Spontaner Besuch bei Frankreichs ehemaligem Weltranglisten-Ersten Kevin Staut Drucken
Geschrieben von: Mona Vogelsang/ DL   
Mittwoch, 03. Juli 2019 um 15:37

Kevin Staut auf Silvana vor fünf Jahren in Aachen beim CHIO

(Foto: Kalle Frieler)

Deauville. Seit über zwei Jahren ist es still geworden um den französischen Springreiter Kevin Staut (38), immerhin vor zehn Jahren über zwölf Monate Weltranglisten-Erster, Europameister 2009, 2010 und 2014 bei den jeweiligen Weltreiterspielen jeweils mit Team-Silber dekoriert, Mannschafts-Zweiter bei der Europameisterschaft 2011 und in Rio mit der Equipe Goldmedaillengewinner. Die gebürtige Aachenerin Mona Vogelsang hat ihn während ihres Urlaubs in seiner neuen Umgebung bei Deauville besucht.

 

Ein paar Tage in Deauville, mein Ziel für den Juni. Bei den Vorbereitungen – welche Käserei, welche Brennerei, welche Golfplätze, welche Reitveranstaltungen – und siehe da, ein Hinweis in einem Artikel, dass Kevin Staut quasi direkt neben einer kleinen Brennerei seinen Reitstall etabliert hat. Was so langsam den Gedanken in mir keimen ließ, ihn eventuell, vielleicht, doch – dort zu besuchen.

Sonntags ging ich noch zum internationalen Turnier in Deauville (Jumpin‘ Deauville), nach den großen Plakatierungen eher mit geringem Zuspruch der Öffentlichkeit, allerdings tatsächlich toller Besetzung. So z. B. Pénélope Leprevost, Philippe Rozier, Oliver Tuff und eine Reihe von sehr gut berittenen Springreitern aus den VAR etc.  Dort war Staut nicht dabei. Also, ich musste und wollte ihn unvorbereitet besuchen.

Staut, warum Staut? Ehrlich gesagt gehört mein Herz der Dressur, aber bei Staut dachte ich vor wenigen Jahren, an dem Mann führe kein Weg mehr vorbei beim Run auf die Weltspitze. Er hatte mich so begeistert, ob ich ihn in Aachen sah oder bei TV-Aufzeichnungen irgendwo in Europa. Selbstverständlich, lässig, elegant, zielstrebig. In Frankeich die Nummer 1, in der Welt zeitweise ja auch.

Nun denn. Erst das Wichtige bei einem Besuch in der Normandie – der Calvados. Eine Empfehlung hatte ich für Pennedepie. Langsam fahren, sonst verpasst man die Einfahrt, niemand rechnete im Hof mit einem Kunden. Als sei die Zeit stehen geblieben, familiär, es gab Calvados, Cidre und Apfelsaft, alles in so überschaubaren Mengen, dass ein externer Verkauf nur in einem einzigen Geschäft in Honfleur stattfindet.

Mit mehreren Kartons der hochprozentigen Beute im Kofferraum ging es dann auf die Suche nach dem Nachbarn Staut. Das Navi brachte mich irgendwo in die Landschaft, auf einen schmalen Weg zwischen weit auseinander liegenden Höfen. Eine Anwohnerin sagte mir: Da, wo Sie eben umgekehrt sind, da müssen Sie bis zum Ende weiterfahren. – Ein neuer Anlauf, den schmalen Weg zwischen Hecken und Bäumen weiter hinan (ich machte mir schon so meine Gedanken, wie man mit dem Transporter dort hindurchschaukelt), und es öffnete sich eine Ebene mit den erwarteten Attributen: Transporter, Hänger, Stallungen. Ich ließ mein Auto neben der Einfahrt und orientierte mich: sanfte Luft, wunderbare Aussicht abwärts zum Meer und bergauf zu Wiesen und Wald, absolute Ruhe. Durchatmen und an nichts denken …

Ein schlanker Mann kletterte über die Einfassungen der Gebäude – der Gesuchte selbst. Lachend und fröhlich hieß er mich willkommen, wohlgemerkt fremd, an einem Montag und ohne Voranmeldung. Gleich sprachen wir über Aachen und seine persönliche neue Ausrichtung, die er jetzt wohl erst einmal ohne seine bisherigen Sponsoren angehen muss. Einer davon, Grégoire Oberson, ist mit seiner Anlage nicht weit von Stauts Hof. Der Schwerpunkt habe sich dort verlagert in Richtung der Vermarktung der Pferde, das sei jedoch nicht sein Hauptmetier, also habe er sich überlegt, wie es geschäftlich für ihn weitergehen soll. Jetzt ist er eingerichtet auf dem Gelände seines Großvaters, wo er bereits als Kind ritt. Wenn er unterwegs ist, passt die Familie auf. Die Stallungen sind neu, die Gegend ist seine Heimat, hier kennt er sich auch aus. Paddocks braucht man nicht, die Tiere kommen auf die Wiese. Und sie waren es wohl dann auch, nur ein großer Brauner begrüßte uns aus der Box. Bis zum Meer sind es keine anderthalb Kilometer, da reitet er gern hin.

Da ich jeden Morgen von meiner Terrasse in Deauville aus Galopper, Traber und Freizeitpferde am und im Meer beobachten konnte, erzählte er mir ein wenig stolz, dass in der Gegend die bekanntesten Traber gezüchtet werden, von denen dann auch einige den Weg schaffen bis nach Paris zum Prix d` Amerique, dem wertvollsten Rennen des Jahres in der Branche.

Er sprach über seinen Werdegang, über seinen Aufenthalt in Belgien. Aus dieser Zeit ist auch ein wenig deutsch hängen geblieben, zumindest versteht er einiges, was er mir in fließendem englisch erzählte, ich musste gar nicht mit meinem rudimentären französisch aufwarten. Er hofft natürlich, auch weiter nach Aachen kommen zu können. In dem Moment hängen dann schon Zukunftsgedanken in der Luft. In Mannheim, nur 25 km von mir heute entfernt, war er natürlich auch schon. Wir verabredeten uns auf ein mögliches Treffen beim deutschen CHIO in Aachen oder in Mannheim.

Kein Selfie mit dem Star, kein Autogramm, einfach ein unkompliziertes, angenehmes Gespräch. Die Bestätigung, dass er so ist, wie er sich präsentiert auf den Turnieren. Meine Hoffnung und mein Wunsch bleiben, dass er weiterhin auf den internationalen großen Events zu sehen sein wird, denn da gehört er mit Sicherheit hin...(doch ohne die entsprechenden Pferde, wird`s schwierig).

 

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