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Der Traum eines kleinen Mädchens...(102) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 26. Oktober 2011 um 12:48

 

 

Als Siegerin gefühlt - und nicht gewonnen...

 

Polly hatte nach erst zwei Jahren regelmäßigen Reitunterrichts ihr erstes Turnier bestritten. Es handelte sich zwar „nur“ um ein kleines vereinsinternes Turnier mit vier Prüfungen insgesamt, aber es war eine aufregende Erfahrung. Nicht nur für Polly, sondern auch für Pollys Eltern. So hatten sie sich sportlichen Wettkampf nicht vorgestellt.

 

Welche  Umstände sie auf den Boden der Tatsachen zurückholten, besprachen Mama und Papa von Polly und ihren beiden Brüdern im Einzelnen gar nicht vor den Kindern. Beide Elternteile hatten selber kaum Sport betrieben und schon gar nicht mit Wettkampf. Sport kannten sie fast ausschließlich aus dem Fernsehen und vom darüber Reden.

 

In edlen deutschen Spielfilmen von früher wurde das Ausüben einer Sportart immer als die pure Fairness dargestellt, und Sportler traten zu keiner Zeit mit unfairen Aktionen gegen einander an. Das wäre ein Tabubruch gewesen. Es herrschte allerseits die Maxime, mit der auch Pollys Eltern ihre  Kinder in deren ersten kleinen, nur im eigenen Verein stattfindenden Wettbewerb, schickten.

 

Von „Sportpolitik“ und was man schon außerhalb der eigentlichen Wettkamp-Prüfung zum Gelingen unternehmen konnte und manchmal auch sollte, hatten Pollys Eltern so viel Ahnung wie vom Mäusemelken…

 

Polly durfte ein Doppelpony reiten. Little Lord war genauso groß wie das einzige andere Doppelpony, Michi aus dem Schulbetrieb. Bei beiden Ponys handelte es sich um Rappen. Die anderen Ponys waren kleiner. Aber das spielte im Grunde keine Rolle. Alle wollten geritten werden. Nur durfte man auf einem der Doppelponys immer an die Tete, weil sie mit ihren größeren Schritten Schwierigkeiten hinter kleineren Pferden hatten. Sie kamen dann mit dem Tempo nicht mehr zurecht. Auf einem großen Pony konnte man vorneweg so ziemlich sein eigenes Tempo reiten. Das war von Vorteil, weil man sich auf andere Dinge konzentrieren konnte. Polly überließ gerne Maria das Reiten auf Lisa. Früher war Lisa Pollys Lieblingspony gewesen. Jetzt aber war Little Lord ihr Favorit.

 

Vergangene Woche fanden vier Trainerstunden für die Kinder statt. Diese Reitstunden wurden nicht wie üblich vom Reitlehrer Karl van Hopps, sondern von dessen Tochter Aggi abgehalten. Intensives Training auf einen Wettbewerb hin machte allen sehr viel Spaß, und es wurde dabei auch viel gelacht. Das lag daran, dass Aggi ein sehr fröhlicher Mensch war. Sie wurde von allen Kindern gemocht. Sie vermittelte ihr Wissen und war dabei nicht allzu streng. Außerdem nahm sie selbst an offiziellen Turnieren teil. In der letzten Trainerstunde für die Ponys ritt sie auf ihrem Marco in die Reitbahn und führte noch mal alle Lektionen im Detail vor. Der Fuchswallach ritt alle Ecken der Reitbahn aus und rundete nicht ab. Er traf alle Wechselpunkte, und beim Aufmarschieren hielt er genau in der Mitte der Bahn. Aggis Vorführung war vorbildlich. Polly freute sich an Aggis Vorstellung. So stellte sie sich auch ihre bevorstehende Prüfung  vor: einfach perfekt.

 

Erfüllt mit der Sicherheit, dass sie nun alles gelernt hatte, bereitete Polly ihre Sachen fürs Turnier vor. Bei Aggi und Gudrun hatte sie oft beobachtet, wie Turniervorbereitungen abliefen. Es wurden alle Gegenstände zusammen gesucht, die benötigt wurden und die man mitnehmen musste. Das allerdings war nicht nötig, weil das Turnier im eigenen Stall stattfand. Dann wurde das Sattelzeug auf Hochglanz gebracht. Danach mussten die Pferde herausgeputzt  und vor allem die Mähnen eingeflochten werden.

 

Das stand am Freitagabend auch für die Ponykinder auf dem Programm. Vor allem die Mädchen hielten kleine Tütchen mit Gummiringen in den Händen. Kleine Mähnenkämme waren zu sehen und Hocker, auf die die Kinder sich stellen konnten, um an die Ponymähnen heranzukommen. Die Jungen hielten sich nicht lange daran auf. Sie überließen den Mädchen das Einflechten der Ponymähnen und das Striegeln und Verlesen der Schweife. Mädchenkram!

 

Petra tauchte mit einem Tablett voller Cola für alle im Ponystall auf. Sie hatte es Anne überlassen, die Zöpfchen für Diana zu flechten. Sie reichte nur die Gummis an. Die eigentliche Arbeit durfte Anne machen. Dann langweilte sich Petra und ließ Anne mit dem Einflechten allein. Ganz aufgeregt lief sie in den Stall zurück, wo alle dabei waren, ihre Ponys schön zu machen, als sie aufgeregt mitteilte, dass ein fremder Mann in der Tränke sei, der morgen die Prüfungen richten würde, „Ein Dressurrichter“, sagte Petra wichtig. „Der vergibt die Noten und bestimmt den Sieger“, plapperte sie ganz aufgeregt weiter.

 

Alle Kinder wurden nervös, nervig, wie die großen Reiter sagten. Jeder wollte diesen Richter sehen. Die Kinder kletterten von den Hockern, ließen Bürsten fallen und die Ponys einfach stehen, um in die Tränke zu laufen. „Nicht alle auf einmal. Das ist zu auffällig. Wir müssen einzeln und unauffällig in der Tränke aufkreuzen“, schlug Harald vor.

 

Polly kletterte wieder auf den Strohballen, um den Rest von Little Lords Mähne einzuflechten. Das dauerte ewig. Es sah keineswegs so schön aus, wie bei Burgos und Marco. Gudrun und Aggi bekamen das viel besser hin. Bei allen Kindern sahen die Zöpfchen aus wie Punkfrisuren. Irgendeines stand immer ab. Sie waren unterschiedlich lang, und viele gingen von alleine immer wieder auf und mussten noch einmal geflochten werden. Es war äußerst mühselig und dauerte ewig.

 

Aggi kam, und bei jedem Pony gab sie noch kleine Tipps, was die Mädchen besser machen konnten. Zum Schluss kam sie mit einer großen Dose Haarspray. „Damit werden die Zöpfchen bis morgen halten“, rief sie fröhlich und fing gleich selber an, bei Fips die Zöpfchen einzusprühen.

 

Als sie zu Little Lord kam, rümpfte sie die Nase. „Von Dir hätte ich gleichmäßigere Zöpfchen erwartet, Polly“, sagte sie. „Lass mal schauen, was wir noch machen können, um sie zu retten“, fuhr sie fort und löste zwei Zöpfchen, die abstanden. Aggi flocht sie ganz  neu und sprühte dann alle ein. “Das sollte bis morgen reichen. Sieht doch ganz ordentlich aus. Wenn Du jetzt in der Prüfung noch so gut reitest wie heute in der Trainerstunde“, fing Aggi den Satz an und ließ ihn aber unbeendet. Polly wurde rot und dachte sich das Ende des Satzes: „…müsstest du gewinnen.“ Ja, Polly war sich sicher, dass sie heute am besten geritten hatte. Jedenfalls hatte Aggi an ihr am wenigsten auszusetzen gehabt. Ihrer stärksten Konkurrentin Petra musste Aggi viel mehr sagen. Und überhaupt: Petra hatte immer zu lange Zügel und ihre Beine lagen nie richtig am Pferd!

 

Es war spät geworden, bis die Kinder mit dem Herausputzen ihrer Ponys fertig waren. Alle Trensen und Sättel hingen geputzt auf den Ständern. Das Licht im Ponystall war bereits ausgeschaltet, als die Kinder in die Tränke kamen, wo Ihre Eltern auf sie warteten.

 

Da aber wartete niemand wirklich. Die Eltern standen stattdessen um den Tresen. In ihrer Mitte der Dressurrichter. Eigentlich sah der aus, wie ein ganz normaler etwas dicker Mann. Alle hielten ihre Gläser in der Hand. Die Erwachsenen waren bereits in allerbester Stimmung, und die nächste Runde wurde bestellt.

 

Polly beobachtete den Richter, von dem morgen abhing, ob sie die beiden Prüfungen gewann oder ein ander. Aber wenn sie ehrlich gegen sich selber sein sollte, wusste Polly keinen ihrer Freunde, der besser oder die besser abscheiden könnte als sie selber.

 

Noch viele Runden wurden gespendet. Es war schon ganz spät, als Frau Dimmer, Petras Mama, laut verkündete: „Ich bringe Herrn Meier nach Hause.“ Dann rief sie auch noch demonstrativ: „Markus, ich hol Dich auch morgen früh ab. Dann kannst du Dein Auto auch gleich hier stehen lassen.“ Polly stockte der Atem. Kannten Dimmers den Dressurrichter persönlich? Duzten sich Petras Eltern etwa mit ihm? Sind die vielleicht sogar privat Freunde? Polly wurde es heiß und kalt. Konnte es so etwas geben?

 

Auf  dem Parkplatz sah sie, dass der Richter tatsächlich bei Dimmers ins Auto einstieg. Er saß vorne neben Frau Dimmer. Petra und ihr Papa nahmen hinten Platz.

 

Am Turniertag hatte Polly alles vergessen. Sie dachte nur noch an die beiden Prüfungen. Die ersten Turnierprüfungen ihres Lebens! Sie war zum Zerreißen gespannt. Pollys Aufregung war so groß, dass sie aus Versehen zuerst Michis Sattelzeug schnappte, um Little Lord fertig zu machen. Cordula kam ganz schnell angelaufen, um alles auszutauschen und das richtige Sattelzeug für Little Lord zu bringen.

 

Aggi musste noch mal zwei Zöpfchen neu machen, die sich in der Nacht gelöst hatten. Dabei behielt sie Ruhe und versuchte noch, auch Polly zu beruhigen. Aber erst, als die Kinder schon auf ihren Ponys saßen und Little Lord sich ganz gut anfühlte, ging es Polly besser.

 

Nur vier Pferdchen durften in der Bahn bleiben. Die bildeten die erste Abteilung. Polly mit Little Lord gehörten nicht dazu. Sie führte die letzte Abteilung an. Solange hatte sie auf ihren Start warten müssen. Als es dann für sie losging, was sie fast schon erschöpft. Von der eigentlichen Prüfung bekam sie nicht viel mit. Nur dass Little Lord sich sehr gut anfühlte und ihr keine Fehler passierten. Alles lief so gut, wie in der letzten Trainerstunde. Besser ging nicht! Polly würde ihren ersten Sieg davon tragen.

 

Als alles vorbei war, fiel Polly ihrem Pony um den Hals. Mama und Herr van Hopps  kamen in die Bahn gestürmt, um ihr zu sagen, wie toll sie ihre erste Prüfung geritten hätte. Polly strahlte.

 

„Wir fangen gleich mit der zweiten Prüfung an. Danach kommen die Sieger-Ehrungen“, rief Joachim. „Die letzte Abteilung von soeben kann in der Bahn bleiben und ist die erste Abteilung der zweiten Prüfung“, rief Joachim in den Stall, damit auch alle Bescheid wussten.

 

Für Polly lief die zweite Prüfung genauso glatt wie die erste. Siegessicher konnte sie die Reitbahn verlassen und Little Lord abpflegen. Dann kamen die Sieger-Ehrungen. Der Richter, Herr Meier, übernahm das Mikrofon. Mit schmalzigen Worten lobte er die Reiter und wie schön die Pferde ausgesehen hätten. Er lobte den Verein und sagte mindestens dreimal, wie wohl er sich hier gefühlt hätte und schleimte weiter, dass er unbedingt als Richter das nächste Mal wiederkommen wolle.

 

Danach bekam Polly nur noch alles verschwommen mit. Sie stand wie im Nebel. Sie hörte die dumpfe Stimme des Dressurrichters durch den Lautsprecher, der irgendwelche Zahlen mit Komma runterlas. Sie musste links neben Petra auf Diana aufziehen. Sie sah, dass Diana ein gelbes Schleifchen an ihr glitzerndes, mit Strasssteinchen besetztes Stirnband geheftet bekam. Der Richter, dessen Vornahmen „Markus“ Petras Mama genannt hatte, reichte Polly die Hand und heftete ein weißes Schleifchen an die Stall-Trense von Little Lord und hörte:  „Toll hast Du geritten. Und das auf einem Schulpferd…“.

 

Die anderen Ponys, die sich wiederum links neben Polly einreihten, nahm Polly gar nicht wahr. Ihre Augen suchten Aggi. Sie fanden sie. Aggi schaute zurück und zuckte hilflos mit den Schultern. Dann aber lächelte sie Polly an.

 

„Du bis Zweite geworden! Auf Deinem ersten Turnier! Herzlichen Glückwunsch!“, rief Aggi ihr entgegen und strahlte sie an. „Polly, Du bist am besten geritten von allen!“

 

Später noch versicherte Aggi, dass der Richter Bohnen auf den Augen gehabt haben müsse. Eigentlich hätte Polly den Sieg davontragen müssen, sagte sie laut.

 

(Fortsetzung folgt)

 

 

 

 

 

 

 


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