







| Das Wort zum Sonntagabend... |
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| Geschrieben von: Dieter Ludwig |
| Sonntag, 09. November 2025 um 18:59 |
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Wassenberg. In der letzten Woche wurde erstmals die „Ruhmeshalle der Trainer für den Spitzensport“, die offiziell aus welchen Gründen auch immer „Hall of Fame“ genannt wird, in Köln eröffnet. 140 Gäste waren geladen, das Grußwort sprach Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmeister. „Mit dieser Ehrung rücken wir Trainerinnen und Trainer erstmals sichtbar ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie sind das Fundament sportlicher Erfolge und prägen Karrieren und Menschen gleichermaßen“, sagte Lothar Linz, Direktor der Trainerakademie Köln vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Zehn Persönlichkeiten waren für würdig befunden worden, um in diesen Kreis aufgenommen zu werden. Zu den ersten zehn Mitgliedern gehören der frühere Handball-Bundestrainer Heiner Brand, der Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn, der frühere Biathlon-Bundestrainer Fritz Fischer, die frühere Speerwurf-Weltmeisterin und heutige Trainerin Steffi Nerius, die Ruder-Bundestrainerin Sabine Tschäge und der ehemalige Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters, Prof. Dr. Ulrich Hartmann, Zlatan Siric-Bernhard, der frühere Ringer-Bundestrainer Lothar Ruch sowie posthum Prof. Dr. Hugo Budinger, der als Gründer und erster Direktor der Trainerakademie Köln Wegbereiter der professionellen Trainerbildung in Deutschland war, wurden für ihre besonderen Verdienste in der Trainerbildung und -entwicklung in die Hall of Fame aufgenommen. Die fünfköpfige Jury - Lothar Linz, Frank Wieneke, Holger Hasse, Ulla Koch und der Sportjournalist Frank Nägele – waren die Entscheidungsträger bei der Wahl. Jährlich sollen neue dazukommen. Beim Lesen der Namen darf doch der eine oder andere leicht gezuckt haben, nicht, dass nicht alle aufgeführten der Wahl würdig zu finden wären, nein, leichter Ärger darf berechtigt keimen, dass zum wiederholten Male der Reitsport, Deutschlands erfolgreichste Olympische Sportart, keine Beachtung findet. Seit Jahren schon tauchen Reiter bei der Wahl der Sportler des Jahres nicht mehr vorne auf, es wäre ja fast ein Wunder gewesen, wäre in den Ruhmestempel der Trainer einer mit Pferdegeruch geleitet worden. Zum Beispiel der frühere Bundestrainer der Springreiter, Herbert Meyer (86). Der ehemalige Springreiter aus Lilienthal bei Bremen übernahm das Amt 1986 nach dem tödlichen Absturz (1985) von Hobbyflieger Hermann Schridde. Mit ihm als „Manager“, so sah er sich („reiten muss ich doch von meiner Truppe keinem mehr beibringen“), gewannen deutschen Spring-Equipen bei Olympischen Spielen zwischen 1988 und 2000 nicht weniger als fünf Goldmedaillen, von Welt- und Europameisterschaften kehrten seine Sattelartisten mit jeweils drei goldenen Plaketten zurück. Und er selbst stellte sich nie in den Mittelpunkt, obwohl kein Bundestrainer in Deutschland bisher erfolgreicher war in einer Olympischen Sommersportart als er. 2015 ehrte ihn der Verband Deutsche Sport-Journalisten mit dem Fairnesspreis, weil er wegen der schlechten Bodenverhältnisse bei der Europameisterschaft in St.Gallen die deutsche Mannschaft zur Schonung der Pferde aus dem Wettbewerb zurückzog, was ihm vom Veranstalter nicht gerade Beifall bescherte. Der Sohn eines Landwirts war auch schon vor seinem Bundestrainerjob gefragt als Lehrmeister. 1958 holte ihn die Reitakademie nach München-Riem, 1960 folgte er dem Ruf an das Deutsche Olympiadekomitee für Reiterei (DOKR) nach Warendorf, und dort herrschte in erster Linie der gnadenlose Hans Günter Winkler, vor dem einige manchmal fast niederzuknien hatten. Obwohl er wegen des nicht gerade üppigen Salärs als deutscher Bundescoach der Springreiter offiziell hätte Nebengeschäfte betreiben dürfen, verschrieb er sich ganz seinem Amt und Auftrag als deutscher Bundestrainer der Springreiter, dass Olympiasieger Ulli Kirchhoff vor über 15 Jahren mal sagte: „Herbert Meyer ging als Bundestrainer fast pleite mit seinem Hof, da er keine Nebengeschäfte – Trainer anderer Reiter, Pferdehandel zum Beispiel – machte.“ In eine Ruhmeshalle wurde der Reitmeister dennoch schon hineingewählt: In die „Hall of Fame des Reitsports“ von Kanada in Spruce Meadows am Rande von Calgary vor genau 15 Jahren....
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