Im Notizbuch geblättert... |
Geschrieben von: Dieter Ludwig |
Mittwoch, 24. Juli 2024 um 19:11 |
Zwei Tage vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Paris hat die berühmte französische Sportzeitung L` EQUIPE keinen deutschen Goldmedaillengewinner auf der Liste aus der Reiterei, Geheimnistuerei um Training und Unterbringung der deutschen Reiter während der Spiele, Österreichs „Hugo Nazionale“ als Coach bei Olympia, wie sich die Presse auf die Britin Charlotte Dujardin stürzt, nur die Parareiter kommen geschlossen zu ihrem Olympia danach… „Kein Gold“ im Reiten in Paris... Wie sich tatsächlich die Zeiten ändern. Vor Olympischen Sommerspielen hatten die Auguren und andere Besserwisser fast ausschließlich deutsche Reiter auf ihren Listen vorne, vielleicht nicht in der Vielkseitigkeit, wenn gefragt wurde, wer wohl Gold holen könnte… Beim Reiten war Deutschland eine goldene Bank in Springen und Dressur. Nun hat die mehr als angesehene französische Sportzeitung „L`Equipe“ jedoch auf mehr als verwunderliche Weise keinen Reiter und keine Mannschaqft drum herum gefunden, die sie auf den Goldtrhron heben wollte oder konnte, denn auch dort in den Redaktionsstuben hocken nicht ausschließlich Blogger und Influencer, auch solche, die etwas vom Job verstehen. Wenn auch keine einzige Reit-Goldmedaille für Deutschland in Paris am Ende stehen sollte, bis auf Jahrzehnte wird Deutschland die erfolgreichste Reitportnation seit 1912 als Beginn von „Olympia der Reiter“ bleiben mit bisher insgesamt 95 Medaillen, davon in Gold 44, mit Weile dahinter Schweden (45) und Frankreich (38). Doch im Sport zählt - wie im richtigen augenblicklichen Leben - nur noch das Jetzt und nicht die Vergangenheit, die lebt aber auch weiter, und auf der baut sich die Geschichte auf. Charlotte Dujardin Opfer oder Intrige Nun ist es also raus, jenes Video als Grund, dass die großartige Dressurreiterin Charlotte Dujardin freiwillig auf Paris verzichtet, und damit gar auf eine vierte Goldmedaille. Sie hat unreiterliches Verhalten im Training eines Dressurpferdes mit einem 19-jährigen Reiter im Sattel gestanden, sich entschuldigt und freiwillig sofort auf einen Olympia-Start verzichtet. Der Weltverband (FEI), der von keinem ehemaligen echten Reiter mehr im inneren Kern Widerworte zu befürchten hat, denn die wurden alle längst „entsorgt“, hat schneller als der Schall reagiert und die 39 Jahre alte Ausnahmereiterin für ein halbes Jahr sofort gesperrt. Das Video ist laut Angabe bereits vor vier Jahren aufgenommen worden, und ausgerechnet jetzt vor Olympia wurde es als Eklat veröffentlicht und daraus wohl sichtbar die anscheinend schlimmsten Momente in die Öffentlichkeit getragen. Wie lange das Training dauerte, ist genauso nicht belegt wie der Sinn hinterfragt der Dujardin-Methode. An Zufall glaubt da nur der Einfältige. Zufall gibt es keinen mehr. Jedenfalls nicht in der Politik, und Sport ist Politik. Beim Weltverband hat ebenfalls längst ein Stühlerücken begonnen, die Generalsekretärin robbt sich als mögliche Nachfolgerin von FEI-Papst Ingmar de Vos nach vorne, und aus Warendorf hört man Wiehern gen FEI vom Verbands-Generalsekretär Sönke Lauterbach, der nur noch bis zum 30. September 2025 im Amt bleiben will, so jedenfalls seine Aussage. Die Nachricht über ein Video mit nicht korrekter Trainingsmethode wurde ganz gezielt im richtigen Moment als Köder ausgelegt, die meisten Medien griffen gierig zu, noch ohne das Video zu kennen, operierten jeweils im Konjunktiv. Und dass sich Charlotte Dujardin dazu bekannte, war das Ausrufezeichen und Beweis. Charlotte Dujardin hätte nun die große Chance, ihr ganzes Wissen über artgerechte Ausbildung bis zum Grand Prix weiter zu verbreiten und alles, was als Tierquälerei zu gelten hat, offen zu legen, das Wissen, was wirklich läuft in verschiedenen Ställen, was Quälerei ist und was Erziehung, denn auch Pferde müssen zum eigenen Schutz erzogen werden. Wer ganz oben reitet, weiß alles oder ihm wird alles zugetragen. Die Sperre von Charlotte Dujardin lässt viele Fragen offen. Und mit dem Finger auf sie zu zeigen, sollten mehr als viele unterlassen. Geheimnistuerei um deutsche Teams vor Olympia Bisher war es üblich, dass die deutsche Reiterliche Vereinigung zum Beispiel den DOKR-Geschäftsführer damit beauftragte, für Olympia die richtige Unterkunft zu suchen und zu finden, wenn nicht im Olympischen Dorf gewohnt werden sollte. Und das war meist einfach in der Dressur, dafür sorgten der Ausschuss-Vorsitzende Anton Fischer und Liselott Linsenhoff. Es wurde ein großzügiges Hotel angemietet in erster Linie für die Dressur-Equipe, das dann meist herrlich eingerichtet war, aber weit weg von den Stallungen oder Wettkampfstätten, wie sich dann oft beim Einchecken in die Unterkunft zeigte. Es kam auch vor wie in München 1972, da wohnten die Springreiter – bis auf Gerd Wiltfang, der logierte in einem Wohnwagen direkt am Stadion mit seiner damaligen Ehefrau - und natürlich die Aktiven für die Military, so hieß die Vielseitigkeit damals zurecht noch, weil die Prüfung ganz anders angelegt war, im Olympischen Dorf. Das Reiterdorf von Olympia 1976 in Montreal lag an die 50 km ostwärts der kanadischen Millionenstadt in Broment, und von der Dressur hatten lediglich Karin Schlüter und Ausschussvorsitzender Anton Fischer dort jeweils ein Zimmer, die übrigen Frackträger residierten in einem feinen Hotel entfernt. Nun in Paris ist alles noch anders. Da wurde nämlich vorher nicht öffentlich gesagt, wann abgefahren wird gen Frankreich, wo man vielleicht noch trainiere und wo man wohne. Alles voller Geheimnisse. Gestartet wurde schon einmal ganz individuell, jeder für sich, keiner für alle. Die Dressur bezog Trainingsquartier nördlich von Schloss Versailles, wo alle Reiterwettbewerbe durchgeführt werden. Und unmittelbar vor Beginn der Konkurrenzen wird umgezogen in den Olympiapark, wo die Pferde eingestallt werden und die Fahrzeuge bis zum Ende der Wettbewerbe zu parken sind. Die Reiter selbst beziehen rund 7 km entfernt als Erstbewohner eine funkelnagelneue exklusive Herberge mit an die 50 Zimmern des Kaufhaus-Riesen Lidl. „Hugo Nazionale“ als Coach In ganz neuer Funktion wird man Hugo Simon („Hugo Nazionale“) mal erleben. Der zehnmalige Staatsmeister von Österreich, dreimalige Weltcupgewinner und Team-Olympiazweite von Barcelona 1992, wurde von der spanischen Föderation als Nationaltrainer verpflichtet. Austria, für die er ab 1972 startete und zum nationalen Sportidol wurde, wollte ihn auch, zumal sie sich für Olympia in Paris qualifiziert hatte. Doch er war der Alpenrepublik zu teuer, man sagt, er habe für sich ein Jahressalär von 200.000 Euro für vertretbar gehalten, da habe Sisi Theurer als Verbandespräsidentin abgelehnt... In Barcelona 1992 feierte Hugo Simon seinen 50. Geburtstag, die Feier wurde live in die USA übertragen, in Paris wird er am 3. August 82... Parareiter geschlossen zu den Paralympics Früher hatte Fritz Johannsmann zu Olympischen Spielen die Pferde an den jeweiligen Stallungen abgeholt und entweder zu den Wettkampfstätten gefahren oder zum Flughafen gebracht und am Ankunftsort die jeweiligen Transporter hingestellt. Wie gesagt, diesmal fährt die europäische Reiter-Welt jeder für sich nach Paris zu Olympia, erstmals überhaupt. Anders sieht es für die Paralympics fast im Anschluss an die gelaufenen Sommerspiele in Paris aus. Da läuft alles wie früher und wie gewohnt. Europas bekanntester und erfahrendster Pferdechauffeur bringt die Pferde von Brasilien, Dänemark, Norwegen und Schweden zu den Wettkampfanlagen vo Versailles.
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