Von einem, der sich öffentlich geschockt zeigte von der neuen GOT |
Geschrieben von: Thomas Hartwig/ DL |
Sonntag, 12. März 2023 um 13:58 |
Warendorf. Die am 22. November letzten Jahres in Kraft getretene neue Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) wurde registriert, doch blieb sie zunächst ohne großes Echo. Nun traf sie auch den freischaffenden Journalisten Thomas Hartwig, und der zeigte sich nicht nur schockiert, er legte auch die Rechnung offen… Mit seinen zwei Pferden fuhr der freie Journalist Thomas Hartwig (63) aus Milte bei Warendorf in eine Klinik zum Impfen. Zwei Katzen hat er zudem sterilisieren bzw. kastrieren lassen, zugestellt wurde dem früheren Pressechef der deutschen Reiterlichen Vereinigung (1994 – 2008) eine Rechnung über 832 Euro. Erbost darüber äußerte er seinen Frust bei Facebook, aber auch mit der Sorge, dass sich viele in Deutschland keine Pferde, Hunde oder Katzen aufgrund der Kosten mehr leisten könnten, Starts bei Reitturnieren gestrichen würden, in Reitställen bald Boxen leer stehen würden – durch GOT sieht er das Ende des Basis-Turniersports gekommen… Sein Facebook-Eintrag: „Um Kosten zu sparen, haben wir unsere beiden Turnierpferde in die benachbarte Klinik zum Impfen (Influenza und Herpes / gemäß LPO zweimal jährlich) gefahren und durften anschließend auch ohne Anfahrtspauschale und Kilometergeld nach der neuen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) 242 Euro bezahlen. in die benachbarte Klinik zum Impfen (Influenza und Herpes / gemäß LPO zweimal jährlich) gefahren und durften anschließend auch ohne Anfahrtspauschale und Kilometergeld nach der neuen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) 242 Euro bezahlen. Der Arbeitsaufwand für die Klinik bestand neben dem Verbrauch der Impf-Präparate in einer etwa dreiminütigen Tätigkeit einer Angestellten (Aufziehen der Spritzen und Eintragung der Impfungen ins System und in die Pässe) sowie dem Anschauen der Pferde (auf dem Anhänger) und dem Impfen der Pferde durch eine Tierärztin (ebenfalls circa drei Minuten). Kosten: 242 Euro. Hochgerechnet auf eine Arbeitsstunde entspricht das einem Stundenlohn für die Tierärztin von 768 Euro und für die Tierarzthelferin von 240 Euro für Routinetätigkeiten (würde ich als Freiberufler auch gerne berechnen). Anfang der Woche haben wir unsere beiden Jungkatzen (Kater und weibliche Katze) kastrieren und chippen lassen. Kosten: 590 Euro. Zusammen sind das für diese vier Routine-Behandlungen gemäß der neuen GOT 832 Euro – also etwa die Summe, die manchem Geringverdiener oder Rentner im Monat insgesamt zur Verfügung steht. Liebe Bundestierärztekammer und alle Beteiligten, die für die neue GOT verantwortlich sind: Ihr und wir Tierhalter müssen uns keine Sorgen über einen drohenden Tierärztemangel machen, denn es werden zukünftig deutlich weniger zu behandelnde Tiere (ob Pferde oder Katzen) in Deutschland leben. Für den Basis-Turniersport droht mit der neuen GOT das Aus. Denn nicht nur die halbjährlichen Impfungen (Influenza plus Herpes), sondern auch die Kosten für den Turniertierarzt (zweifacher Satz am Wochenende) sind weder für den normalen Turnierteilnehmer noch für die veranstaltenden Vereine leistbar. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat in einem Statement veröffentlicht, dass sie als Interessensvertreterin der Pferdehalter zu der neuen GOT nicht befragt worden sei. Die Bundestierärztekammer hat in einem Statement bekannt gegeben, dass alle Steakholder (also Menschen und Gruppen, die von der GOT betroffen sind), über diese Erhöhungen im Vorfeld informiert und in den Entscheidungsfindungsprozess eingebunden wurden. Welche Version stimmt, ist mir als Tierhalter schnurzpiepegal. Fakt ist: Pferdesport und Pferdezucht werden in den kommenden Jahren rapide zurückgehen, da dies für Normalverdiener nicht mehr leistbar ist. Als Halter von zwei Turnierpferden, die jeweils rund zehn Turnierstarts im Jahr haben, ist 2023 für mich die letzte Saison. Dem Tierschutz wurde mit der neuen GOT ein Bärendienst erwiesen, denn dadurch werden unzählige Tiere zu spät oder gar nicht mehr einer tierärztlichen Versorgung zugeführt werden. Millionen von alten Menschen mit geringer Rente, für die ein Tier oft der einzige Bezugspunkt ist, werden sich eine Hunde- oder Katzenhaltung nicht mehr leisten können. Ich habe zu meinen Tierärzten immer eine gute Beziehung gehabt (seit 30 Jahren die gleiche Tierklinik für unsere Pferde) und sie aufgrund ihres Engagements und ihrer Fachkompetenz sehr geschätzt. Mir ist auch klar, dass die Tierärzte nach mehr als 20 Jahren eine Anpassung an gestiegene Preise benötigen. Und ich weiß auch, dass viele Tierärzte mit den rechtsverbindlichen Bestimmungen der GOT hadern. Warum es überhaupt eine GOT in Deutschland gibt, ist mir schleierhaft, da dieses verpflichtende Zwangsinstrument in vielen anderen Ländern Europas nicht existiert. Die Behauptung, die GOT garantiere einen Qualitätsstandard der Tierärzteschaft, ist jedenfalls Quatsch, da die Tierärzte in unseren Nachbarländern ohne GOT nicht schlechter sind als die hierzulande praktizierenden Tierärzte. Hoch spannend ist, wie die Gebührensätze der neuen GOT ermittelt wurden. So wurde eine Agentur mit der Kostenermittlung der verschiedenen Dienstleistungen beauftragt. Diese fragte Tierärzte, wie lange sie für welche Tätigkeit benötigen. Und daraus wurden dann die Kosten hochgerechnet. Wenn man mich als Freiberufler fragen würde, wie lange ich für eine bestimmte Dienstleistung benötige, würde ich bestimmt auf die Sekunde exakt die genaue Zeit angeben (Ironie Ende). Allen Tieren, den Tierhaltern, aber auch den Tierärzten wurde mit der neuen GOT ein maximal schlechter Dienst erwiesen.“
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