Höchster Verbandsorden zum Abschied für Breido Graf zu Rantzau Drucken
Geschrieben von: Uta Helkenberg/ DL   
Freitag, 09. Juli 2021 um 11:56

Zum Abschied aus seinem Amt als Präsident der deutschen Reiterlichen Vereinigung erhielt Breido Graf zu Rantzau (links) von Sportführer Alfons Hörmann die Goldene Ehrennadel des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

(Foto: Achim Begall)

Fulda. Nach 16 Jahren im Amt des Reiter-Präsidenten des deutschen Verbandes hat sich Breido Graf zu Rantzau verabschiedet – er erhielt bei der Jahrestagung in Fulda den höchsten Orden.

Bei den Jahrestagungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Fulda ging gleichzeitig auch eine Ära zu Ende: Nach 16 Jahren im Amt verabschiedete sich Breido Graf zu Rantzau als Präsident der nationalen Födereation. Die FN dankte ihm im Rahmen eines feierlichen Festabends für seine Verdienste mit der höchsten Auszeichnung, die sie zu vergeben hat. Unter Standing Ovations der anwesenden Gäste überreichte ihm FN-Vizepräsident Dr. Harald Hohmann das Deutsche Reiterkreuz in Gold mit Brillanten. Bisher wurden erst vier Persönlichkeiten auf diese Weise geehrt: Springreiter Hans Günter Winkler, Dressurreiterin Liselott Linsenhoff, der frühere FN-Präsident Graf Landsberg-Velen und Madeleine Winter-Schulze. Präsente hatten aber auch die Gastredner im Gepäck. FEI-Präsident Ingmar de Vos (Belgien), Präsident der Internbaionalen Reiterlichen Vereinigung (FEI),  schenkte ihm zum Abschied ein paar Steigbügel, DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), bedankte sich mit der DOSB-Ehrennadel in Gold für Rantzaus Verdienste, und der Präsident der World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH), Jan Pedersen, truh ihm die WBFSH-Ehrenmitgliedschaft an.

Graf zu Rantzau ist der dritte Präsident der FN seit deren Re-Organisation im Jahr 1968. Im Jahr 2001 wurde er zunächst zum Vizepräsidenten Sport gewählt und trat vier Jahre später die Nachfolge von Dieter Graf Landsberg-Velen und Jürgen Thumann an. Er sei mit Sicherheit nicht das große Aushängeschild nach außen gewesen, kein Schickimickimann für die Bühne in Berlin oder Frankfurt, sagt der diplomierte Betriebswirt von sich selbst, „vielmehr war und bin ich einer von euch“.

In seiner Person vereinigt Breido Graf zu Rantzau eine Vielzahl von Facetten, die Pferdesport und Pferdezucht ausmachen. Als Reiter war er bis zu seinem 60. Lebensjahr sehr erfolgreich. So gewann er bereits 1965 die Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften der Junioren. Und zwar nicht im Springen, wie man aufgrund seiner späteren Sportkarriere vermuten könnte, sondern in der Dressur. Als geborener Holsteiner wechselte er allerdings rasch in den Springsattel, was ihm bereits 1967 die Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften der Junioren Springen einbrachte. Im gleichen Jahr gewann er bei den Europameisterschaften der Junioren Springen die Goldmedaille. 1985 gelang ihm ein ganz besonderer Erfolg: Er wurde Fünfter im Deutschen Springderby in Hamburg-Klein Flottbek, auf dem schwierigsten Parcours der Welt. 1986 folgten dann noch eine Goldmedaille bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften Springen sowie zahlreiche Erfolge in internationalen Springen sowie drei Einsätze bei Nationenpreisen.

Nicht minder erfolgreich betätigte sich Breido Graf zu Rantzau züchterisch. So gingen aus seiner Zucht mehr als 60 eingetragene Turnierpferde mit teilweise internationalen Erfolgen hervor. Die Pferdezucht bescherte ihm auch herausragende ehrenamtliche Aufgaben. So war er von 1986 bis 2007 erster Vorsitzender des Holsteiner Zuchtverbandes und von 1999 bis 2005 Vizepräsident der WBFSH, dem Weltverband der Reitpferde-Zuchtorganisationen.

Als Graf zu Rantzau 2005 zum Präsidenten der FN gewählt wurde, übernahm er dieses Amt in einer keineswegs leichten Situation für den Verband, da es zu dieser Zeit diverse und nicht unerhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Dachverband und den Mitgliedsverbänden auf Landesebene gab. Dabei zeigte er großes Engagement, um für alle Beteiligten konsensfähige Lösungen zu finden. Schon damals zeigte sich seine Fähigkeit, auch kontroverse Themen auf Augenhöhe zu diskutieren.

Die Amtszeit von Graf zu Rantzau war von Höhen und Tiefen, aber auch vom Wandel geprägt. Zu den Höhepunkten zählen sicherlich die Weltreiterspiele in Aachen im Jahr 2006 und die Olympischen Spiele in Hongkong 2008, in deren Folge der Sport jedoch aufgrund der Doping- und Medikationsfälle national wie international in heftige Turbulenzen geriet. Eine neutrale Untersuchungskommission wurde eingerichtet, bis zur Aufarbeitung der Vorgänge wurden sämtliche Bundeskader aufgelöst und ein Anti-Doping-Maßnahmenpaket wurde geschnürt. Auf internationaler Ebene war es seiner Intervention bei der Mitgliederversammlung 2009 zu verdanken, dass die FEI eine zunächst geplante Verwässerung und Abschwächung der im Pferdesport sehr strengen Doping- und Medikationsregeln wieder zurücknahm.

Noch mehr als seine Vorgänger musste sich Graf zu Rantzau als FN-Präsident Fragen nach der künftigen Entwicklung von Sport und Zucht, aber auch gesellschaftlichen und politischen Themen stellen. Von Beginn an setzte er sich  für den Breitensport ein, machte sich gegen die Einführung einer Pferdesteuer stark und warnte als einer der Ersten vor den Folgen einer unkontrollierten Ausbreitung des Wolfes in Deutschland, musste sich aber auch mit Themen wie der Prävention sexualisierter Gewalt und Alkoholexzessen auseinandersetzen. In seiner Amtszeit wurde die Kampagne „Vorreiter Deutschland“ initiiert, die die Zukunft der Vereine und Verbände im Blick hatte, ebenso wie der erste Parlamentarische Abend in Berlin.

Inzwischen gibt es ein FN-Hauptstadtbüro in Berlin, das eingerichtet wurde, um wichtige politische Entscheidungen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend handeln zu können. Natürlich können nicht alle Wünsche erfüllt werden, doch der gute Kontakt zur Politik zahlte sich spätestens zu Beginn der Corona-Krise aus, als es in Windeseile gelang, eine Sonderregelung für den Pferdesport zu erwirken. Auch wenn die Notbewegung der Pferde sicherlich nur eine Notlösung war, erging es den Reitern und Fahrern doch besser als Millionen anderer Sportler in Deutschland, die monatelang gänzlich auf ihren Sport verzichten mussten.

Stimmen bei der Verabschiedung

Ingmar de Vos, Präsident des Weltpferdesportverbandes (FEI):

„Der Pferdesport liegt in deiner DNA, du hattest schon immer eine große Leidenschaft für Pferde. Du bist ein bescheidener Mann und hast immer hart gearbeitet. Wenn du etwas zu sagen hast, drückst du dich immer sehr direkt aus. Ohne zu viel Zeit für diplomatische Manöver zu verschwenden. Deine absolute Ehrlichkeit habe ich immer an dir bewundert und geschätzt. Du bist der Grund, weshalb ich hier als FEI-Präsident stehe. Du kamst auf mich zu und überzeugtest mich, zu kandidieren. Ich hatte mich eigentlich dagegen gewehrt. Aber du hast mir gesagt, dass ich keine andere Wahl habe. Dafür bin ich dir noch immer sehr dankbar. Ich hoffe, dass du es im Nachhinein nicht bereut hast. Du warst ein Pionier und ein Fels und hast die FN durch schwierige Zeiten geführt. Du bist ein echter Gentleman und ich bin sehr dankbar, dass ich dich meinen Freund nennen darf.“

Jan Pedersen, Präsident WBFSH:


„Du hast durch Deine Arbeit großen Einfluss auf die organisatorische Struktur der WBFSH gehabt. Viele Jahre warst du Mitglied des WBFSH-Vorstandes. Unsere Zusammenarbeit in dieser Zeit habe ich wirklich wertgeschätzt. Immer ganz ruhig hast du das Für und Wider erwogen und deine Meinung klar und deutlich und mit deiner natürlichen Autorität und auch Humor zum Ausdruck gebracht – immer nur mit dem Wohl der WBFSH vor Augen. Deine Bedeutung für den Pferdesport und die Zucht ist ohne Beispiel. Auf diesem Hintergrund hat der Vorstand beschlossen, Dich zum Ehrenmitglied der WBFSH zu ernennen.“

Alfons Hörmann, Präsident des DOSB:

„Kurz und einfach: Wenn es Vorbilder im deutschen Sport gibt, dann bist du eines der ganz großen. Geradlinig, charakterstark, loyal, selbstlos im Auftreten, aber im entscheidenden Moment mit starken und klaren Worten mitten im Ring, aber eben nicht dauernd und oberflächlich, nicht in irgendeiner Form zur Selbstinszenierung, aber immer der Sache dienend. Begegnungen mit Breido waren stets sinnvoll und wertvoll, von Humor und Witz und stets der Portion Charme geprägt, die das Leben lebenswerter machen. Danke für grandiosen acht Jahre der Zusammenarbeit. Es ist schön und gut, dass es solche wie dich gab und ich hoffe, dass es weiter solche geben wird. Du hast deine Zeit in den echten Sport investiert, immer an der Basis. Du warst nie ein Mann der vielen Worte, sondern der großen und wertvollen Taten.“

Dr. Hanfried Haring, ehemaliger FN-Generalsekretär und Vorsitzender der europäischen Pferdesportverbandes (EEF):

„Wir beide gehören zusammen mit Ingmar de Vos zu den Gründungsmitgliedern der EEF. Wir wollten den europäischen Föderationen, die zirka 80 Prozent des internationalen Turniersports tragen - Pferde, Reiter, Veranstalter - eine gemeinsame Plattform schaffen. Du hast Dich in allen Sitzungen stark eingebracht. Dein Wort galt einfach, denn du brachtest Dein enormes Fachwissen ein, formuliertest Deine Meinung schnörkellos. Du hast kürzlich im Interview gesagt: ‚Es wird Zeit, dass wieder ein frischer Wind weht.‘ Wenn du deine eigenen Beiträge jedoch für ein laues Lüftchen hältst, kann das nur mit den Windverhältnissen in deiner Holsteiner Heimat begründet werden. “

Dr. Harald Hohmann, Vizepräsident Sport der FN

„Das überragende und vorbildliche ehrenamtliche Engagement unseres scheidenden Präsidenten Graf zu Rantzau macht ihn zu einer der bedeutendsten Führungspersönlichkeiten im nationalen und internationalen Sport. Pferdesport und Pferdezucht haben ihm sehr viel zu verdanken. Graf zu Rantzau ist ein Glücksfall für die Deutsche Reiterliche Vereinigung! Seine Weggefährten schätzen seine humorvolle Wesensart, seine fachliche Kompetenz, seinen immer konstruktiven Rat und sein Durchsetzungsvermögen. Ich bin dankbar, ihn als guten, loyalen und verlässlichen Freund bezeichnen zu dürfen und wünsche ihm auch weiterhin alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit!“

Dieter Medow, Vizepräsident Persönliche Mitglieder

 

„Als meine berufliche Zeit sich dem Ende näherte, war es Graf Rantzau, der mich wieder zurück zu meinen früheren ehrenamtlichen Aktivitäten im Pferdesport in Schleswig-Holstein brachte. Zunächst als Vorsitzender des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein, dann kam kurze Zeit später auch die Frage, ob ich Lust hätte, mich bei den PM zu engagieren. Ich bin ihm für die gemeinsamen zehn Jahre sehr dankbar. Die vielfältigen Aufgaben im Präsidium und im Präsidialausschuss haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, den Pferdesport auch für die Zukunft weiter zu entwickeln und viele neue Herausforderungen aktiv anzugehen.“

Theodor Leuchten, FN-Vizepräsident Zucht

 

„Mit Graf zu Rantzau hatten wir einen Präsidenten, der mit vollem Herzen und mit voller Überzeugung diese Position ausgefüllt hat, der einer von uns war, der ein Sportler war, der aber vor allem auch ein Züchter war und ein Herz für die Zucht hatte. Wir konnten uns immer auf ihn verlassen, wenn Not am Mann war. Er hat uns gefordert, aber auch gefördert, er wollte aber auch Kompromisse, und wir mussten auch schon einmal Opfer bringen, aber wir wussten immer, er steht hinter uns. Er ist einfach eine ganz herausragende Persönlichkeit.“

 

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