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Der Traum eines Kleinen Mädchens (66) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 26. Januar 2011 um 19:04

 

Polly weinte – nur Anton wusste Bescheid

 

Das Leben war ungerecht. Diesen Spruch hörte Polly so oft von den Erwachsenen. Natürlich verstand sie die Worte. Aber gefühlt hatte sie so eine Situation noch nicht wirklich. Es sei den.... Wenn das auch zählte... Naja, sie war schon mal dafür beschimpft worden, dass eine Tafel Schokolade aus dem Eckschrank im Wohnzimmer verschwunden war. Sie durfte eigentlich kein Vorwurf treffen, zumal gestern ihr jüngster Bruder „Dschorsch“ ein schokoladeverschmiertes Gesicht hatte. Und dabei hatten angeblich alle ja nur ein paar Butterkekse erhalten... Abends nämlich hatte ihr Papa sich beim Fernsehen die bewusste Tafel aus dem Schrank holen wollen. Aber dort befand sich überhaupt nichts Süßes mehr. Anschließend stürmte er sauer in das Kinderzimmer stauchte die Sprösslinge ordentlich zusammen. Auch Polly. Das empfand sie als ungerecht.

 

Diese Situation war nicht so schlimm gewesen. Außerdem passierte so etwas häufiger in ihrer Familie. Moni, ihre Klassenkammeradin, hatte nur einen kleinen Bruder. Viel kleiner. Der machte fast noch keinen Schritt selbstständig. Deswegen erlebte Moni solche Ungerechtigkeiten erst gar nicht.  Sie verstand Polly deswegen auch nicht. Es machte daher auch nicht viel Sinn, sich über solche Familien-Vorkommnisse bei ihr zu beschweren.

 

Polly würde mit dem Reden über Familie und so  bis heute Nachmittag im Reitstall warten. Ihre Reitkameradin Anne nämlich hatte viele Brüder. Sicherlich musste die sich mit den gleichen Problemen herumschlagen wie sie, die konnte bestimmt Verständnis für sie aufbringen. Mit Brüdern hatte man sowieso dauernd Ärger. Doch im Stall kam aber alles anders. Zunächst erschien Polly schon mal nicht rechtzeitig zur ersten Schulstunde. Die hatte schon angefangen, und zu Pollys großem Erstaunen befanden sich zwei fremde Ponys in der Reitbahn. Das eine Pony war in etwa so groß wie ihre Lisa. Aber kleiner als Michi. Also kein Doppelpony. Es war weiß. Oder so ähnlich. Eher etwas rosa. Oder doch nicht? Hatte eine Farbe wie Eierschalen. Das andere neue Pony hatte den gleichen Anstrich, nur mit hellgrauen Flecken. Dieses Pony war jedenfalls nicht ganz weiß. Auf ihm ritt Thomas. Der kam auch seit einiger Zeit regelmäßig einmal in der Woche zum Ponyreiten. Das andere, also fast weiße Pony, wurde von Sabine geritten. Aber Polly sah auf einen Blick, dass das nicht klappte. Dauernd schoss das Pony ab, Sabine fing an zu schreien, und beim fünften Mal flog sie im hohen Bogen aus der Ecke und landete im Dreck.

 

„Polly komm mal!“, rief der Reitlehrer aus der Reitbahn. Polly trug noch ihre Reitkappe in der Hand, weil sie erst in die Bahn geschaut hatte, was da los war. „Setze bitte die Kappe auf und übernimm Sabines Pony. Das scheint etwas frech zu sein. Guck Du, dass Du das geregelt bekommst und häng Dich hinten an“, sagte Herr van Hopps zu ihr. Dabei hielt er die Zügel fest, damit Polly aufsteigen konnte. Sie musste aber die Steigbügel noch verschnallen. Sabine war viel kleiner als sie, hatte auch viel kürzere Beine. Polly schaffte das Aufsteigen aber ohne fremde Hilfe und reihte sich zum Schluss in die Abteilung ein.

 

Sie fühlte sich ganz wohl auf diesem Pony. Es war zwar etwas schmaler als Lisa, seine Schritte waren kürzer als Michis. Aber das Gefühl war durchaus in Ordnung, fand Polly. Die Abteilung sollte antraben, die Kinder leicht traben. Plötzlich fühlte Polly einen Ruck nach vorne. Ihr Oberkörper bekam Rückenlage. Aber sie hielt die Zügel fest in der Hand. Mit der linken Hand konnte sie in die Mähne greifen und hielt die Balance. Nicht nur das, sondern sie konnte auch verhindern, dass das neue Pony den Hufschlag verließ und durchbrannte. Sie hatte sich gehalten. Als der Reitlehrer nicht hinschaute,  ruckte sie dem Pony einmal kräftig im Maul. Vor Schreck blieb es fast sofort stehen. „Weiterreiten! Abstände beibehalten! Nicht langsamer werden!“, rief der Reitlehrer durch die ganze Bahn. Polly fühlte sich angesprochen. Also trieb sie das Pony wieder an und schloss zur Abteilung auf. Polly war außerordentlich zufrieden mit sich selber. Das Pony hatte nur einmal versucht, Fisimatenten zu machen, Polly konnte dagegen halten. Mehr noch: sie als starke Reiterin hatte dem Pferdchen einmal gezeigt, wo`s lang ging.

 

Polly glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Herr van Hopps rief Sabine in die Bahn, diese sollte das Pony wieder übernehmen. Polly hätte es ja jetzt abgeritten, das neue Pony wäre jetzt ja lammfromm, dass Sabine die Stunde bis zum Schluss reiten könne. Polly war empört. Sie hatte meisterlich das Pony zur Raison gebracht und sollte jetzt schon absteigen? Gerade, wo es so gut lief? Die blöde Sabine, die sowie so nur Angst hatte und immer heulte, durfte weiter reiten?  Das war ungerecht!!!!!!!!!!

 

Herr van Hopps sagte kein Wort der Anerkennung zu Polly. Es schien das normalste von der Welt zu sein, dass Polly für jemanden anderen ein Pferd abreiten konnte. Auch Sabine sagte kein Wort zu Polly. Kein Dankeschön, kein gar nichts!

 

Für Polly war das Undank. Auch hieß es, dass sie ihre nächste Reitstunde wieder mit einem vollen Märkchen von ihrer Zehnerkarte bezahlten musste. Ihre Leistung, ihr Können wurden von niemandem beachtet. Und es kam noch schlimmer. Die geschniegelten Super-Eltern von Sabine säuselten nur, wie schön doch ihre Tochter auf dem unbekannten Pony ritt! Wie toll sie das machen würde und wie prima das doch alles klappte! Polly war völlig entsetzt über die Situation. Sie konnte aber nichts machen. Die kamen nicht mal auf den Gedanken, dass sie das alles ihr und nur ihr, Polly, zu verdanken hatten. Die blöde Sabine verzog ihr Gesicht zu so etwas wie einem Strahlen. Polly kam es dennoch so vor, als wäre das alles nur gespielt. Sabine hatte immer noch Angst. Das schien aber keinem außer ihr aufzufallen.

 

Diese Reitstunden dauerte ewig. Sogar noch vor dem Schluss-Aufmarschieren holte Sabines Mama ihrer Tochter eine Cola aus der Tränke. Ach, die arme Sabine hatte sich ja auch solche Mühe gegeben! Polly war voller Hass auf ihre verwöhnte Reitkollegin. Deren Mutter kam gar nicht auf den Gedanken, vielleicht zu fragen, ob Polly nicht auch gerne eine Cola trinken wollte...

 

So viel Ungerechtigkeit hatte Polly noch nie erlebt. „Das Leben ist ungerecht!“ Jetzt hatte sie den Erwachsenen-Spruch selbst gedacht. Und es stimmte. Alles war ungerecht. Sie hatte ihr Können bewiesen – aber Sabine bekam Lob und Coca-Cola.

 

Eigentlich wollte Polly in der nächsten Abteilung reiten. Aber als sie sich anstellte, um eingeteilt zu werden, bekam Cordula Michi zugeteilt. Ein neues Mädchen erhielt Lisa. Das war genug des Guten. Sie wollte heute gar nicht mehr reiten. Den ollen van Hopps hätte sie an die Wand schießen können. Die neue Abteilung formierte sich gerade in der Bahn, als Herr van Hopps aus der Tränke kam und gerade seine Pull-Moll-Dose in der Hand hielt. Mehr oder weniger im Vorbeigehen bot er Polly ein Bonbon an. „Warum reitest Du nicht mit?“, fragte er verwundert. Zu jeder anderen Zeit hätte sie sich über ein Bonbon gefreut. „Konnte es tatsächlich sein, dass der nichts kapierte?“, dachte Polly. „Oder kann man so scheinheilig sein?“, kam ihr der nächste Gedanke.

 

„Du bist sauer, stimmt`s?“, fragte plötzlich jemand neben ihr. Es war Anton. Der ritt ja bekanntlich selber nie. Er war aber genauso oft im Reitstall, wie die anderen. „Was weißt Du schon?“ erwiderte Polly schnippisch. Dabei standen ihr Tränen der Wut in den Augen. „Erst biegst Du der Sabine den Neuen zurecht und zum Dank dafür erntet die die Lorbeeren, stimmts“?, fragte Anton weiter. „Das ist ungerecht!“, sagte er mit fester Stimme zu Polly. Da war es um deren Fassung geschehen. Die Tränen flossen. Alle sahen das. Außer van Hopps in der Reitbahn. Nur der Anton hatte kapiert, was vorhin passiert war.

 

Sabines Mama kam aus der Tränke und sah, dass Polly weinte, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Kantine. Sie kam wieder heraus und reichte Polly nicht nur eine Cola, sondern auch ein Snickers. „Weißt Du, dass die großen Reiter mit so etwas Geld verdienen? Einen Reiter, der für andere Pferde abreitet, nennt man „Bereiter“. Du warst heute eine richtig gute Bereiterin. Das hast Du ganz toll gemacht“, sagte sie vor allen anderen ziemlich laut und deutlich zu Polly. Deren Tränen versiegten auf der Stelle.

 

(Fortsetzung folgt.....)

 

 

 


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