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2023 war die erste Saison nach der Corona-Pandemie, die völlig frei von Restriktionen ablaufen konnte. Doch es ist bei Weitem nicht alles wie vor dieser Zäsur, denn der Ukraine-Krieg, Ressourcenverknappung und Personalmangel wirken sich auf die Eventbranche aus. Und doch ist Volker Wulff, geschäftsführender Gesellschafter der EN GARDE Marketing GmbH, zuversichtlich. Wie er die Veränderungen sieht und wie er seine Agentur ausrichten will, erklärt er im Interview. Herr Wulff, wie hat sich die Turnierlandschaft nach der Corona-Pandemie entwickelt? Welche Turniere konnten die Chancen nutzen, welche leiden und woran liegt das? Volker Wulff: „2023 ist ja die erste wirklich restriktionsfreie Saison gewesen. Es sind Turniere weggefallen, andere scheinen gestärkt aus der Krise hervorgegangen zu sein. Das ist so, keine Frage: Die letzten Jahre hatten einen reinigenden Effekt auf die Turnierlandschaft. Auch bei uns sind zwei Turniere nicht mehr im Kalender. Berlin war gekoppelt an die Global Champions Tour und die wollte den Standort nicht halten. München möchte ich eigentlich noch nicht abschreiben, das Turnier legt – hoffentlich – nur eine Pause ein. Aber aktuell ist es durch die gestiegenen Kosten, die ein Indoor-Event an einem Ort wie der Olympiahalle mit sich bringt, einfach nicht wirtschaftlich. Da geht es um Energiekosten, Personal und Dienstleister. Hier und heute macht es leider keinen Sinn, die MUNICH INDOORS fortzuführen, aber ad acta möchte ich sie auch noch nicht legen. Umso erfreulicher ist es aber, dass die PARTNER PFERD in Leipzig und das Deutsche Spring- und Dressur-Derby in Hamburg sich dieses Jahr nochmals selbst übertroffen haben. Damit konnte eigentlich keiner rechnen, aber wir haben schon im Vorverkauf gemerkt: Da geht was! Es ist wirklich beeindruckend, wie loyal und begeisterungsfähig das Publikum für diese beiden Events ist. Und somit wollen wir diese Veranstaltungen auch weiter stärken und immer wieder weiterentwickeln. Das gilt übrigens auch für die Standorte Warendorf und Paderborn – zwei solide Veranstaltungen, die sehr resilient durch die Krise gekommen sind. Sowohl die HKM Bundeschampionate in Warendorf als auch die OWL Challenge in Paderborn befinden sich gerade vielleicht ein wenig in einer Findungsphase und entwickeln neue Strukturen, aber auch hier haben wir starke Partner, die beide Veranstaltungen nach vorne bringen wollen.“ Welche Erkenntnisse oder sogar Lehren konnte man als Turnierveranstalter aus den letzten drei, vier Jahren ziehen? Und gibt es auch Gutes, was sich aus der Krise ableiten lässt? Volker Wulff: „Ich muss zugeben, es war wirklich eine harte Zeit. Und obwohl ich das Business seit Jahrzehnten kenne, hat mir diese Kette von Krisen – Corona, Ukrainekrieg, Preisanstieg, etc. – schon ernsthafte Sorgen bereitet. Aber ich habe auch wieder gelernt, dass man auch in aussichtslosen Situationen die Chancen erkennen muss. Es gibt immer einen Weg aus der Krise. Vielleicht muss man seine Strukturen ändern und natürlich muss man als Veranstalter flexibel bleiben, aber der Bedarf an Events ist ja da! Das haben wir in Leipzig und Hamburg mit Besucherrekorden erlebt. Das macht mich zuversichtlich, dass Menschen trotz erschwerter Bedingungen trotzdem etwas erleben wollen. Und ganz wichtig: In Krisenzeiten rentiert sich einfach, wenn man immer gut mit seinen Sponsoren und Partnern umgegangen ist. Starke Verbindungen im gegenseitigen Respekt und mit gegenseitiger Anerkennung halten schwierige Zeiten in den allermeisten Fällen aus. Und dafür bin ich sehr dankbar!“ Was braucht der Pferdesport, um sich solide und zukunftsfähig, vielleicht sogar zukunftsweisend aufzustellen? Was können andere Sportarten vielleicht sogar vom Reitsport lernen? Volker Wulff: „Das Wichtigste ist erstmals eine gesunde Basis und ausreichend Nachwuchs. Ich glaube, darin ist der Reitsport grundsätzlich gut aufgestellt durch eine gut gewachsene Struktur in den Landesverbänden. Aber hier darf man auf gar keinen Fall nachlassen. Die Basis muss gestärkt und gefördert werden. Ohne sie gibt es keinen Spitzensport und auch keine Spitzensport-Events. Es ist kein Zufall, dass wir in reitsportstarken Nationen auch entsprechend viele Top-Reitsportveranstaltungen haben. Es ist ja alles miteinander verzahnt: Haben wir viele Reiter, wachsen daraus auch viele Topsportler, und haben wir viele Topreiter, entwickeln sich daraus auch viele Top-Events. Ohne starke Basis bricht dieses Konstrukt ein.“ Warum sind (Sport-)Events so wichtig? Welchen Beitrag leisten sie für die Gesellschaft und für die Wirtschaft? Volker Wulff: „Events bereichern zum einen das Leben. Gerade nach der Corona-Pandemie spürt man überall, wie groß der Hunger nach Veranstaltungen ist. Die Menschen wollen raus, sich treffen, eine gute Zeit haben, etwas erleben. Man weiß ja von sich selbst, dass es der Seele gut tut. Aber gerade Großveranstaltungen leisten zum anderen auch einen messbaren Beitrag. Städte und Regionen profitieren sehr davon, wenn bei ihnen ein Großevent stattfindet: Es werden Hotels gebucht und die Besucher und Teilnehmer konsumieren während der Veranstaltung auch in Geschäften und Restaurants. So ein Event spült so auch Geld in die öffentliche Kasse und das stärkt wiederum den Standort. Darüber hinaus gibt es einen immensen Image- und Marketingeffekt. Des Weiteren stärken Großevents den Wohlfühlfaktor der in der Region lebenden Menschen. Die Bürger sind stolz, in der Region zu leben, die ein oder mehrere Großevents auf die Beine stellt. Mehr noch stärken Events den sozialen Zusammenhalt. Sie bringen Menschen zusammen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und sozialen Gesellschaftsschichten. Es wird gemeinsame Freude erzeugt, daraus entsteht ein starkes Wir-Gefühl. Dies wirkt aktiv einer Spaltung der Gesellschaft entgegen und zeigt den Wert der Gemeinschaft. Events haben demzufolge eine nicht zu unterschätzende demokratiefördernde Wirkung!“ Wie wird sich En Garde für die nächsten Jahre aufstellen? Volker Wulff: „Wie oben schon gesagt, werden wir unsere beiden Topveranstaltungen Leipzig und Hamburg stetig weiterentwickeln. Wir prüfen jedes Jahr, was verbessert werden muss, wo noch Innovationspotential liegt, ob wir Trends verfolgen wollen oder sogar selbst welche setzen können. Wir ruhen uns sicher nicht auf der Erfolgsgeschichte dieser beiden Standorte aus. Paderborn und Warendorf sind ebenfalls starke Turnierstandorte mit ganz eigenem Profil. Das gilt es aber auch wieder zu schärfen, und das ist ein Balanceakt zwischen zu alter Stärke zurück und nach vorne in die Zukunft. Das ist äußerst spannend! Wichtig für En Garde waren aber auch immer Events im Ausland: China, Malaysia, und jetzt ganz aktuell werden wir 2024 in Zusammenarbeit mit der Agentur Blink aus Dubai das erste FEI World Cup™ Final im Nahen Osten ausrichten. Riad ist eine sehr aufregende Metropole und die Infrastruktur fantastisch – davon durften wir uns beim Testevent Anfang des Jahres überzeugen. Ich bin richtig aufgeregt, das wird toll! Wir werden auch zukünftig Events im Ausland umsetzen, das ist einfach ein fester Bestandteil unseres Portfolios.“
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