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Der Traum eines kleinen Mädchens (73) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Donnerstag, 17. März 2011 um 15:13

Anton – ab ins Krankenhaus...

Pollys Klassenlehrerin begann den Unterricht mit den Worten: „Jeder Mensch ist anders. Es gibt aber welche, die unterscheiden sich noch mehr von allen anderen.“ Die Klasse wunderte sich. Sie hatten Rechnen auf dem Stundenplan. Die Lehrerin fuhr fort über die Verschiedenheiten der einzelnen Kinder und Lehrer zu sprechen. Die Schüler wussten nicht, was das sollte. „Bekommen wir einen Neger in unsere Klasse?“, brüllte Wolfgang dazwischen. Einen Neger? Einen dunkelhäutigen Mitschüler? Die Kinder plapperten aufgebracht durcheinander. „Nein, es kommt kein farbiges Kind in Eure Klasse“, sagte die Lehrerin. Aber sie stellte sofort klar, dass es grundsätzlich möglich und auch gut sei. Sie wies auf die Vielfalt im Leben hin und dass das etwas sehr Gutes sei. Man könne immer von andersartigen und vor allem von anders denkenden Mitmenschen lernen, fügte sie noch hinzu.

 

Noch als sie heute Nachmittag in den Reitstall ging, musste Polly an den Unterricht von heute denken. Es stellte sich nämlich heraus, dass ein Mädchen aus der Parallelklasse so von der angesagten Clique gequält worden sei, dass es nicht mehr in die Schule gehen wollte. Sie war mehrere Tage einfach durch die Straßen gelaufen, damit es zu Hause nicht auffiel, dass sie gar nicht in die Nähe der Schule gewesen war. Schließlich kam alles heraus, weil sich das Mädchen so schwer erkältet hatte, dass es sehr hohes Fieber bekam. Erst als ihre Eltern die Schule benachrichtigten, kam alles heraus. Und alles nur, weil das Mädchen weder Jeans noch T-Shirts, noch Sneakers trug. Das Mädchen war halt anders als die anderen. Das steckte dahinter. Mehr nicht!

 

Hier im Reitstall gab es so etwas auch. Da war ein Außenseiter, der aber ließ sich nicht quälen, sondern gab sich so stark, dass keiner wagte, etwas gegen ihn zu sagen. Es war Anton. Der flog zwar schon aus dem Stall, aber nach einem Gespräch mit seinen Eltern durfte er wieder kommen. Polly hatte immer ein so komisches Gefühl bei Anton. Sie wusste nicht, ob sie ihn bewundern oder ignorieren sollte. Aber solange die anderen ihn tolerierten, konnte sie schließlich nicht sagen, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Warum kam der überhaupt in den Reitstall? Warum ging der nicht zum Fußballspielen? Dort wäre der doch viel besser aufgehoben, fand Polly. Anton mochte die Ponys doch gar nicht, so wie die anderen Kinder ihre Pferdchen liebten.

 

In der Reitstunden ließ Herr van Hopps sie heute viel einzeln traben und galoppieren. Dabei war das Schwierigste, die Ponys von der Abteilung fern zu halten. Die meisten „klebten“, wie man sagt. Das hieß, sie ließen sich nicht von ihrem Vorderpferd wegreiten. Petra hatte es einfacher als die anderen. Sie hatte ein eigenes Pony: Diana. Mit dem Privatpferd durfte sie meistens an die Tete der Abteilung. Diana ging also vorne. Sie war es gewohnt, dass kein anderes Pony vor ihr lief. Deswegen konnte Petra sie dorthin reiten, wohin sie wollte. Das war zum Beispiel bei Max ganz anders: er ging nur ganz selten, eigentlich bisher noch nie, an der Spitze der Abteilung. Er hing sich automatisch hinter ein anderes Pony und war von dort kaum wieder fort zu bekommen. Heute ausgerechnet teilte der Reitlehrer Polly für Max ein. Die hatte nun ein Problem.

 

Die Aufgabenstellung lautete: jeder musste von der Abteilung, die im Schritt auf dem Hufschlag blieb, weg im Trab, auf der Innenseite einmal an der Abteilung vorbei reiten und sich dann hinten anhängen. Es befanden sich sechs Ponys in der Abteilung. Polly ritt an vierter Stelle. Sie sah die Probleme schon auf sich zukommen. Als das Vorderpony dran war, lief Max einfach hinterher. Er ließ sich nicht zurückhalten. Polly zog am Zügel so fest sie konnte. Sie wollte ihn im Schritt auf dem Hufschlag halten. Kein Denken dran! Sie schaffte es nicht. Max lief einfach hinter dem anderen  Pony her. Selbst als das angaloppierte, blieb er dahinter. Polly konnte nichts dagegen tun. Ihre Kräfte reichten nicht dazu aus, das Schimmelpony zurückzuhalten. Es war zum Verzweifeln. Aber eigentlich hatten alle das schon vorher gewusst. Für den Reitlehrer stand fest, in der Prüfung zum „Seepferdchen“ war Max nicht einzusetzen. Die Kinder bekamen ihn nicht in den Griff. Aber er ließ die Kinder üben. Es blieb ja noch ein bisschen Zeit bis zur Prüfung.

 

Polly ärgerte sich ganz fürchterlich. Dieses blöde Pony! Es musste doch zu schaffen sein. Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen.  Es nützte nichts, sie musste jetzt da durch. Sie beschloss, heute noch ein Kärtchen ihrer Zehnerkarte für eine zweite Reitstunde auf einem anderen Pony zu opfern.

 

Naomi war noch frei und so konnte Polly heute noch mal eine Reitstunde nehmen. Herr van Hopps ließ tatsächlich wieder Einzelreiten üben. Mäxchen war nicht mehr dabei. Es waren nur noch drei Ponys in der Bahn. Jetzt konnten die Kinder viel konzentrierter üben. Jeder kam viel öfter dran. Mit Naomi klappte es. Das kleine schwarze Pony ließ sich ganz leicht lenken. Es reagierte auf Schenkeldruck und ließ sich auch zurückhalten. Selbst dann, wenn das Vorderpony antrabte. Es war ein reines Vergnügen. Polly konnte zeigen, was sie konnte. Ein gutes Gefühl. Sie hatte es richtig gemacht, noch eine zweite Reitstunde dranzuhängen. So beendete sie das Reiten heute mit einem guten Gefühl.

 

Der Hilfsreitlehrer, Joachim, hatte mal gesagt, dass man immer das Training mit einem guten Gefühl beenden sollte. Man fange das nächste Training immer so an, wie das vorige geendet hätte. Fängt eine Übungsstunde gut an, verläuft sie meistens auch gut. Und umgekehrt. Das hatte Polly behalten.

 

So plapperte sie vergnügt mit ihren Reitkollegen im Ponystall, als sie gemeinsam ihre Pferdchen versorgten. Die Kinder rubbelten die feuchten Sattellagen mit trockenem Stroh ab und bürsteten nachher das Fell glatt.

 

Inzwischen kam Pitter auch schon mit dem Futterwagen. Die Ponys schnaubten und drehten sich nach ihm um. Sie wurden stets unruhig, wenn es Futter gab. Die Kinder mussten aufpassen, dass ihnen  nicht auf die Füße getreten wurde, denn die Ponys achteten in ihrer Fressgier nicht mehr auf die kleinen Reiter. Sie hatten nur noch Futter im Sinn. Wie eben alle Tiere! Alles, aber auch wirklich alles, ginge bei Tieren über das Fressen, hatte mal jemand behauptet. Er hatte wohl Recht.

 

Aus dem Augenwinkel sah Polly Anton daherkommen. Gelangweilt und wie beiläufig schlug er Rih von Rolf mit der flachen Hand auf den Batzen. Im selben Augenblick hob der Braune das Hinterbein und trat nach Anton. Der stieß einen Schrei aus und fiel augenblicklich hin. Laut schreiend lag er auf dem Beton. Erwachsene kamen angerannt. Sie hoben Anton auf. Der aber schrie und schrie. Sie ließen den Jungen liegen. Keiner wagte, ihn anzufassen.  Da floss auf einmal Blut über den Beton. Es entstand eine Blutlache unter Antons Kopf. Das Schreien ging in Wimmern über. Jemand rief einen Krankenwagen an. Anne wurde losgeschickt, um Antons Eltern zu holen. Alle standen um den Jungen herum. „Mein Bein, mein Bein!“ jammerte der. Keiner durfte ihn anfassen.

 

Ganz verstört führte Rolf seinen Rih in die Box. Weil er gerade dabei war, sein Sattelzeug aufzuräumen, hatte er gar nicht mitbekommen, was passiert war. Er hatte Schuldgefühle. Rih war doch sonst immer brav. Vielleicht ein bisschen nervös, aber immer brav.

 

Der Notarzt und Krankenwagen kamen, sie brachten Anton ins Krankenhaus.  Sein Bein war auf einem Luftsack festgebunden. Sein Kopf wurde verbunden. Antons Eltern konnten nicht sofort erreicht werden. Frau Esser fuhr mit ins Krankenhaus.

 

Dann wurden alle befragt, was überhaupt geschehen war. Keiner hatte was mitbekommen. Nur Polly. Sie hatte unbewusst beobachtet, wie Anton dem Rih aufs Hinterteil schlug. Sie sagte, was sie beobachtet hatte. „Dann ist alles klar“, sagte Herr van Hopps. „Pferde sind immer etwas aufgeregt, wenn es Futter gibt. Sie sind nervös und abgelenkt. Der Rih war wahrscheinlich über den plötzlichen Schlag von Anton so erschrocken, dass er automatisch, wie nach einer Fliege, ausgeschlagen hat. Anton hätte das Pony vorher ansprechen müssen“, stellte der Reitlehrer klar.

 

„Dann ist es Anton also selber schuld und nicht Rih“, rief Rolf erleichtert, dass sein Pony nichts dafür konnte. Der Reitlehrer gab ihm völlig Recht. „Würde der Anton sich nur in die Tiere hineinversetzen. Dann würden sie ihr Verhalten besser verstehen. Es sind doch Lebewesen und kein Holzspielzeug!“ fügte Herr van Hopps noch hinzu. Das leuchtete den Kindern ein. Die Mädchen hatten sowieso kein Problem damit. Die Jungs schon eher. Für sie waren die Ponys mehr Sportkameraden. Die Mädchen gingen mehr auf die Tiere ein. Anton aber hatte überhaupt keinen Bezug zu den Ponys. Jetzt hatte er die Quittung. Irgendwie hatte er es verdient, fand Polly. Dann aber tat Anton ihr doch leid: hoffentlich war die Verletzung nicht ganz so ernst.

 

Polly dachte aber auch gleich wieder an den Vortrag ihrer Lehrerin vom Vormittag. Für sie stand fest: Anton war anders als sie alle. Aber verstehen konnte Polly ihn nicht. Nicht jetzt und auch später nicht. Toleranz hin oder her!!!

 

(Fortsetzung folgt.....)

 

 

 


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