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Der Traum eines kleinen Mädchens...(133) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 27. Juni 2012 um 11:08

Das eigene Pony, ein bisschen näher...

 

Polly konnte sich in den letzten Monaten viel Geld für das Betreuen einer kleinen Reitschülerin verdienen. Es hatte Spaß daran, obwohl damit auch Verantwortung und Pflichterfüllung verbunden war. Aber diese Einnahmequelle ist leider versiegt. Der Vater der kleinen Cilly ist von seinem Arbeitgeber versetzt worden, und die Familie musste fortziehen, das Pony nahmen sie mit.

 

Zum Abschied erhielt Polly noch ein Abschiedsgeschenk, einen Umschlag mit einer netten Karte mit „Dankeschön“, dazu eine neue Zehnerkarte für den Reitunterricht. Außerdem durfte Polly so Kleinkram wie Putzzeug und Reitgerte sowie mehrere gebrauchte Führstricke in verschiedenen Farben behalten.

 

Spektakulär fand Polly diese Geschenke nicht. Aber sie vervollständigten wenigstens die Sammlung der Utensilien, die man zur Haltung eines Reitpferdes dringend benötigt. Jetzt fehle nur noch das eigene Pferd, fand Polly. Mit ihren zwölf Jahren und davon sechs Jahren Reit-Erfahrung war sie nach eigener Meinung  wirklich reif für ein eigenes Pferd. Blöd nur, dass ihr Vater das ganz und gar nicht verstand und das Thema immer wieder als erledigt abtat.

 

Fast täglich begann Polly die Diskussion am Esstisch ihrer Familie, ob man ein Pferd anschaffen sollte und warum denn nicht. Jeden Tag trug sie neue Argumente vor, von denen sie glaubte, sie müssten ihren Vater nun endlich überzeugen. Der aber blieb kalt.

 

Polly war gestern zu Ihrer Freundin Martine nach Hause eingeladen gewesen. Der Vater von Martine, der den heimlichen Spitznahmen „Herr Neureich“ hatte, verhalf  unbeabsichtigt Polly zu ein paar neuen Argumenten. Die wollte Polly nun heute nach der Schule am Mittagstisch dem Vater präsentieren.

 

Obwohl ihre Brüder wieder murrten und die Augen verdrehten, fing Polly mit dem Thema „eigenes Pferd“ erneut an. Auch die Mama stöhnte hörbar. Sie konnte und wollte es auch nicht mehr hören, dass ihre Tochter es für lebensnotwendig erachtete Eigentümerin eines Pferdes, oder wenigstens eines Ponys, zu sein. Sie versuchte daher das Thema auf Ereignisse zu lenken, die sie vormittags aus dem Radio vernommen hatte und interessant fand. Aber Polly insistierte und brachte die erwachsenen Argumente von Herrn Neureich vor.

 

Tatsächlich erweckten sie das Interesse ihrer Mutter, die ihre eigenen Themen fallen lies. Polly fand es gar nicht so einfach, die passenden Worte zu finden. Bei Herrn Neureich hatte alles so einleuchtend und einfach geklungen. Der Sinn seiner Argumente schien glasklar. Er hatte etwas von „pädagogisch wertvoll“ geredet. Er meinte damit, dass die Verantwortung für ein Pferd eine gute Schulung für den Umgang mit Mitmenschen sei. Polly fand es schwierig, ihrem Vater den richtigen Zusammenhang zu erklären, so wie sie es am Vortag verstanden hatte.

 

Nicht so elegant wie Herr Neureich, aber mit ihren eigenen Worten stellte sie den Zusammenhang vom gelerntem Umgang mit dem Lebewesen Pferd zum Lebewesen Mensch her. Sie krönte dieses Argument mit den an den Vater gerichteten Worten: „Wenn Du mir ein eigenes Pferd schenkst, lerne ich, mich um Dich zu kümmern, wenn Du mal alt bist. Dann bist Du sicherlich sehr froh, dass Du mir ein Pferd gekauft hast.“ Der völlig entgeisterte Blick  des Vaters überraschte sie. „Ja, wenn Du alt und pflegebedürftig im Rollstuhl sitzt, bist Du froh, wenn ich Dich durch die Gegend schiebe“, ergänzte sie. Falten bildeten sich auf Papas Stirn. Er schnitt sich ein großes Stück von seinem Schnitzel ab und schob es wortlos in seinen Mund. Er kaute ganz langsam.

 

Dann fiel ihr noch ein tolles Argument ein, das Herr Neureich angeführt hatte als Grund, warum er die Seinen mit eigenen Pferden versorgte. „Dann bleibe ich von der Straße weg und nehme keine Drogen“, sagte Polly eifrig. Wieder der Blick des Vaters, der nichts Gutes versprach. „Wieso Drogen? Welche Drogen? Was haben Drogen mit einem Pferd zu tun?“, fragte der völlig ahnungslos. „Du verstehst auch gar nichts“, warf Polly aufgebracht dem Vater vor und ganz entrüstet über sein  Unverständnis rief sie heftig „Wenn ich mich um mein Pferd kümmere, habe ich keine Zeit, Drogen zu nehmen.“ So, jetzt war es raus.

 

Die Mama schaute verdutzt und fing herzhaft an zu lachen. „Dann kannst Du ja auch stundenlang Geige spielen. Die kostet nicht so viel und man verstaut sie einfach in einem Koffer. Stallmiete, Futter entfallen“, meinte sie.

 

Polly fühlte sich missverstanden, keiner nahm sie ernst. Es war zum Verzweifeln. Von ihren Brüdern war keine Hilfe zu erwarten. Polly startete einen letzten Versuch.  Worte sprudelten  nur so aus ihr heraus: „Die Zeit, die ich im Reitstall verbringe, hänge ich nicht mit irgendwelchen suspekten Kumpels auf der Parkbank ab. Kein Komasaufen für mich! Ich habe etwas Sinnvolles zu tun, ich betreibe nämlich Sport. Mir fehlt dann die Zeit, mich mit zweifelhaften Typen in irgendwelchen Spelunken zu treffen und mir den Kopf mit Alkohol voll zu schütten.  In meinem  Reitstall lerne ich nicht einmal solche Leute erst kennen. Wenn ich mich um mein Pferd kümmern muss,  hänge ich also nicht einfach so auf der Straße herum. Das müsst ihr doch einsehen, oder? Versteht Ihr jetzt?“

 

Erwartungsvoll schaute sie von Mama zu Papa und von Papa zu Mama, die aufgehört hatte zu lachen und ihre Tochter mit großen Augen anschaute.

 

„Willst Du uns erpressen?“ fragte der Vater. Polly stöhnte auf. „Willst Du uns weismachen, dass Du als Alternative zum Reitsport die Parkbank und den Drogenkonsum in Betracht ziehst?“ Er runzelte drohend die Stirn, als er auf Pollys Antwort wartete.

 

So hatte sie es doch gar nicht gemeint. Der versteht doch gar nichts, dachte sie. Der will nichts verstehen! Das wurde ihr nun klar. Unter den wartenden Augen ihres Vaters gab sie auf. Das Argument, was ihr zu einem eigenen Pferd verhelfen würde, gab es nicht.

 

Gerade, als sie einlenken wollte, vernahm sie die Worte: „Da ist was dran.“ Es war Mama, die das sagte. Da war sogar Papa baff. Er zuckte regelrecht zusammen und brachte nicht einmal mehr die Gabel mit den Spaghettis bis zum bereits geöffneten Mund.

 

„Du musst zugeben, dass Sport und Drogen sich tatsächlich nicht miteinander vertragen. Es gibt keine erfolgreichen Sportler, die Drogen abhängig sind“, sagte ihm die Mama. Plötzlich waren sogar Pollys Brüder interessiert. „Auch keine Handballspieler?“ fragte Andy.

 

Bei Polly keimte ein winziges Pflänzchen Hoffnung. „Jetzt hast Du verstanden, was ich meine. Deswegen pädagogisch wertvoll! Ihr müsst mir ein Pferd kaufen, oder wenigstens ein Pony. Dann werde ich Olympiasiegerin und nicht Junkie!“, ereiferte sich Polly lebhaft.

 

Auch wenn Papa nur wortlos den Kopf schüttelte und den letzten Happen in den Mund schob, Polly war durch greifende Argumente vielleicht ihrem Traum vom eigenen Pferd ein gutes Stück näher gekommen. Dank Herrn Neureich, der auf diesem Weg hoffte, seine Kinder unter Kontrolle zu halten. Sie würde an dem Thema dranbleiben. Eines Tages…

 

(Fortsetzung folgt…)

 


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