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Weltbekannter Parcoursbauer Arno Gego gestorben PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 09. April 2022 um 19:27

 

 

Wie aus dem engeren Familienkreis zu hören ist, litt Arno Gego (Foto) in den letzten Wochen nicht unter Schmerzen, konnte aber nicht mehr aufstehen. Er ist friedlich zuhause eingeschlafen.

(Foto: Kalle Frieler)

Würselen. Im Alter von 84 Jahren starb an diesem 9. April 2022 ziemlich unerwartet der international bekannte und renommierte  Parcoursbauer Prof. Dr. Arno Gego. 28 Jahre hatte er beim Internationalen Offiziellen Reit- und Fahrturnier (CHIO) von Deutschland die Linien im Springparcours vorgegeben, sein Nachfolger in Aachen wurde Frank Rothenberger.

„Parcoursaufbau ist nicht nur Handwerk – auch Philosophie.“ Ein Satz von Prof. Dr. Arno Gego, der 28 Jahre beim deutschen CHIO in Aachen in verantwortlicher Position die Linien vorgab, zehn Jahre davor war er Assi. Der Landwirtssohn stieg beruflich zum Direktor des Maschinenbauunternehmens Klöckner-Humboldt-Deutz auf, verhairatet war er mit Parcoursbauerin Christa Heibach.

Der Parcourschef bestimmt den Sieger. So jedenfalls sagt es das ungeschriebene Gesetz in diesem Job. Aber, das weiß man auch, mit nicht gerade glücklichem Händchen „sind wir auch die großen Verlierer“, wie Gego-Kollege Olaf Petersen sen ebenfalls sagt. Jeder Parcourschef ist Künstler, aber keineswegs frei, eher gefangen in Vorgaben, Abmessungen, minimalen und maximalen Höhen. Vielleicht liegt da auch die Crux, warum der Reitsport nur noch von jenen angenommen wird, die mit Pferden und dem Sport ihr Leben lang verbrachten. Reiten ist in der großen Öffentlichkeit fast nur noch Randsportart. Und dabei ist dieser Sport nach wie vor immer noch die erfolgreichste deutsche Olympische Sportart.

Der Reitsport will mehr, Menschen interessieren, anziehen, nicht nur nach Aachen zum weltberühmten CHIO. Aber da sind andere Sportarten längst inzwischen in andere Welten enteilt. Das mag schmerzen, ist aber so. Der Reitsport war und bleibt konservativ, vielleicht auch darin liegt seine Größe und seine Chance zum Überdauern. Arno Gego gehörte immer zu jenen, die jedem Reiter und jedem Pferd eine Brücke bauten. Kein Wunder, war er doch von Anfang in jenem kleinen Kreis zuhause in Deutschland, neben Frank Rothenberger, Olaf Petersen und Werner Deeg, denen der Weltverband die Verantwortung zur Gestaltung bei Internationalen Championaten oder Olympischen Spielen anvertraute.

Pferde können nicht denken im menschlichen Sinne. Der große Pferdemann Alwin Schockemöhle sagte mal über Pferde allgemein: „Sie unterwerfen sich nicht. Sie wollen gleichrangig neben dem Menschen behandelt werden, auch wenn sie dem Menschen die Führungsrolle überlassen. Dafür vertrauen sie sich ihm an.“ In allen Sportarten der Welt können Finals geprobt werden, Skispringer dürfen Schanzen testen, Abfahrtsläufer die Piste, jeder Turner kennt das Gerät, die Formel 1-Piloten umkurven x-mal den Kurs vor dem Rennen, nur im Reiten ist alles anders. Vor Beginn eines Großen Preises zum Beispiel darf der Reiter wenige Minuten vor dem Start den Parcours besichtigen, ohne Pferd. Gego: „Es ist doch unglaublich, was da im Kopf eines Reiters innerhalb von nicht einmal zwei Minuten abläuft - aber auch bei einem Parcoursbauer.“ Und der will schöne Bilder haben am Ende, den richtigen Sieger – und keine überforderten oder gar gequälten Pferde, alles soll leicht aussehen, ästhetisch. Reiten ist nicht jedem gegeben, leider zum Teil zu wenig respektiert.

Laufbahn ohne Pferd und Parcours

Nach dem Abitur studierte Arno Gego Maschinenbau in Aachen. Er wurde technischer Leiter, später Oberingenieur bei der Landmaschinenfabrik H. Fähse & Co KG in Düren. Am 9. Februar 1968 promovierte er zum Dr.Ing. an der RWTH Aachen mit der Dissertation „Ein Beitrag zum Problem der gesteuerten maschinellen Vereinzelung von Zuckerrüben“. Ab Juli 1969 wechselte er in leitender Position zu Klöckner-Deutz mit Spezialgebiet „Landmaschinentechnik“.

1974 folgte er einem Ruf an die RWTH Aachen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 als Direktor der Fachgruppe Agrartechnik am Institut für Kraftfahrzeuge der Fakultät für Maschinenwesen tätig war und einen Lehrstuhl für Lehr- und Kraftfahrzeuge und Agrartechnik inne hatte.

Gelehriger Schüler von Micky Brinckmann

Arno Gego wuchs mit sechs Geschwistern auf einem Bauernhof auf. Pferde waren immer da, wie eben früher auf einem Hof. Er ritt als Schüler, später als Student, „nicht auf großen Veranstaltungen, auch mal jenseits der Grenzen in Belgien und in Holland“, in Springen, Dressur und Vielseitigkeit. In jener Zeit hatten auch die Reiter selbst noch Hand anzulegen auf Turnieren. Und so habe er sich eines Tages gefragt, „über was springst Du da mit Deinem Pferd“? Er war immer neugierig, aber auch wissbegierig. Und so musste er zwangsläufig dem großen Hans-Heinrich („Micky“) Brinckmann über den Weg laufen. Der weltbeste Springreiter vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, ein Feingeist, früher als Reiter, später als Parcoursbauer, nahm Arno Gego mit in jene Welt, in der er sich ebenfalls rasch zuhause fühlte. Von Brinckmann übernahm Arno Gego viel oder alles, dessen Gedankengänge wie kein anderer: „Zum Aufbau gehört viel mehr, zum Beispiel die Präsentation der Hindernisse, das tägliche Setzen von Akzenten, die Dramaturgie für die Zuschauer und der Wunsch, ein Turnier bis zum letzten Wettbewerb in der Spannung steigern zu können“. Gefahrenmomente im Parcoursaufbau sah Arno Gego zum Beispiel darin, „dass Vermarktungsagenturen ihre finanzielle Stärke dahingehend ausspielen, dass sie bestimmen wollen, wo bestimmte gesponserte Hindernisse zu stehen haben, um im Blickfeld der TV-Kameras zu sein“.

International unterwegs

Arno Gego wurde erstmals international verpflichtet 1984 als „Technischer Delegierter“ bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984 und nochmals war er „Das Auge Gottes“ (Branchenargon) bei Olympia 2000 in Sydney. 1986 in Aachen gab er die Linien vor bei der Springreiter-Weltmeisterschaft und 1989 beim Weltcupfinale in Tampa/ Florida. Darüber hinaus übernahm Gego Aufträge zur Planung und Gestaltung ganzer Sportparks und Reiteranlagen, so unter anderem in Monterrey/ Mexiko für Alfonso Romo, Istabul, Luxemburg, Bagnaia, Valkenswaard oder in Rjazan südlich von Moskau. Zuletzt konnte Gego 2015 die Fertigstellung der Hippo Arena Samorin/ Slowakei feiern, wo er für die Planung eines groß angelegten Sportzentrums unmittelbar an der Donau mitverantwortlich war.

Um internationalen Parcoursbauern eine Fortbildungsmöglichkeit anzubieten, gründete er zusammen mit Leopoldo Palacios und Olaf Petersen im Jahr 2004 die „Aachen School of Course Design“ und übernahm deren Geschäftsführung. Zudem lud er 2013 zum Ersten Equestrian Global Forum nach Aachen ein, im Verlauf dessen Ideen, Visionen und Lösungsvorschläge mit Funktionsträgern und Aktiven diskutiert wurden und das in der Folge regelmäßig wiederholt wird. Passend dazu verfasste er zusammen mit Hauke Schmidt, Olaf Petersen und seiner Gattin Christa Heibach, einer ebenfalls langjährigen erfolgreichen Parcoursbauerin, mehrere international erschienene Publikationen zum Thema Parcoursbau und -gestaltung.

Für seine zahlreichen Verdienste um den Pferdesport und im Besonderen um den Parcoursbau wurde Gego mehrmals ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem im Jahr 2008 das Deutsche Reiterkreuz in Gold der Deutschen Rieterlichen Vereinigung (FN) sowie den Goldenen Ring des Aaachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV). Im Jahr 2013 wurde er zudem für sein Lebenswerk mit dem Swarowski-Award der Performance Sales International (P.S.I.) in Ankum ausgezeichnet. Darüber hinaus war Gego Ehrenmitglied der Deutschen Richtervereinigung für Pferdeleistungsprüfung.

 

 


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