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Heute wäre Hartwig Steenken 69 Jahre alt geworden... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 23. Juli 2010 um 09:06

Wassenberg. Heute hätte ein ganz Großer des Springreitens Geburtstag feiern können, Hartwig Steenken. Er wäre 69 Jahre alt geworden. Doch er starb bereits mit 36.

 

Zehn Minuten von Zuhause verunglückt

Sein Leben war kurz, es endete am 10. Januar 1978, Hartwig Steenken, einer der ganzen Großen im Springsport, wurde nur 36 Jahre alt. Die letzten sechs Monate lag der Weltmeister nach einem Autounfall im Koma, er war nicht mehr zu retten. Auf der Rückfahrt vom Fußball-Training mit seiner Hobbymannschaft prallte die schwere Limousine seines Freundes mit ihm auf dem Beifahrersitz in der Nacht zum 13.Juli 1977 gegen eine Mauer, Steenken erlitt einen Schädelbasisbruch, Riss der Hirnhaut, Kieferbruch und zog sich eine Schädigung des Sehnervs zu. Zu ihm nach Hause in Mellendorf unweit von Hannover, wo heute Madeleine Winter-Schulze, die große Gönnerin des Reitsports, ihr Zuhause hat,  wären es nur noch zehn Minuten gewesen.

Kometenhafter Aufstieg

Hartwig Steenken durchraste eine kometenhafte und gleichzeitig auch tollkühne Karriere bis ganz nach oben, manchmal geradezu abenteuerlich, jedenfalls ohne Beispiel. Innerhalb kürzester Zeit ritt der Bauernsohn aus Bowrede bei Hoya in die Spitze und sprengte die geschlossene nationale und internationale Reitergesellschaft. Weil er gerne posaunte, er werde noch der Beste, nannten sie ihn „Cassius“ in Anlehnung an den früheren Boxweltmeister Cassius Clay, der sich später Muhammad Ali nannte und bekanntlich das gleiche – zu Recht -  behauptet hatte.

1971 wurde Steenken in Aachen Europameister, ein Jahr danach in München mit der Equipe Olympiasieger, immer auf der Stute Simona, die hatte mal dem späteren Bundestrainer Herbert Meyer gehört. Der hatte sie zunächst an Alwin Schockemöhle verkauft. Schockemöhle gab sie aber zurück, weil ein Tierarzt Herzprobleme auszumachen glaubte. Vielleicht der größte Irrtum im Leben des Pferdemannes Alwin Schockemöhle. Steenken holte Simona dennoch in seinen Beritt.

Hart gegen sich und andere

Der Niedersachse besaß keine Lobby und hatte keine Gönner, war auch nicht funktionärshörig. Das machte ihn hart, gegen sich, aber auch gegen andere. So sagte er seinem Freund Alwin Schockemöhle, der während des CSIO von Italien im Mai 1971 in Rom wegen eines gespaltenen Wirbels in ein Spital eingeliefert worden war, gar am Krankenbett ohne Umschweife ins Gesicht: „Wenn du krank bist, kannst du auch nicht für die Europameisterschaft nominiert werden.“ Steenken holte den Titel. Ein Jahr danach gewann er auf Simona auch das Deutsche Derby in Hamburg.

"Lieber tot - als Zweiter"

In nur neun Jahren war er ganz oben. Er ritt mit kaputten Sehnen und Bändern, mit Nägeln, Platten und Schrauben in den Knochen, er konnte oft kaum gehen, aber reiten. Er war durch und durch ein Wilder, besessen vom Erfolg. Sein Lieblingsspruch: „Lieber tot als Zweiter.“ So ritt er, so lebte er. Auf der Suche nach jungen, guten Pferden fuhr er ständig ruhelos durch die Lande. Ein mögliches Stechen um olympisches Einzelgold in München-Riem vermasselte er sich selbst, weil er Simona fast phlegmatisch durch den Normalparcours steuerte, zwar ohne Abwurf blieb, aber wegen eines Dreiviertel-Zeitfehlerpunkts dann das Stechen von der Teilnehmertribüne aus begucken konnte. Im Stechen hätten wohl der spätere Sieger Graciano Mancinelli (Italien) auf Ambassador, die Zweite Ann Moore (Großbritannien) auf Psalm und der Amerikaner Neal Shapiro auf  Sloopy  keine Chance gehabt,  er wurde Vierter wie der nach Österreich gewechselte Hugo Simon, was er fast gleichgültig abhakte. Er dachte nie an Verlorenes, immer an Kommendes.

Hickstead: Stätte des Triumphes

Am 21. Juli 1974 schlug dann endlich seine ganz große Stunde im englischen Hickstead. Auf der nun schon 16-jährigen Simona wurde er Weltmeister nach Stechen gegen den Irländer Eddie Macken auf Pelé. Der Bauernsohn war dort, wo er sich längst selbst hingestellt hatte. Als Talisman hatte der leidenschaftliche Fußball-Fan in das Futter seiner Reitkappe ein farbiges Foto der deutschen Nationalmannschaft eingelegt. Die war genau zwei Wochen zuvor in München gegen die Niederlande ebenfalls Weltmeister geworden.

Auf Olympia 1976 in Montreal verzichtete er freiwillig, auf dem späteren Weltklassejumper Gladstone unter Hugo Simon war er bei der Olympia-Sichtung in Verden/ Aller mit 16 Fehlerpunkten zurück zur Lichtschranke gekommen, mit  Goya lief`s nicht besser. Und so sagte er, ohne lange bei den Offiziellen vorher nachzufragen:  „Ich habe kein geeignetes Pferd. Wenn ich antrete, möchte ich gewinnen können, die Reise kann ich mir sparen. Vom nur dabei zu sein, davon habe ich nichts. Also verzichte ich freiwillig.“

Erster deutscher Profi

Am 1. Juli 1977 unterschrieb er als erster deutscher Springreiter einen Profivertrag bei einem italienischen Getränkehersteller (Campari). „Lieber ein ehrlicher Berufssportler als ein unehrlicher Amateur“, sagte er damals, als Olympia den Profis noch versperrt war. Der Zweijahres- Kontrakt kam nie zum Tragen, elf Tage nach der Vertragsunterzeichnung endete das Leben des Jahrhundertreiters vorzeitig an einer Mauer. 45-Mal war er auch für Deutschland in einem Nationen-Preis geritten.

 

 

 


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