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Wahnwitzig oder beispielhaft - Mit der Friedensglocke über 4.800 km nach Jerusalem PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 19. Januar 2025 um 14:15

 

Helmut Kautz, Evangelischer Pfarrer, Ideengeber und Visionär

(Alle Fotos: privat),

Wassenberg. Es ist wohl eine der verrücktesten Ideen der Neuzeit, nämlich auf einem ganz normalen Planwagen mit vorgespannten Pferden von Berlin aus über 4800 km eine aus Kriegsschrott gegossene Glocke nach Jeruslalem zu transportieren. Das ziemlich irrwitzige Unternehmen startet am 8. Mai um 12.00 Uhr vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Der Ungewissheit stellen sich keine Abenteurer, sondern normale Bürger mit sechs Fuhrwerken und normalen Pferden der Vision, für den Frieden etwas erreichen zu wollen und zu können. Niemand hat eine Vorstellung von dem, was jeden einzelnen erwartet, keine Ahnung über das Ende, aber alle sind getrieben vom Gedanken, vielleicht etwas für ein friedvolles Nebeneinander erreichen zu können.

Am Anfang war die Idee, und die hatte Helmut Kautz (53), gelernter Dachdecker, dann folgte er dem „Ruf des höchsten Chefs“, so seine Aussage, und wurde 2012 evangelischer Pfarrer. Seine „Schafe“ hütet er am Stift „Marienfließ“. Geboren ist der stets positiv aufgelegte „Seelen- und Herzensfänger“ in Angermünde/ Uckermark, aufgewachsen in Reetz bei Wiesenburg, wo er bis 1995 lebte, in der ehemaligen DDR, „auf einer Kolchose erhielt ich auch Erfahrung mit Gespannpferden und mit dem Schwarzhandel…“. Sein Lebensmotto gemäß dem Bibelspruch: „Jaget dem Frieden nach.“

Am 9. November 2019 trafen sich im Pfarrhaus in Brück/ Brandenburg 20 Pferde- und Friedensfreunde und gründeten den Friedensglockenverein e.V. Der 9. November ist in der deutschen Geschichte als historisches Datum wie in Stein gemeißelt. Die Liste scheint endlos. So wurde zum Beispiel am 9. November 1918 die 1. Deutsche Republik ausgerufen, am 9. November 1938 begann die brutale Jagd auf die jüdische Bevölkerung, am 9. November 1989 fiel die „Berliner Mauer“ - und am 9. 11. 2019 wurde im Pfarrhaus Brück bei der Versammlung von 20 Friedens- und Pferdefreunden der Friedensglocken-Verein gegründet. Auf das Banner schrieb sich die Vereinigung, auf Touren mit Pferdetrecks kleine Friedensglocken zu verteilen und für ein friedliches Europa zu werben, getreu dem Bibelwort: „Jaget dem Frieden nach!“. Der Verein hat inzwischen über 70 Mitglieder, ist überparteiisch, religionsoffen und jedem zugänglich, der den Gedanken des Friedens in die Welt tragen möchte.

Brück wiederum ist ein Ort flämischen Ursprungs, dort werden rheinisch deutsche Kaltblüter gezüchtet, „die Pferdeleute wollten den Zug der Flamen von Brügge in Belgien nach Brück 850 Jahre nach der Besiedlung nachstellen“ so Helmut Kautz. Auf der Kutschenreise 2009 durchs Land stellten die Fahrensleute fest, dass die Flamen viel weiter gezogen waren, nämlich bis nach Weliki Nowgorod. „2018 wurde das Ganze nachgestellt“, sagt Kautz. 2.200 km in 80 Tagen Und bei einem Vorbesuch in Weliki Nowgorod meinte die Kulturverantwortliche der Stadt zum Vorhaben, mit Kutschen wieder zu kommen: „Pferde bringen den Frieden.“ Kautz: „Da hatten wir das Thema Frieden und Völkerständigung. Glocken hatten wir bereits als Thema in Brück entdeckt.“ Der Schrott aus dem Zweiten Weltkrieg zum Gießen einer Glocke lag damals praktisch vor den Häusern der Menschen, er musste nur noch gesammelt werden.

 

Die aus Militärschrott gegossene Friedensglocke bei einer früheren Rundfahrt

Die Idee zu einem Friedensglockentreck nach Jerusalem hatte ebenfalls Helmut Kautz. Er jagt der Vision nach: „Schwerter zu Pflugscharen. Ich merke, wie überall der Wille vorhanden ist, ein Zeichen zu setzen für Frieden, vor allem in den jetzigen Zeiten.“

Was ein Dreizeiler bewirkte…

Und der Start ist ebenfalls bewusst gewählt, 8. Mai 2025, 80 Jahre nach Ende des grauenvollen 2. Weltkrieges. Anfangs meldeten sich Interessierte mit etwa 10 Fuhrwerken, davon blieben nun sechs übrig, die sich diesem einmaligen und beispiellosen Abenteuer stellen wollen. Dazu gehört auch Christina Barth-Bußmann aus Dedenhausen, nahe Burgdorf. Über eine Kurznotiz in der örtlichen Zeitung stieß sie auf den Verein. Darin wurde vor fünf Jahren über den Friedensglockenverein berichtet und dass er in der Nähe Station machen würde auf seiner 500 km langen Nordlandfahrt mit Kutschen und einer Friedensglocke. Die Krankenschwester („seit 34 Jahren tätig auf der Intensivstation“) fuhr hin, machte sich schlau und hatte ein zusätzliches Erlebnis. Wo die Gruppe nämlich mit den Pferden und Fuhrwerken kampierte, brachte den Grundstücksbesitzer in Wallung, der am Telefon seinen Anwalt konsultierte und sich über fahrendes Volk auf seinem Grund und Boden ohne eingeholte Erlaubnis beschwerte. Christina Barth-Bußmann wunderte sich, mit welcher Ruhe und Ausgeglichenheit dem wütenden Arealbesitzer alles erklärt wurde, Sinn und Zweck der Tour, „dass er wegfuhr, mit seinem Trecker und einem Ballen Heu für die Pferde zurückkam und außerdem mit einem Zentner Kartoffel für die Vereinsmitglieder“. Die Idee „Pferde – Kutschen – Friede“ habe sie so beeindruckt, dass sie sich der Gemeinschaft anschloss. Die Glocke, das Läuten, die Menschen habe sie mitgerissen, und sie sagt: “Das Leben, das man möchte, der Friede, fängt bei einem selbst an.“

 

Christina Barth-Bußmann ließ sich von dem Gedanken fesseln und will mit ihrem Pony-Gespann das Abenteuer nach Jerusalem wagen 

Christina Barth-Bußmann nahm zusätzlich einen Job in einem anderen Krankenhaus an, um sich das Abenteuer über einen so langen Zeitraum überhaupt leisten zu können. Doch sie will mit ihren vier vorgespannten Shetlandponies („immerhin schon einmal Vizemeister von Niedersachsen“) in Jerusalem ankommen.

Der „Treck nach Jerusalem“ ins Ungewisse

Voraus gingen fünf Jahre Planung, Helmut Kautz hat sich verbissen in die Idee, mit einer Friedensglocke aus Militärschrott nach Jerusalem zu fahren, zusammen mit simplen Pferde-Fuhrwerken. Anfangs war für das waghalsige Unternehmen die Begeisterung recht groß, zuletzt ließ sie spürbar nach, vor allem auch wegen der kriegerischen Zustände im Ankunftsland und den Nachbarstaaten sowie des russischen Überfalls auf die Ukraine. Der Pfarrer hatte dennoch Durchhaltevermögen.

 

 

Helge Bachmann, auf dem Foto mit der siebenjährigen Shirestute "Woodcutters Lady Fee",  will möglicherweise als Reiter den langen Trip wagen, als weiteres Pferd soll der 16 Jahre alte Shiremix Finn Bachmann mitgernommen werden.

 

Am 8. Mai um 12.00 Uhr vor dem Brandenburger Tor in der deutschen Hauptstadt ist Aufzug der Teilnehmer, eskortiert von rund 100 Reitern, in Beisein der Schirmherren Dietmar Woidke, Ministerpräsident von Brandenburg, und des Generalsuperintendenten Kristof Balint. Danach ist Abmarsch der kleinen Kolonne auf den 4.800 km langen Trip durch zwölf Länder ins „Gelobte Land“, ein Abenteuer, ohne Wissen über den Ausgang. So ähnlich darf man sich die Siedler vorstellen, die einst den Wilden Westen Amerikas eroberten, doch die hatten Waffen. Der Pferdetreck aus Berlin hat nur eine Friedensglocke auf einem Fuhrwerk. Pro Tag sollen 25 km zurückgelegt werden, die Truppe ist autark, verpflegt sich selbst und sorgt auch für die nächtliche Unterbringung. Zum Unternehmen gehören Pferdetransporter, Tierärzte stehen auf Anruf bereit wie auch Schmiede. Einen Verpflegungsdienst hat Helmut Kautz auch engagiert, den Küchenwagen bedient das Ehepaar Schunn aus Wittenberge. Zwei Scouts, Andreas Kunkel und Friedbert Enders, eilen der Truppe per PKW zwei Tage voraus, sie melden oder unterbreiten Vorschläge zu einer Routenänderung zum Beispiel. Ob bis Israel über Land gefahren werden kann, ist noch nicht sicher, möglicherweise wird der gesamte Treck in der Türkei auf ein Schiff verfrachtet und über See nach Israel transportiert.

 

Die Glocke aus Kriegsschrott hat ein Gewicht von 60 kg, auf dem Treck nach Israel werden rund 70 etwa 1,5 kg schwere Nachbildungen verschenkt

 

Die Kosten für die Tour belaufen sich auf bisher schätzungsweise 1,2 Millionen Euro. Jeder Teilnehmer ist gleichzeitig sein eigener Sponsor. Die Gebühren für einen Tag wurden mit 50 Euro pro Teilnehmer hochrechnet.

Das "Finale" ist auf jeden Fall festgelegt. Am 24. Dezember soll Bethlehem erreicht werden, und am 25. Dezember will der Verein in Jerusalem einfahren, Tour-Mitglied Heinz Bley möchte dort sogar fünfspännig mit seinen weißen Freibergern eintraben. Die Friedensglocke wiederum wird in Zukunft in der „Hand in Hand-Schule“ läuten, dort, wo Kinder aus muslimischen, jüdischen und christlichen Familien miteinander leben, lernen und aufwachsen. Die Heimkehr nach Deutschland erfolgt per Flugzeug, den Flug der Pferde soll der erprobte Transport-Unternehmer Fritz Johannsmann organisieren.

 

 

 

 

 

 

 

 


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