Klaus Philipp - der unvergleichbare Pferdemaler wird 85 Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 06. April 2017 um 17:00

 

(Foto: Raimund Hesse)

Putensen. Wer sich nur ein bisschen für die Pferdemalerei interessiert, weiß, wer Klaus Philipp ist. Am kommenden Dienstag – 11. April 2017 - wird er 85 Jahre alt. Es wird ab dem späten Morgen bei ihm und seiner Frau Bernadette auf dem Hof in Putensen in der Lüneburger Heide ein Treffen mit Familie, Freunden, Bekannten und Wegbegleitern…

 

 

Martin R. Handschuh, Rektor der Freien Kunstschule in Stuttgart schreibt über ihn im „Reiterjournal“, ihn zu würdigen, falle nicht schwer, ganz allgemein „findet Bewunderung, dass Philipp sich zu allen Zeiten zur Gegenständlichkeit bekannt hat – auch wenn die akademische Lehrmeinung anderen Strömungen des Zeitgeistes den Vorzug gab. Dass in diesem Falle Mut und Selbstbewusstsein nicht fehl am Platze sind, beweist seine frühe Anerkennung: Schon in den Anfangsjahren seiner künstlerischen Tätigkeit wurde er in den Verband Bildender Künstler Baden-Württembergs aufgenommen – als Nicht-Berufsmaler, ja noch dazu als Polizeioffizier, eine Sensation.“ Den entscheidenden Schritt habe das Ausnahmetalent an der Freien Kunstschule Stuttgart vollzogen, wo seine Begabung Emil Brüllmann erkannte, er führte ihn zu Max Ackermann, einem der bedeutendsten Vertreter der „absoluten Malerei“, der sein Lehrer und Förderer geworden sei, sagt Handschuh. Es wäre falsch, Klaus Philipp in irgendeine kunsthistorische Schublade stecken zu wollen, „was sein Schaffen auszeichnet, ist die große Vielfalt und Lebendigkeit der gewählten Genres. Gerade bei den Pferdeporträts hebt sich seine ausgeprägte Stilistik von dem vielfach hochgepriesenen Fotorealismus wohltuend ab“. Philipp friere in rasanten Szenerien faszinierende Moment ein und gebe dem Betrachter die Möglichkeit, in jedem Bild eine eigene Welt zu entdecken.

 

Klaus Philipp stammt aus Aue im Erzgebirge, die Malerei begann er bereits als Kind, weil sein Vater malte. Es war damals auch die Zeit, dass Kinder in den Kriegsjahren verschickt wurden, meist auf Bauernhöfe jenseits von Städten, wo keine Bomben einschlugen und wo es noch richtig zu essen gab. So kam Klaus Philipp zwölfjährig zu einem Bauern in die Nähe von Eutin in Holstein. Mit 13 zeichnete er erstmals ein Pferd, für seine Jugendliebe, die Bauerntochter Renate, die auch eine gute Reiterin war. Und für sie zeichnete er am laufenden Band, die wiederum legte die Arbeiten ihrem Klassenlehrer vor und kassierte ständig gute Noten. Und weil Renates Vater Bruno Schumacher auch noch Holsteiner Pferde züchtete, geriet Klaus Philipp selbst ans Pferd. Und blieb nach Ende des Krieges dort. Von 1947 bis 1949 absolvierte er bei Bruno Schumacher eine landwirtschaftliche Lehre mit Schwerpunkt Reiten. Anfangslohn im Monat: „Zehn Mark, im zweiten gab es 15 und im dritten Lehrjahr 20 Mark.“ Um zusätzlich noch ein bisschen dazu zu verdienen, malte er weiter, vor allem Pferde. Aber weil ihn Renate, mit der er noch heute befreundet ist, nicht erhörte, wie man damals sagte, verließ er den Norden und zog in den Süden an den Bodensee nach Langenargen, wo er für einen Arzt dessen Pferde ritt. Und der wiederum gab ihm den Tipp, sich bei der Polizei in Stuttgart zu bewerben für eine Anstellung bei den Berittenen, er redete ihm auch gleichzeitig den Wunsch aus, Jockey in der Schweiz zu werden, das sei doch nichts für ihn, für andere die Knochen hinzuhalten und vielleicht auch noch zu brechen.

 

30 Brüche und dazu ein Genickbruch

 

1959 kam er nach Stuttgart, holte das Abitur 1962 nach und studierte nebenher  in Abendkursen an der Freien Kunstschule. Er war immer zusammen mit Pferden und mit der Malerei, „ich glaube, kein anderer Pferdemaler hat das Pferd so intensiv in sich aufgenommen wie ich, das Äußere, das Innere, Herz und Seele.“ Als Hauptkommissar und Chef der Reiterstaffel in Stuttgart quittierte er 1980 den Dienst. Gesundheitliche Gründe waren ausschlaggebend, 30 Knochenbrüche, gar ein Genickbruch, alle in Verbindung mit dem Sport, beim Einreiten und Ausbilden junger Pferde, aber auch beim alpinen Skirennsport in Abfahrt und Riesenslalom.

 

Klaus Philipp gab die Dienstuniform in der Kleiderkammer ab und wurde Berufsmaler, spezialisiert auf das Pferd, den Sport, die Reiterei, den Turf. Er sagt über das Pferd: „Das Pferd ist verehrungswürdig, wunderbar. Sieht man sich die Geschichte des Menschen an, hat man auch die Historie des Pferdes.“ Der Mensch habe dem Pferd zum Teil übel mitgespielt, und doch sei es ein treuer Wegbegleiter geblieben. Ihn bedrücke, welche Stümper vor allem im kleineren, unteren Reitsport zu finden wären, Gewaltmenschen, er halte es mit dem arabischen Sprichwort: „Wer die Menschen kennt, liebt die Pferde.“ Gutes Reiten sei nur möglich, „wenn die Balance stimmt zwischen Pferd und Reiter, körperlich wie seelisch.“ Sonst müsse man sagen: „Das Beste, was dem Menschen begegnen konnte, war das Pferd, aber das wiederum war nicht gut – für das Pferd.“

 

Ungewollt: Weitsprung-Weltrekord…

 

Das Vollblut stand ihm immer am nächsten, „mich beeindruckt dieser Adel, diese Schönheit, diese Eleganz.“ Der Vollblüter, seit Jahrhunderten durchgezüchtet, erfülle am ehesten seinen Anspruch an Ästhetik, dazu komme die höchste Leistungsbereitschaft, die Härte, Intelligenz und Treue, „in jedem fließen Blutströme zum Niederknien. Ich bin nicht nur ein Verehrer der Vollblüter, ich liebe sie.“

 

Und in Plaudereien über Vollblüter kommt Klaus Philipp garantiert auf seinen Ritt mit dem Vollblüter The Mole bei der Vielseitigkeit 1985 in der Bielefelder Senne, „wo ich dummerweise einen Wassergraben zu schnell anritt – und The Mole wie ein Flugzeug auf der Startbahn zum Fliegen abhob.“ Seiner Meinung nach habe er einen neuen Weitsprung-Weltrekord aufgestellt - die offizielle Bestmarke steht seit 1975 auf 8,40 m, aufgestellt in Johannesburg vom Südafrikaner Andre Ferreira auf Something, abgenommen hat den vorher angesagten Weltrekordversuch der große Schweizer Reiter Pual Weier, der als einziger in der Welt in allen drei olympischen Disziplinen – Dressur, Springen, Vielseitigkeit – nationaler Meister war.

 

1983 liefen sich im Gasthaus „Zum Anker“ von Iffezheim Bernadette Oberhuber und Klaus Philipp über den Weg. Das Dorf Iffezheim ist berühmt für seine Galopprennbahn und die dort alljährlich organisierten Baden-Badener-Rennwochen, und im Anker traf man sich damals eben während der Renntage. Die Veterinärin mit Kleintierpraxis im benachbarten Achern, selbst Reiterin,  und der Maler zogen 1984 in Baden-Baden zusammen, 1992 wurde ein über 500 Jahre alter umgebauter Hof in Putensen nahe dem Vielseitigkeitszentrum Luhmühlen das Zuhause des Ehepaares.

 

Zum Feiern trifft man sich am Geburtstagsmorgen in der Scheune des Hofes von Bernadette und Klaus Philipp, aus der Vielseitigkeit haben sich viele bereits angekündigt, so wird der Geburtstag des großen Künstlers auch zu einer gewollten Wiedersehensfeier.

 

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