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Der Traum eines kleinen Mädchens...(131) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 13. Juni 2012 um 11:39

Der Rettungswagen musste kommen...

 

 

Polly fühlte sich im Reitstall Hubertus weitaus mehr zuhause als in ihrer Klasse. Obwohl einige Klassenkameraden ihr sehr ans Herz gewachsen waren, standen ihr doch ihre Freunde aus der Reitstall-Clique viel näher. Das gemeinsame Hobby, der Sport mit den Ponys und Pferden, verband sie alle. Mittlerweile gehörten ungefähr fünfundzwanzig Kinder und junge Jugendliche zu dieser Clique. Nur wenige davon, wie Anton oder Hansi, ritten selber nicht. Einige waren sehr passioniert und vom sportlichen Ehrgeiz erfüllt. Dazu gehörten Cordula, Ulla, die Tochter der Tränken-Wirte, Anne, Petra und natürlich Polly. Von Ehrgeiz erfüllt war auch der Vater von Brigitta, der seine Tochter schon bei Olympischen Spielen sah. Brigitta hatte zwar oft Angst beim Reiten, kam dem Wunsch ihres Vaters aber nach und strebte eine glanzvolle Sportlerkarriere an, wie sie von sich selber sagte.

 

Pollys große Vorbilder im Verein waren die Tochter des Reitlehrers, Aggi, natürlich. Dann Gudrun, die sich allerdings immer für etwas „Besseres“ hielt. Sie hatte von zuhause aus Geld. Das machte schon einen Unterschied. Hans und Bernd Lichtenhügel sowie deren Schwester Monika gehörten in die Turnierabteilung der älteren Jugendlichen. Ebenfalls dazu zählte man Annette, die mit ihrem Pferd aus einem nicht zu weit entfernten Bauernhof zu den Trainingsstunden bei Herrn Weber angeritten kam. Aber das waren auch noch nicht alle, die Polly aufzählen konnte. Sie bewunderte ebenfalls die beiden Cousins von Hans und Bernd, Norbert und Alois, die auch nur ab und zu mit ihren Pferde im Reitstall Hubertus erschienen.

 

Besonders sonntags erwartete Polly den Auftritt von Alois Lichtenhügel. Er tauchte mit seinem Bruder öfter nach dem Musik-Reiten der Reitstallkunden in der Halle auf. Alois machte einen besonderen Eindruck, nicht nur auf Polly, weil er mit einem Pfiff auf zwei Fingern sein Pferd zum Steigen bringen konnte. Das war wie im Zirkus. Für Polly war das Kunststück insofern von Bedeutung, als sie keine Ahnung davon hatte, wie man es dem Pferd beigebracht hatte. Polly fehlte aber der Mut, zu dem jungen Mann hinzugehen und ihn einfach danach zu fragen. Sie war zu schüchtern. So blieb es für sie immer ein Rätsel.

 

In der Schule träumte sie oft von Alois und seinem steigenden Pferd. Immer wieder stellte sie sich vor, wie er mit dem Tier geübt haben musste. Es blieb ihr schleierhaft, wie man dem Pferd das Steigen auf Kommando beibrachte, ohne dass schlimmeres passiert ist. Von Anfang an war allen Reitern beigebracht worden, wie gefährlich das Steigen eines Pferdes sei, es könnte hinten herüber fallen und den Reiter unter sich begraben. Vor ein paar Jahren ist es sogar im Reitstall Hubertus passiert. Da ist eine Frau Stratmann so ums Leben  gekommen. Polly erschauderte bei der Erinnerung. Dann dachte sie wieder an Alois und träumte weiter.

 

Am Montagabend tauchten Norbert und Alois im Stall auf. Ohne ihre Pferde, aber in Reitklamotten. Sie erwarteten jemanden, der ein Pferd mitbringen sollte, das sie ausprobieren wollten. Dabei kam heraus, dass diese beiden Brüder, wie alle Lichtenhügels,  ab und zu mit Pferden handelten. Das hatte Polly bis dahin nicht gewusst.

 

Mit Spannung warteten ihre Freunde ebenfalls auf dieses Ereignis. Harald und Maria, die Cousin und Cousine der Gebrüder Lichtenhügel, gehörten zu Pollys Clique. Sie waren es, die davon erzählten, dass Norbert und Alois Handel mit Reitpferden betrieben. Sie wussten auch zu erzählen, dass ein „Super-Kracher“ erwartet wurde. Ein Springpferd, mit dem Alois alle Turniere abräumen würde. Allerdings kostete so ein Spitzenpferd mehr als hunderttausend Euro. Das sagte Harald ganz wichtig tuend und mit gedämpfter Stimme.

 

Alois lief dauernd von der Reithalle zum Tor und vom Tor zurück zur Halle, wo sich die Freunde wartend aufhielten. Polly bemerkte seine Nervosität. „Der kennt das Pferd ja noch nicht. Deswegen ist er so angespannt. Er hat bisher davon nur Wunderdinge gehört“, erklärte Harald. Seine Argumente leuchteten ein, und die Anwesenden wurden von der Aufregung angesteckt.

 

Schließlich war es soweit. Ein edler Rappe wurde vor dem Stall aus einem alten Transporter abgeladen. Polly kam es so vor, als hätte sie die beiden Männer, die damit angekommen waren, schon irgendwo einmal gesehen. Sie waren ihr unsympathisch. Aber der Rappe war sehr schön und sehr nervös, fand sie. Ein tolles Pferd!

 

Von Pollys Freunden standen alle um das Pferd herum und beobachten die beiden fremden Männer beim Satteln des Springpferdes. Schnell aber holte Alois seinen eigenen Sattel aus seinem Kofferraum. „Legt den drauf“, verlangte er, und er hatte Recht. Die „Bratpfanne“, die die Verkäufer dem edlen Tier auflegen wollten, stammte noch aus dem Krieg, behauptete Hans später, der natürlich auch das tolle Springpferd nicht verpassen wollte. Er hatte organisiert, dass Ständer und Stangen in die Bahn gebracht wurden.

 

Die Reithalle war ausnahmsweise für das Ausprobieren freigehalten worden. Der Rappe wurde durch die Stallgasse geführt, er tänzelte auf dem Betonboden und schnaubte vor Nervosität. „Brauche ich Sporen oder Peitsche?“ fragte Alois und drehte sich nach dem älteren der beiden Männer herum. „Ist egal. Der geht wie ein Glöckchen“, sagte der rasch.

 

Alois verzichtete auf Peitsche und Sporen. Sein Bruder Norbert fragte den älteren Mann nach den Papieren. Der zog ein verknittertes Papier aus der Innenseite seines speckigen Jacketts und reichte es Norbert. Mit zwei Fingern hielt der es und pfiff durch die Zähne. „Nicht schlecht – die Abstammung“, stellte er anerkennend fest. „Auf einem Abstammungspapier kann man aber nicht reiten“, äußerte sich vorlaut Anton, der noch nie ein Pferd von oben gesehen hatte. Der Verkäuifer warf ihm einen bösen Blick zu.

 

Polly konnte der Unterhaltung lauschen, weil sie nah dabei stand. Während dessen beobachtete sie, wie Alois die Zügel kurz fasste, um aufzusteigen. Er saß noch nicht ganz im Sattel, da raste der Rappe los, machte ein paar große Sätze, schlug Haken wie ein Hase im Feld, verlor schließlich die Beine in der Ecke und stürzte fast. Er strauchelte, rannte dann weiter. Alois hatte keine Chance, er fiel genau gegen die Bande und blieb liegen.

 

Alois bewegte sich nicht mehr. Sein Bruder und sein Cousin stürzten in die Reitbahn, um zu helfen. Sie nahmen ihm vorsichtig den Helm ab, wischten den Dreck aus seinem Gesicht und klopften seine Kleider ab. Langsam halfen sie ihm auf. Ganz benommen musste Alois sich auf die beiden stützen. Sie führten ihn aus der Bahn ins Büro. Durch die Scheibe konnten die anderen sehen, dass sie Alois dort auf die Holzbank legten, seinen Kopf auf ein Telefonbuch. Hans telefonierte. Alle waren sehr erschrocken. Was war mit Alois? Dem ging es gar nicht gut, das konnte man erkennen. Aggi lief schnell, um ein Glas Wasser zu holen.

 

Polly erlebte zum ersten Mal, dass ein Rettungswagen mit rotierendem Blaulicht vor dem Reitstall hielt und ein Reiter, Alois, auf einer Trage hineingeschoben wurde. Alois musste ins Krankenhaus. Sein Bruder Norbert fuhr mit.

 

Alle machten sich fürchterliche Sorgen um ihren Reitkollegen. Maria weinte wegen ihres großen Cousins. Alle warteten auf Nachrichten aus dem Krankenhaus.

 

Die beiden Pferdehändler standen kleinlaut herum, nachdem sie den Rappen rasch wieder auf den schäbigen Transporter verladen hatten. Das Ausprobieren hatte sich somit rasch erledigt. Für die beiden war heute kein Geschäft mehr zu erwarten. Der eine stopfte das Papier mit der Abstammung des Pferdes wieder in seine Jackentasche.

 

Polly sah, dass Hans Lichtenhügel rot anlief. Vor versammelter Mannschaft brüllte er die beiden Männer an. „Das hättet ihr vorher sagen müssen. Dieses Pferd ist ein Verbrecher. Jetzt ist auch klar, warum ihr selbst keine Reithosen anhabt. Ihr wusstet, dass der Rappe  gefährlich ist, ihr habt meinen Cousin bewusst in Lebensgefahr gebracht. Selber seid ihr zu feige, das Pferd vorzureiten. Ihr könnt mit einer Anzeige rechnen. In der Branche seit ihr durch“, schrie er. Die Männer wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie stammelten etwas von eigenem Risiko, vom Nicht-Reitenkönnen. Das  brachte den Hans nur noch mehr auf die Palme. Er ging auf sie zu und es sah aus, als wollte er zuschlagen. Kurzerhand schmiss er die Männer raus. Sie sollten den Reitstall Hubertus nie wieder betreten.

 

Dann kam der Anruf aus dem Krankenhaus. Norbert informierte Hans und sagte, Alois habe das Schulterblatt gebrochen, eine Operation sei unumgänglich, und eine Gehirnerschütterung hatte er auch.

 

Alle waren erschüttert. Die Kinder am Jugendtisch waren so leise wie selten. Hans kam zu ihnen. Er brachte ihnen etwas zu trinken. „Man sollte sich ein fremdes Pferd immer erst vorreiten lassen, bevor man selbst aufsteigt. Auch wenn man noch so gut reiten kann, es ist gefährlich. Ihr habt es heute miterlebt. Das werdet ihr hoffentlich nie vergessen. Also, lasst Euch beim Probieren immer erst einmal vorreiten“, ermahnte er die Kinder und reichte jedem ein Getränk.

 

(Fortsetzung folgt…)

 


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