder wie Franziska van Almsick das Wasser nicht mehr sehen kann.“ Also: Thema Karriereende vertagt. Mindestens bis nach Tokio 2020.

 

 

 

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