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Abritt - oder aus dem Leben des Tierarztes Dr. Peter Cronau (Teil 11) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Peter F. Cronau/ dl   
Sonntag, 14. April 2024 um 16:41

Dr. Peter F.Cronau war berufsmäßig bei sieben Olympischen Sommerspielen im Einsatz, Los Angeles 1984 seien die schönsten für ihn gewesen - in Aachen 1986 holte erstmals eine Reiterin den Weltmeistertitel - Zum Ölwechsel an seinem Sportwagen ließ Samsung-Chef einen Deutschen einfliegen...

Die Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles standen anfänglich nicht gerade unter einem guten Stern, weil viele Ostlockstaaten auf Geheiß aus Moskau und im Gegenzug zu Olympia an der Moskwa 1980 und dem West-Boykott nun ebenfalls auf eine Teilnahme zu verzichten hatten. Zu den deutschen Olympia-Sichtungen der Reiter kam es wie üblich beim CHIO in Aachen. In Deutschland wird der Begriff Sichtung für die Selektion gewählt. Das bedeutet, dass die Fehler in einer solchen Sichtung nicht einfach addiert werden, um danach eine Mannschaft für ein Championat oder als Vorschlag für Olympia zu nominieren.

 

Bundestrainer Herbert Meyer (links) mit Team-Veterinär Dr. Peter F.Cronau bei Olympia in Seoul

 

Der Begriff Sichtung lässt die Freiheit, dass auch Fehler, die gemacht werden, global gesehen werden, und ein Pferd, das sich passabel präsentierte, durchaus nominiert werden kann. Vor dieser Regelung gab es in Deutschland auch Ausscheidungen, denen einzelne Reiter mit ihren Anwälten beiwohnten. Um einer Willkür vorzubeugen und wegen Negativbeispielen in der Vergangenheit, machen es sich die Selektoren in USA einfach: Sie zählen einfach bei den Ausscheidungen die Fehler zusammen und benennen danach die entsprechende Equipe, was auch in den USA in der Leichtathletik zum Beispiel üblich ist. Wer verletzt für eine Qualifikation ausfällt, hatte eben Pech und bleibt ohne Möglichkeit, aufgestellt zu werden.

Das Weltmeisterpaar stürzte am Wassergaben

Dass aber Ausscheidungen nicht immer pferdegerecht sind, wurde in Aachen offenbar. Wassergräben sind beispielsweise Bestandteil jedes Nationenpreises und Großen Preises. Im Jahr 1984 musste in Aachen der Wassergraben zweimal im Normalparcours und zweimal im Stechen übersprungen werden. Damals gab es im Großen Preis in Aachen auch noch zwei Stechen. Dieses Konstrukt wurde dem Pferd „Fire“ mit Norbert Koof – immerhin dem amtierenden Weltmeisterpaar von 1982 – zum Verhängnis, der Wallach stürzte am Wassergraben im Stechen. Die Wassergrabenregelung wurde übrigens danach abgeschafft. „Fire“ erholte sich von seinem Sturz, Norbert Koof war ohne Verletzung geblieben.

Die Sichtungen verliefen ansonsten erwartungsgemäß. Vorgeschlagen zur Nominierung durch das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland wurden Fritz Ligges mit „Ramses“, Paul Schockemöhle mit „Deister“, Franke Sloothaak mit „Farmer“, Peter Luther mit „Livius“ und Norbert Koof mit „Fire“.

Wie üblich kam die Equipe einige Tage vor der Abreise zu einem Training in Warendorf zusammen. Die letzte Formüberprüfung wurde am frühen Morgen gegen 6 Uhr durchgeführt, kurz vor der Fahrt zum Flughafen. Ich aber wurde dann aber noch nach Warendorf gerufen, weil Fire lahmte. Eine Diagnose konnte bei dem Wallach nicht mehr gestellt werden, denn die Exportpapiere waren schon fertig ausgestellt, in der Kürze der Zeit konnte nichts mehr geändert werden. Also flog „Fire“ mit nach Los Angeles. Trotz extremer Anstrengungen vor Ort bekam ich medizinisch gesehen „Fire“ nicht lahmheitsfrei – wir mussten passen. Das Weltmeisterpaar konnte nicht an den Start gebracht werden. Wir hatten zwar „Lovely Boy“ von Norbert Koof als Ersatzpferd dabei, das Paar wurde jedoch nicht eingesetzt, der Weltmeister war nur noch Zuschauer.

Es war vorgesehen, dass das Begleitpersonal, Pfleger und Tierärzte, auf dem Rennbahngelände in Santa Anita untergebracht wurden. Nachdem die Pferde eingestallt waren, suchte ich mein Zimmer auf und musste feststellen, dass es sich um ein Doppelzimmer handelte, in dem mein italienischer Kollege Dr. Adriano Sala ebenfalls seinen Schlafplatz hatte. Das gefiel ihm nicht so sehr, so suchte er sich eine andere Bleibe. Nach einigen Tagen erhielt ich ein interessantes Angebot. Der französische Delegierte reiste wegen eines Todesfalls zurück nach Frankreich, sodass eine Trainerwohnung an der Rennbahn frei wurde. Ich zog dort mit meiner Ehefrau ein, die mit anderen deutschen Begleitern in einem benachbarten Hotel einquartiert war. Wie ich feststellen konnte, wohnte in der Saison der Trainer des sagenumwobenen Vollbluthengstes „Bold Ruler“ Jean Fitzsimmons in dem Haus. Von „Bold Ruler“ (Vater des legendären „Secretariat“) hingen zahlreiche Bilder an der Wand.

Gefragt als Veterinär

Als Tierarzt war ich sehr gefragt. Auch die Holländer zogen mich wegen einer Lahmheit des Pferdes „Oscar Drum“ von Rob Ehrens zu. Ich agierte zudem als Mannschaftstierarzt von Spanien. Luis Alvarez Cervera ritt den im Besitz von Enrique Sarasola befindlichen „Jexico du Parc“. Das Pferd wurde an meinem Geburtstag am 03.07.1983 in Bochum erworben. Der Spanier übernachtete wie immer bei uns zu Hause. Ich hatte damals einen Termin zum Ausprobieren bei Corinna Ziethe (später verheiratete Maintz) für Luis ausgemacht. An jenem Tag goss es in Strömen. Luis fuhr allein mit meinem Mercedes zum Testen. Ich blieb zuihause, denn wir hatten die Nacht zuvor ordentlich gezecht. Als Luis zurückkam, fragte er mich, wo die Handbremse im Daimler sei. Er war die gesamte Fahrt mit angezogener Handbremse gefahren...

Luis Alvarez Cervera unterlief im Einzelspringen im Santa Anita-Park, wo die Reiterwettbewerbe organisiert wurden, mit dem Franzosen-Hengst Jexico du Park ein fataler Zeitfehler. Vier Reiter und die Schweizerin Heidi Robbiani auf Jessica kamen ins Stechen. Luis hatte einen Springfehler - nach dem letzten Hindernis dann das Fatale. Er starrte - wie das Kaninchen auf die Schlange – wie gebannt auf die gegenüberliegende Zeitmessung und verhielt sich wie gelähmt. Hätte er einmal die Schenkel zugemacht, wäre er vielleicht im Stechen dabei gewesen. Er wurde am Ende Sechster.

Die Goldmedfaille ging an Joe Fragis auf Touch of Class, Silber an Conrad Homfeld auf dem deutschstämmigen Trakehnerhengst „Abdullah“ (als Fohlen im Bauch der Mutter nach USA importiert), beide nach Stechen. Heidi Robbiani erkämpfte sich mit einem Nullfehlerritt im Stechen um den dritten Platz die Bronzemedaille.

Trickser Harvey Smith

Die französische Mannschaft gehörte ebenso wie die italienische Mannschaft zu meinem Betreuungsklientel. Die Sicherheitsmaßnahmen im Olympiagelände waren sehr streng, ohne offizielle Akkreditierung war ein Zugang zu den Reitern und Stallungen nicht möglich. Steven Smith (GBR) war akkreditierter Reiter für Großbritannien, sein Vater Harvey Smith betreute ihn als sein Trainer, hatte aber keine Akkreditierung. Die beiden lösten das Problem unbürokratisch. Steven ritt mit seinem Pferd „Shining Example“ nach draußen durch die Sperre, dort stieg Vater Harvey in den Sattel und ritt durch die Kontrolle auf das Gelände. Steven ging zu fuß zurück.

Für mich bleiben die Olympischen Spiele von Los Angeles im Vergleich zu den anderen sieben Spielen, an denen ich in unterschiedlicher Funktion teilgenommen habe, die Schönsten. Mein Aufgabengebiet war überschaubar, ich hatte eine tolle Unterkunft, der Springparcours von Bertalan de Nemethy gebaut, mit seiner wunderbaren tropischen Außen-Dekoration und dem Hindernisschmuck unter Palmen, war beispielhaft. Meine ständige Vorgabe war Präsenz bei den Pferden. An einem Abend eilte eine Schweizer Pflegerin zu mir und bat um Hilfe. Ihr war beim Fiebermessen das Fieberthermometer in den After geflutscht. Der Schweizer Mannschaftstierarzt war nicht auffindbar, so erledigte ich die Aufgabe. Eric Navet hatte (FRA) auch ein Problem mit seinem Hengst „Je t’adore“, der plötzlich eine Taktunreinheit aufwies. Diese Problematik konnte ich lösen. Und wenn man über Nachhaltigkeit von Olympischen Spielen spricht, muss angemerkt werden: Die Spiele waren am Sonntag zu Ende, am darauffolgenden Donnerstag wurden in Santa Anita wieder Rennen gelaufen. Auch sei erwähnt, dass zum Probespringen bereits 35.000 Zuschauer das Tribünenrund füllten.

Aachen `86: Erste Weltmeisterin der Geschichte

Austragungsmodus bei Weltmeisterschaften hatte sich bis dahin nicht geändert. Für das Finale 1986 in Aachen hatten sich Gail Grenough asus Kanada mit „Mr. T.“, Conrad Homfeld (USA) mit „Abdullah“, der Brite Nick Skelton mit „Raffles Apollo“ und der Franzose Pierre Durand mit „Jappeloup de Luze“ qualifiziert. Erstmals gewann eine Frau die Weltmeisterschaft, wie auch in den beiden anderen Disziplinen Dressur und Vielseitigkeit. Ich war wieder im abgesteckten Paddock hautnah dabei. Als Conrad Homfeld von Nick Skeltons „Apollo“ abstieg, sagte er in meinem Beisein: „I don’t buy him“ („Ich kaufe ihn nicht“).

Die Mannschaftswertung, erstmals 1978 eingeführt, hatten bereits die USA gewonnen. Michael Matz ritt das Pferd „Chef“, das im Übrigen aus derselben Stute abstammte wie meine später erworbene Zuchtstute „Raissa“. Er wurde in der Einzelwertung Fünfter.

Michael Matz ist ein großer und vielseitiger Pferdesportler. Er bildete den sagenhaften Vollblüter „Jet Run“ aus, den er 3-jährig erwarb und dann zum Springpferd umfunktionierte. Da wir in Europa nicht so mit interkontinentalen Flügen mit Pferden vertraut waren, fragte ich Michael Matz einmal, wie das so wäre mit Pferdetransport im Flugzeug. In USA fliegen die Pferde routinemäßig von Kalifornien in die Oststaaten oder nach Florida. Er sagte kurz: „Jet Run is really a good Flyer“. Nach der Reiterkarriere wechselte Matz 1998 als Trainer in den Galopprennsport. Dort war er ebenso erfolgreich wie als Reiter. Er gewann u.a. als Trainer mit „Barbaro“ 2006 das Kentucky Derby. „Barbaro“ lief als Favorit am 20.Mai 2006 in den Preakness Stakes, brach aber drei Kochen um die Fessel des rechten Hinterbeins. Trotz Maximaltherapie und fünf Operationen im New Bolton Center und unter Hinzuziehung der besten Tierärzte konnte zwar das geschraubte Bein fixiert werden, doch „Barbaro“ bekam Hufrehe an beiden Vordergliedmaßen, so dass er am 29. Januar 2012 eingeschläfert werden musste.

Asian Games 1986 mit Prinzessin Haya

Standardmäßig finden die „Asian Games“ immer zwei Jahr vor den Olympischen Spielen statt. 1986 gehörten auch Wettbewerbe in Springen, Dressur und Vielseitigkeit dazu. Das Reglement ist den Olympischen Spielen angeglichen. Die Springwettbewerbe wurden im Gwacheon Equestrian Park ausgetragen. Aus europäischer Sicht erschienen die Wettbewerbe etwas unbedeutend, außer, dass einige Pferde in diesen Bereich verkauft wurden und einige Trainer dort verpflichtet waren. Ich war dort als ausländischer Veterinärdelegierter (Foreign Veterinary Delegate FEI) tätig. Unter anderen nahm HRH Princess Haya aus Jordanien teil, sie wurde damals vom Deutschen Trainer Axel Wöckener betreut. Sie stürzte im Wettbewerb und wurde mit dem Notarzt-Ambulanz ins Krankenhaus gefahren, saß aber am nächsten Tag wieder auf der Tribüne. Dr. Reiner Klimkes’s „Pascal“ war nach Südkorea verkauft worden, nachdem er in Cedar Valley (Kanada) bei den Weltmeisterschaften Gold in der Mannschaftswertung gewonnen hatte und als Vierter in der Einzelwertung platziert war.

Zum Ölwechsel eingeflogen

Mein Aufenthalt im Jahr 1986 war der Beginn einer nachhaltigen Beziehung zu Korea und dem Samsung Equestrian Team. Insgesamt besuchte ich das Land 9-mal bis zum Jahr 1990. In Seoul war ich der Haustierarzt von Lee Kun Hee (Chairman und CEO Samsung). Eines Tages lud er mich in den obersten Stock seines Hotels Shilla (fifty leading Hotels of the World) zum Abendessen ein. Er fragte mich, ob ich etwas dagegen hätte, wenn ein anderer Deutscher an dem Abendessen teilnehmen würde, was ich natürlich verneinte. Es handelte sich um Aloys Ruf, einem wie ich aus dem Allgäu stammenden Burschen, der Porsche tunt. Ich fragte ihn, was er hier in Seoul zu tun habe. Er antwortete: „Ich mache einen Ölwechsel an seinem Ruf-Porsche.“ Der Sohn von Lee Kun Hee (Spitzname Jay-Jay) besuchte uns später in meiner Klinik in Bochum.

 

Die deutsche Gold-Equipe im Springreiten von Seoul 1988 (von links) Franke Sloothaak, Ludger Beerbaum, Wolfgang Brinkmann und Dirk Hafemeister, der am 31. August 2017 im Alter von 59 Jahren gestorben ist

(beide Fotos privat)

Ich operierte einige Pferde in der Zeit von 1986 bis 1990 in der Pferdeklinik im Gwacheon Park. Für mich auffallend war, dass hinter und neben mir immer einige Koreaner standen, die permanent den Kugelschreiber in der Hand hatten und was immer sie hörten oder sahen, aufschrieben. Ich wurde ständig von einem Sekretär, Mister Soe von Samsung, begleitet und wurde stets freundlich behandelt.

Man wollte mir einmal das Bildungszentrum von Samsung zeigen. Ich fuhr mit einem Minibus drei Stunden in die Berge, wo plötzlich dieses Zentrum auftauchte. An der Front des Gebäudes begrüßte mich ein Plakat, worauf in großen Lettern stand: „Wellcome Dr. Cronau“. Die Koreaner hatten wirklich an alles gedacht. Den Tipp, die Grenze zwischen Nord- und Südkorea zu besuchen, nahm ich gerne an. Der Ort, wo regelmäßig Delegationen zwischen den beiden tief verfeindeten Staaten verhandelten, lautet Panmunjom. Er liegt in der sogenannten „Joint Security Area“. Da mein Besuch von Südkorea organisiert war, wurden uns zudem Fluchtwege, aber auch ein Angriffstunnel gezeigt, da man befürchtet, dass eine Invasion von Norden aus stattfinden könne.

Frankreich-Präsident als Märchenerzähler

Die Bewerbung um die 2. Weltreiterspiele 1994 im Reitsport nach Stockholm 1990 wurden im FEI-Bureau bei seiner Sitzung in Tokio besprochen. Aus einer Liste von Bewerbern stach der französische Antrag besonders hervor. Die Franzosen mit ihrem FN-Präsidenten Löic le Masne de Chermon zogen alle Register, was die Präsentation anging. Am Schluss las der französische Reiterpräsident noch ein Telefax des damaligen Bürgermeisters von Paris, Jacque Chiriac, vor. Ich saß neben ihm und konnte einsehen, wovon er vorlas. Das vorgegebene Telefax war gar nicht von Chirac. Er las las eigene Märchengedanken vor. Der Zuschlag ging an Paris.

Kurze Zeit später wurde klar, dass die Präsentation der Franzosen in Tokio ein reines Blendwerk war. Die TV-Rechte waren nicht gesichert, Von den erwähnten Pferdestallungen auf der Rennbahn in Auteuil im Bois de Boulogne lagen keinerlei Zusagen vor usw. Die Folge war eine Neuausschreibung, die dann auf Den Haag in den Niederlanden traf, Die Holländer hatten nicht viel Zeit, die Spiele zu organisieren. Die Springreiter-Disziplin fand in einem Park auf der grünen Wiese statt. Es existierten keine permanenten Stallungen.

In meiner Funktion als Präsident der FEI-Veterinärkommission hatte ich die Aufgabe, den Baufortschritte zu kontrollieren. Der im Vorfeld außerordentliche Generalsekretär der holländischen Federation, Jaques van Leeuwen, wurde als Cheforganisator für die Veranstaltung geordert und – ich muss es so sagen – er war völlig überfordert. Er stellte das typische Beispiel des Peter-Effekts dar. Vorbildlich auf seinem gewohnten Arbeitsgebiet, aber völlig überfordert beim Einsatz eine Stufe höher in der Arbeitshierarchie.

Den Haag mit Pony-Boxen...

Die von mir inspizierten Boxen wiesen maximal eine Größe von 2,70 x 2,70 m auf. Wer nur einigermaßen die Größe eines Durchschnittspferdes von 1,75 Stockmaß kennt und dann auch noch die „Riesen“ einkalkuliert, muss sich vorstellen, dass beispielsweise ein Gigant wie Willi Melligers „Calvaro“ sich in der Box kaum umdrehen könnte, sich hinzulegen und zu wälzen wäre eine Unmöglichkeit gewesen. Als Konsequenz hat man dann die Mittelwand bei einigen Boxen herausgenommen und eine Doppelbox gebastelt.

Ich hatte mich im FEI-Bureau dann mit mit einigen Offiziellen angelegt, als ich argumentierte, dass für eine Mercedes-S-Klasse der Parkplatz größer sei als die Box für den Athleten Pferd. Mein Vorschlag, eine Boxengröße von 10 x 2m vorzuschreiben, wurde nur belächelt. Bei dieser Boxengröße, die auch noch einen Spielraum in den Maßen erlaubt, hätten die Pferde, die im Turnierzirkus mehrere Wochen im Jahr in Fremdstallungen verbringen, ausreichend Platz.

Ich war während der Veranstaltung im Kurhaus in Scheveningen untergebracht. Da konnte ich wenigstens meinen Stress abends ein wenig abbauen. Einen Tag vor der Veranstaltung reiste die spanische Prinzessin Princesa Pilar de Bourbon – die neue Präsidentin der FEI - an. Sie machte sich vor Ort gleich ebenfalls unbeliebt wie ich. Sie ging mit mir durch die Anlage und stellte fest, dass die Unterkünfte und die hygienischen Verhältnisse für die Pferdepfleger einfach nicht akzeptabel wären. Immerhin schaffte der Veranstalter noch provisorische Abhilfe, in dem Waschräume und Toiletten eine zumindest ertragbare Lösung darstellten.

Der damalige Trainer der italienischen Mannschaft war Henk Nooren, der als ehemaliger Top-Reiter über einen exzellenten Sachverstand verfügt. Das Pferd von Roberto Arioldi hatte vor den Spielen einen Klinikaufenthalt bei mir in Bochum. Es litt an einer Infektion im Fesselgelenk, was wir therapieren konnten. In Den Haag kam Henk zu mir und erklärte, das Pferd von Roberto hätte ein Problem in der Hinterhand. Das könne man nicht sehen und würde man nur als Reiter spüren. Er sagte, ich solle das Pferd auf dem Abreiteplatz einmal reiten. Gesagt, getan. Ich setzte mich in den Sattel und ritt das Pferd. In der Tat konnte ich die von Henk Nooren beschriebene Taktunregelmäßigkeit spüren. Ein Physiotherapeut wurde hinzugezogen und machte einen guten Job. Das Pferd war danach beschwerdefrei. Ich sorgte für etwas Aufregung am Abreiteplatz, denn der reitende Doktor Cronau, war vielen nicht bekannt, die Zuschauer staunten aber umso mehr...

(Fortsetzung folgt)

 

 

 


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