Sie befinden sich hier: Home Polly Der Traum eines kleinen Mädchens (63)

Wer ist Online

Wir haben 9770 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Der Traum eines kleinen Mädchens (63) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Freitag, 07. Januar 2011 um 11:05

Auf dem Klo eingesperrt...

 

Polly war sich ganz sicher, dass sie in den nunmehr anderthalb Jahren Teilnahme am Reitunterricht sehr viel gelernt hatte. In ihrer Gruppe gehörte sie zu den Besten. Vor allem in den Unterrichtsstunden von Reitlehrer Herrn van Hopps gab es nicht mehr viel, was ihr Schwierigkeiten bereitete. Diese Stunden konnte sie genießen. Dabei probierte sie schon einmal das eine oder andere aus, was noch gar nicht verlangt wurde, was sie aber bei den Großen schon gesehen hatte. Das ging auch nur deshalb, weil Herr van Hopps nicht immer so genau aufpasste.

 

Ganz anders war das schon bei den Reitstunden, die der junge Hilfsreitlehrer Joachim gab. Der war zwar sehr streng, aber er erklärte auch ganz genau, was sie tun sollten. Ob die Aufgaben dann immer so gemeistert wurden, wie sie sollten, stand auf einem anderen Blatt.

 

Ganz spannend waren Reitstunden, die Herr Weber gab. Herr Weber, so wurde gemunkelt, hätte das Reiten beim Militär gelernt. Dort sei vor allem auch geschrien worden. So erklärte es sich jedenfalls, dass er noch mehr als Joachim durch die Reitbahn brüllte. Herr Weber kam nur einmal in der Woche in den Reitstall Hubertus, um den Jugendlichen auf den Groß-Pferden Dressurunterricht zu geben. Daher übernahm er auch äußerst selten die Pony-Stunden. Diese Reitstunden hatten es dann aber in sich. Und Polly hatte jedes Mal das Gefühl, sie könne doch noch lange nicht reiten.

 

Heute übernahm wieder Joachim die Pony-Stunde. Herr van Hopps befand sich in Gedanken wohl noch im Weihnachtsurlaub. Obwohl – Tochter Aggi war vorhin im Stall. Aber die war ungefähr achtzehn. Vielleicht ist Aggi gar nicht mit en Eltern in Urlaub gefahren. Joachim hatte Polly für Michi eingeteilt. Ein bisschen wunderte sie sich darüber. Letzte Woche ritt ein “neues“ Mädchen mit Namen Kordula das Pony. Polly meinte, gehört zu haben, dass Kordulas Mama mit Herrn van Hopps verabredete, dass ihre Tochter jetzt immer Michi reiten sollte. Kordula war auch gerade gekommen. Ihre Mama war aber nicht mit dabei, und Joachim teilte sie für Max ein. Polly war es Recht. Sie fühlte sich auf dem einzigen Doppelpony im Stall als etwas Besonderes, obwohl das eigentlich Quatsch war.

 

Noch bevor sich die Abteilung nach Anweisung von Joachim formierte mit Polly an der Tete, hielt Joachim einen Vortrag über den Aufbau einer Reitstunde. Das Ganze begann damit, dass er die Frage stellte: „Wie wird eine Reitstunde aufgebaut?“ Petra, Harald, Polly, Rolf und Marion hoben gleichzeitig den Arm wie in der Schule. Sie alle kannten die Leier, Joachim brachte sie fast immer. Harald durfte antworten und es war natürlich richtig: Lösen, arbeiten, entspannen. Und dann fing Joachim an. Er referierte über die Lösungsphase. „Das Wichtigste ist das Gefühl für euer jeweiliges Pferd. Es liegt an Euch, die richtige Dauer der Lösungsphase zu erfühlen. Wenn ihr Euer Pferd zu lange Löst, nehmt er ihm Kraft für die darauffolgende Arbeitsphase“, sagte Joachim. Polly wusste nicht, woran sie das fühlen sollte, wann ihr Pferd gelöst ist und war froh, als genau das von Petra laut ausgesprochen wurde. Joachim betonte erneut, dass das viel Gefühl erfordere. Aber dann fügte er hinzu: „Man kann es auch daran sehen, dass ein Pferd gut gelöst ist:  Erstens trägt ein gelöstes und entspanntes Pferd seinen Schweif und klemmt ihn nicht zwischen die Hinterbeine ein. Dabei wedelt der Schweif locker hin und her im Takt der Bewegung. Das Pferd kaut zufrieden auf dem Gebiss und weißer Schaum ist an seinen Lippen zu sehen. Die Ohren sind aufmerksam nach vorne gerichtet. Jedenfalls sind die Ohren nicht nach hinten angelegt.“

 

Joachims Vortrag ging weiter. Die Kinder sollten nun leichttraben und dabei zuhören. „Die Arbeitsphase ist die Zeit der Reitstunde, in der geübt wird. Bei den Großen werden Lektionen geritten und verbessert. Bei Euch wird korrekter Sitz und korrekte Hufschlagfiguren geübt. Das Lektionenreiten kommt später. Aber auch hier ist das Gefühl das Wichtigste, damit vor lauter Ehrgeiz das Pferd nicht überfordert wird. Bei Pferden ist es wie bei Kindern. Die Konzentration kann nicht ewig gehalten werden. Denn sonst wird alles wieder schlechter, und das Üben war umsonst, weil es zu nichts geführt hat. Daher solltet ihr lieber kurz und sehr konzentriert üben und danach die Entspannungsphase einleiten.“ Polly hatte den Eindruck, dass eine Reitstunde etwas mit der Uhr zu tun haben müsse. Das mit dem Gefühl für die einzelnen Phasen traute sie sich noch nicht so ganz zu. Was Joachim da erklärte, war aber irgendwie schon einleuchtend.

 

„Die Entspannungsphase sorgt dafür, dass Pferd und Reiter zufrieden die Reitstunde beenden und nicht mit einem schlechten Gefühl in den Stall bzw. nach Hause kommen. Das nämlich würde sich auf die nächste Reitstunde übertragen, und das wiederum wäre auch schlecht. Außerdem wird in der Entspannungsphase das Pferd trocken geritten, falls es von der Arbeit verschwitzt ist. Damit wird einer Erkältung vorgebeugt. Also, alles hat seinen Sinn“, sagte Joachim, und die Kinder hofften, dass nun die Arbeitsphase in ihrer Reitstunde beginnen würde. Der lange Vortrag des Hilfsreitlehrers ging ihnen auf die Nerven. Sie wollten reiten. Und genau das sollten sie auch.

 

Joachim war klug genug, von den Kindern nun nicht mehr allzu viel zu verlangen. Er hielt einfach nur eine schöne Reitstunde ab, in der er viel galoppieren ließ. Da  kam bei den Kindern Freude auf. Zum Schluss durften sie sogar durcheinander reiten. Das hieß, jeder konnte die Hufschlagfigur nach eigener Vorstellung reiten. Polly strengte sich besonders an und ritt Schlangenlinien. Sie gelangen ganz gut, aber immer kam ihr irgendwo so ein Doll in die Quere. Joachim sah das und sagte nichts. Sonst hätte er ja gleich geschrieen, wenn die Figur nicht ganz korrekt ausgeführt worden wäre. So war aber alles in bester Ordnung. Eine tolle Reitstunde!

 

Die Kinder sollten sich beeilen mit dem Abpflegen ihrer Pferdchen und mit dem Aufräumen. Die Wirtsleute Opitz wollten allen einen ausgeben, weil sie den Reitstall verließen. Sie zogen um.

 

Polly war zwar ganz schnell mit allem fertig. Aber ausgerechnet jetzt musste sie mal. Dabei ekelte sie sich immer, wenn sie auf das Reitstall-Klo neben der Sattelkammer gehen musste. Die Toilette war unglaublich eng und nie sauber. Außerdem stank es widerlich von diesen WC-Steinen. Sie wusste, dass die nicht umweltfreundlich waren. Wozu waren die überhaupt da, fragte sie sich jedes Mal. Sie machte so schnell sie konnte. Vom Klo aus konnte sie ihre Freunde hören, die in der Tränke verschwanden, nun war es ruhig. Aber Polly wusste, dass sich die Großen jetzt schon zu ihrer Reitstunde in der Bahn befanden. Fertig! Jetzt aber los! Warum ging die Tür nicht auf? Der Schlüssel ließ sich nicht drehen. Er klemmte. Ausgerechnet jetzt. Sie ruckelte am Schlüssel. Der ging nicht aus dem Schloss. Er bewegte sich überhaupt nicht mehr. Sie ruckelte kräftiger. Was, wenn der Schlüssel nun abbrach? Merkten denn die anderen nicht, dass sie nicht da war? Der Scheiß-Schlüssel! Warum ging der denn nicht? Polly versuchte es erneut, links rum, rechts rum. Der Schlüssel bewegte sich kaum. Was sollte sie machen? Wenn sie noch stärker drückte, brach er vielleicht tatsächlich ab. Wenn von den anderen jetzt keiner mehr musste, würde Polly die ganze Nacht hier bleiben müssen. Würden Mama und Papa sie suchen? Und wenn, würden sie ihre Tochter auf diesem Klo suchen? Polly bekam Angst. Immer noch nicht konnte sie den Schlüssel bewegen, weder links noch rechts herum. In ihrer Wut trat sie mit voller Wucht gegen die Tür. Da drehte sich der Schlüssel im Schloss und sie war befreit.

 

Nie mehr würde sie auf diese Klo gehen. Nie mehr! Lieber würde sie bei Michi in der Box ins Stroh pinkeln. Das Pony würde es ihr schon verzeihen. Bei den großen Jungs hatte sie gehört, dass die schon mal gesehen hatten, dass der Reitlehrer höchstpersönlich  in die Box seines eigenen Hengstes Sperber gepinkelt hatte. Wenn der das kann....

 

Polly betrat erleichtert die Tränke und wurde gleich mit lautem Geschrei begrüßt: „Wir hatten dich schon vermisst!“

 

(Fortsetzung folgt....)

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>