Abritt - oder aus dem Leben des Tierarztes Dr. Peter Cronau (Teil 2) Drucken
Geschrieben von: Peter F. Cronau/ dl   
Samstag, 06. Januar 2024 um 16:06

Der Vater wollte, dass der Sohn Agrarwissenschaften studiere,  doch Sohn Peter Cronau entschloss sich anders. Und endgültig wusste er, was er werden wollte nach einem Praktikum bei einem Tierarzt. Doch zunächst stand noch der Dienst fürs Vaterland bei der Bundeswehr an...

Entwicklung des Berufswunschs

Als Sohn eines Landwirts legte mir mein Vater einen Berufsvorschlag vor - nach bestandenem Abitur das Studium der Landwirtschaft. Er hatte schon währen der Gymnasialzeit seine Fühler ausgestreckt. Er stellte dazu fest, dass für ein Studium der Landwirtschaft eine 2-Jährige Volontärszeit auf einem Bauernhof erforderlich war. Er buchte dafür für mich die Arbeit auf dem Bauknecht-Hof bei Ravensburg für die Volontärszeit. Für mich selber war jedoch wiederum klar, dass ich Tierarzt werden wollte. Um in diesen Beruf hineinzuschnuppern, fragte ich bei dem örtlichen Tierarzt in Wangen bei Dr. Mohr an, ob ich in seiner Fahrpraxis mitfahren könne, was dieser ermöglichte. Aus einem Kurzengagement entstand eine feste Bindung zu diesem Tierarzt. Da in der Landpraxis viele Fälle des Nachts vorkommen - es handelt sich vor allem um kalbennde Kühe – blieb ich dort auch öfters über Nacht, was allerdings meiner Mutter nicht so zusagte. Dann kam dann noch dazu, dass er in Gertrud Mohr eine attraktive Tochter im Haus hatte, die mit mir zusammen viel Praxisabläufe koordinierte. Dr. Mohr gab mir zu verstehen, dass meine Volontärszeit bei ihm zu zwei möglichen Entscheidungen führe müsse. Erstens, dass mir der Beruf nicht gefällt und ich eine alternative Berufsausbildung wählen solle. Zweitens könnte ich in meinem Berufswunsch bestärkt werden und das Studium in Angriff nehmen würde. Bei aller schweren und unregelmäßigen Tätigkeit hat mir die Einstellung eines Tierarztes zur Kreatur und die Fähigkeit in einem schmutzigen Umfeld (Stallverhältnisse) sauber zu arbeiten imponiert und mich in meinem Wunsch, Tierarzt zu werden, nur noch bestärkt.

Handball mit viel Erfolg

Meine Begeisterung für Sport existierte bei mir schon sehr früh. Semiprofessionell verfestigte sich das allerdings mit dem Eintritt in die MTG Wangen. Schnell wurde ich schon als B-Jugendlicher in die Mannschaft integriert. In der A-Jugend wurden wir im Handball Württembergischer Vizemeister und gewannen viele Hallenturniere. Ich durfte auch in der Landesauswahl spielen. Auch während der späteren Studienzeit spielte ich noch in der 1. Mannschaft. Mein von einigen Mitmenschen eingestufter Ehrgeiz und gelegentlicher Jähzornausbruch fanden im Mannschaftssport eine willkommene Erziehungshilfe. Ich spielte außerdem in der Universitätsmannschaft der LMU, wo wir viermal hintereinander Deutscher Meister wurden. Die Handballszene brachte mehrere internationalen Kontakte, wir spielten in Kosice, Brünn, Wien und mehrmals in Westberlin. Bei den Reisen nach Berlin wurde uns immer mehr die Teilung Deutschlands bewusst. Wir fuhren einmal von München aus mit zwei Renault R4 nach Berlin. 25 Kilometer vor der Zonengrenze waren wir jungen Sportler uns einig, dass wir an der Grenze nicht lachen durften, um die VoPos nicht zu reizen. Wenige Kilometer vor der Grenze fingen dann trotz eindeutiger Absprache die Lachsalven an, darauf hieß es „rechts raus“, es folgte eine Wartezeit von fünf Stunden bis zur Abfertigung.

Anfang Januar 1961 qualifizierten wir uns für die Deutsche Gymnasiummeisterschaft, nachdem wir in der Inselhalle in Lindau Süddeutscher Gymnasiummeister wurden. Die Deutschen Gymnasiummeisterschaften fanden in Essen in der Grugahalle statt. Wir wurden im Endspiel vom Helmholtz-Gymnasium Dortmund nach Verlängerung und 7-Meterwerfen geschlagen.

Während meines Fähnrichlehrgangs bei der Bundeswehr in Rendsburg trainierte ich im benachbarten TSV Büdelsdorf. Nach meiner beruflichen Niederlassung am 01.10.1971 in Wattenscheid spielte ich noch 3 Jahre für die DJK Mark Altstadt, einen Wattenscheider Handballverein. Ich wurde insgesamt sieben Mal auf eine Sportschule zu Lehrgängen geschickt. Diese fanden in Tailfingen auf der Schwäbischen Alb und in Ruit bei Stuttgart statt. Instruktor war meistens der Lehrwart Walter Poprawa, der uns nicht nur um 22 Uhr in die Betten jagte, sondern uns u.a. zeigte, wie man einen Eckball im Großfeld direkt verwandelte. Er machte uns immer Angst, wenn er sagte: „Als Poprawa stürmte, hatten die Torhüter noch Hände wie Kuchenteller“.

Für die Leichtathletik habe ich mich auch begeistert. Im Speerwerfen wurde ich Wangener Stadtmeister. Im Tennisverein TC Wangen, spielte ich in der 1. Mannschaft. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, den Ranglistenersten Karl Weber zu schlagen, dann wollte ich meine ehrgeizige Trainingsarbeit reduzieren.Ich habe einmal gewonnen, danach war der Tennissport für mich etwas lockerer. Das Skifahren wurde nicht vergessen. Der Handballtrainer Herbert Thielscher verbot zwar das Skifahren, dennoch nahm ich an verschiedenen Rennen teil u.a. der Stadtmeisterschaft in Grönenbach/Allgäu.

Wehrdienst - Gewehr verloren...

Üblicherweise hat man nach dem Abitur noch eine längere Zeit, um sich von den Strapazen der Reifeprüfungen zu erholen. Am 25. März 1961 schloss ich das Abitur ab und musste als Wehrpflichtiger am 01.04.1961 in Sigmaringen in die Graf-Stauffenberg-Kaserne einrücken. Die ersten drei Monate fand dort die Grundausbildung statt. Als besonderes Ereignis verlor ich dort mein Sturmgeweht G3 mit der Endnummer …917. Das kam so: Wir machten einen Marsch ins Gelände, ich wurde mit der Farbe „Rot“ als Feind eingeteilt und „festgenommen“. Ich sagte dem Zugführer, wenn ich gefangen sei, dann müsste ich doch kein Gewehr tragen. Er nahm mir das Gewehr ab. Wir stellten in einer Pause die Gewehre pyramidenähnlich auf. Ich war der Meinung, der Zugführer hätte das Geweht nach der Pause  mitgenommen. Er wiederum war wohl des Glaubens, ich hätte das Gewehr an mich genommen. So marschierten wir wieder in die Kaserne. Am nächsten Tag begann die Pfingstdienstbefreiung, die üblicherweise über die Pfingsttage hinaus dauerte.

Beim der nächsten Gelegenheit wurde beim Raustreten bemerkt, dass mein Gewehr fehlte. Das führte dann zu einem höchst brisanten besonderen Vorkommnis bis in die höchsten Dienstränge. Einen Tag suchte meine Batterie das Gewehr im Wald, wo wir die Pause machten – ohne Ergebnis. Als dann der Verlust öffentlich gemacht wurde, kam es zu einer Vernehmung. Das Protokoll war ausführlich und hatte 9 Kopien (!). Meine Eltern wurden auch besucht, weil man das Gewehr  möglicherweise bei mir zuhause vermutete. Es fand sich aber nicht wieder. Ich bin der Meinung, dass das am Baum angelehnte Gewehr in der Pause von einem Bauern mitgenommen worden war, oder es war vielleicht ein anderer, der es sich geschnappt hatte. Es tauchte auch später nicht mehr auf, hat aber meine spätere Soldatenkarriere nicht tangiert.

Kamerad bei Nachtmarsch verloren

Meinen Fahnenjunkerlehrgang absolvierte ich in Ulm, die Kaserne war die sogenannte Wilhelmsburg, ein kalter Schuppen, der irgendeinmal als Gefängnis diente. Der Lehrgang fand in einem sehr strengen Winter statt. Bei einem Nachtmarsch verloren wir einen Kameraden, er hatte den Kontakt zur seiner Gruppe verloren und war bei minus 25 Grad erfroren.

Die Vorgesetzten meinten, ich könnte den geborenen Offizier abgeben und förderten meine Laufbahn. Das führte konsequenterweise zum Fähnrichlehrgang in der Fla-Kaserne in Rendsburg. Da der 3-monatige Lehrgang im Sommer stattfand, konnte ich die Qualitäten von Schleswig-Holstein voll auskosten, schließlich ist Schleswig-Holstein das Land zwischen den Meeren. Die Einheimischen behaupten ja für sich: Mehr als Holsteiner kann der Mensch nicht werden. Einige Vorkommnisse prägten meinen Lehrgangsaufenthalt. So mussten wir einmal nachts um drei Uhr in den U-Raum und einen Aufsatz schreiben, warum man Offizier werden wolle. Um die gleiche Zeit wurden wir mal des nachts rausgepfiffen zum Antreten. Dann kam lediglich die Frage:  Wer kann Schreibmaschine schreiben? Wir vermuteten eine Marscherleichterung, war aber gefehlt. Wer den Finger hob, wurde am darauffolgenden Tag zum Küchendienst abkommandiert.

Es gab auch echt anstrengende Momente. Wir mussten eines nachts 85 km um den Plöner See marschieren, um dem imaginären Feind zu entkommen. Meine Rückkehr zur Truppe fand nach dem Lehrgang statt, ich wurde am 01.01.1963 zum Leutnant befördert und als Oberleutnant der Reserve am 30. März 1963 entlassen.

(Fortsetzung folgt)

 

 

 

 

 

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