Wahre Freude ist manchmal sogar ein elfter Platz... |
Geschrieben von: Dieter Ludwig |
Samstag, 08. Mai 2010 um 09:44 |
Redefin. Es gibt sie also doch noch im harten Springreiter-Geschäft, sprudelnde Freude über eine hintere Platzierung – wie nun beim Turnier in Redefin durch Ralf Schneider, der acht Jahre lang im großen Sport nicht mehr auftauchte. Er war nur noch Geschäftsmann und Feierabendreiter – ohne Trainingshalle...
Es war, als wäre einer mitten in der Wüste auf eine Wasserquelle gestoßen. So sprudelte Ralf Schneider los. „Ich bin nur noch happy, ich bin einfach glücklich“, legte er los. Und warum? Er war in einem internationalen Springen auf der neunjährigen Oldenburger Stute Rabea – „fünfjährig gekauft“ - Elfter geworden, was im Konzert der echten Profis nicht viel bedeutet, für ihn schon. Er war nämlich acht Jahre lang weg gewesen aus dem größeren Sport, „ich ritt nur noch ländlich und nur M-Springen, und vor allem aber immer ohne Fehler, wie jetzt auch“, sagte er. Ralf Schneider (39), der mit seinem Vater Rodo landwirtschaftliche Betriebe bei Rostock und im Osten Deutschlands an der polnischen Grenze von der Gesamtfläche von insgesamt 4.000 ha bewirtschaftet und wo riesige Rinderherden auf biologisch einwandfreien Weiden mit Westernpferden gearbeitet werden, war zwar selbst nicht ein ganz Großer, aber er gehörte dazu.
Ralf Schneider, seit 2001 verheiratet mit der früheren Dressur-Grand Prix-Reiterin und Rechtsanwältin Pia Laus, drei Kinder, entschied sich nach Ende seines Studiums zum Diplom-Ingenieur mit Fachrichtung Agrarwirtschaft 2002: „Ich beende meine reiterliche Laufbahn.“ Bis dahin hatte er 28 Mal einen Preis der Nationen für Deutschland geritten.
Team mit Ludger Beerbaum
Ralf Schneider, im ersten Beruf Bankkaufmann, deutscher Meister der Jungen Reiter 1991 und 1992, Dritter bei der Europameisterschaft 1991 mit der Equipe und in der Einzelwertung, profitierte natürlich unendlich von der Zusammenarbeit mit Ludger Beerbaum in Buchloe. Dorthin hatte Vater Rodo Schneider 1989 den damals joblosen Olympiasieger Beerbaum geholt. Der lange Niedersachse hatte nämlich in seiner Mühlener Zeit mit Paul Schockemöhles Ehefrau Barbara angebandelt, beide verguckten sich ineinander, was der Rudelführer im deutschen Springsport nicht durchgehen ließ und seinen Paradereiter schasste. Rodo Schneider fing ihn auf. Sie hatten alle untereinander großen Nutzen, in jeder Bezoiehung, Ludger Beerbaum wurde Geaschäftsmann, auch was beispielsweise Immobilien betrifft, Ralf Schneider kam reiterlich voran.
Beerbaum und Schneider bildeten eine Reiter- und Geschäftsgemeinschaft, nach Buchloe in Warendorf, später auf der Beerbaum-Anlage in Riesenbeck. Vertragsgemäß übernahm Ralf Schneider nach den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona von Ludger Beerbaum die Goldmedaillen-Stute Classic Touch, für Beerbaum erwarb Rodo Schneider bei Leon Melchior im Gestüt Zangersheide die Stute Ratina Z.
Come On verleast an Prinzessin Haya
1996 in Atlanta war der leidenschaftliche Jäger Ralf Schneider Ersatzmann bei Olympia. In Hamburg beim Deutschen Derby 1997 belegte der Allgäuer auf dem Schimmel-Hengst Come On den vierten Platz und war bester deutscher Starter, wenig später erklärte er: „Ich sehe keine Chance mehr, für ein Championat nominiert zu werden, also trenne ich mich von meinen beiden besten Springpferden.“ Classic Touch ging an den Sponsor des Olympia-Zweiten von Barcelona, Piet Raijmakers, nach Holland, den Hengst Come On leaste Prinzessin Haya, die heutige Präsidentin des Weltverbandes.
..und auch Ehefrau Pia will zurück...
Für Pia Laus-Schneider (41), dreifache Mutter, ist eine Rückkehr in den Sport auch nicht mehr ausgeschlossen, „sie hat zwei Grand Prix-Pferde, die einiges versprechen“, so der Ehemann. Für Deutschland war sie 1988 und 1989 Europameisterin der Jungen Reiter, startete dann ab 1990 für Italien, die Heimat ihres Vaters, und wurde auf Adrett bei den 1. Weltreiterspielen 1990 in Stockholm Zehnte. Seit sieben Jahren ward sie auch nicht mehr in einem großen Viereck gesehen...
|