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Der Traum eines kleinen Mädchens...(134) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 04. Juli 2012 um 09:10

 

Skandal im Reitstall...

 

Polly hatte Vorbilder, denen sie beim Reiten nacheiferte. Zu ihren Idolen gehörten die Reitergrößen, die man aus dem Fernsehen kannte: Isabell Werth und Ludger Beerbaum zum Beispiel. Aber auch große Reiter, deren Namen und die Namen ihrer Pferde sie aus Ergebnis-Listen der Zeitungen entnehmen konnte. Nur weil Reiten so wenig im Fernsehen übertragen wurde, kannte Polly nicht arg viele international erfolgreiche Reiter, und von manchen wusste sie daher nicht, wie sie aussahen und welche Farbe ihre Pferde hatten.

 

Natürlich kannte Polly den berühmten Dressurhengst Totilas, der früher unter seinem holländischen Reiter Edward Gal alle erreichbaren Preise und Titel gewonnen hatte. Seit Totilas von Matthias Alexander Rath, einem deutschen Dressurreiter, vorgestellt wurde, hörte Polly nicht mehr ganz so viel von dem bezauberndem Rappen. Dennoch wünschte sich Polly, dass sie auch einmal so berühmt werden würde mit einem eigenen Pferd - wie diese beiden.

 

Dann gab es für Polly noch weitere Vorbilder, denen sie jeden Tag in ihrem Reitstall begegnete. Die gingen dort ein und aus und  hatten in hier ihre Pferde stehen. Polly konnte sie anfassen, die Hand geben, und mit ihnen reden. Diese Vorbilder gehörten zu ihrem wirklichen Leben, weil sie für Polly real und nicht nur Bestandteile ihrer kühnen Träume waren.

 

Bei den Vorbildern aus ihrem Reitstall machte Polly aber Unterschiede. Die richteten sich nicht unbedingt nach Erfolgen auf  Reitturnieren, sondern sie hingen auch von Sympathie und anderen Dingen ab. Natürlich standen da an erster Stelle Aggi und Gudrun, die beide auf Turnieren erfolgreich waren. Beide pflegten ihre Pferde Marko und Burgos sehr gut. Aggi war außerdem besonders nett, auch zu den Kindern und jüngeren Reitkollegen.

 

Dann gab es noch im Stall einen Mann, Lutz, der ein eigenes Sportgeschäft in der Stadt besaß. Der war ein ganz Wilder als Springreiter. Einer, der immer auf Attacke ritt. Zu dessen Clique gehörten auch die Gebrüder Hans und Bernd Lichtenhügel sowie deren Cousins Norbert und Alois, der sich erst von einem bösen Sturz erholen musste. Diese jungen Männer fielen Polly besonders wegen ihres couragierten Springreitens auf. Ob sie Vorbilder waren, wusste sie aber nicht so genau. Jedenfalls konnten sie aber gut reiten.

 

Annette gehörte zu Pollys Vorbildern, weil sie fast jeden und jeden Tag extra von einem Bauernhof über Feldwege und die Straße angeritten kam, um die Reithalle zu benutzen und regelmäßig am Turniertraining teilzunehmen. Diesen Aufwand fand Polly doch beachtlich. Ihr wäre das zu lästig. Sie würde ihr Pferd ganz einfach im Reitstall unterstellen. Wenn sie nur schon ein eigenes Pferd hätte…

 

Nicht unbedingt zu den Vorbildern zählten die Reiter, die schon eigene Pferde hatten. Aber diese beneidete Polly schon irgendwie, weil sie am richtigen Training teilnehmen durften, während Polly meistens noch in Schulstunden mit reiten musste. Zu diesem Personenkreis gehörten Brigitta und Martine, Pollys Freundin, die reiterlich allerdings keineswegs ein Vorbild für Polly war. Ebenso gehörte ein junges Mädchen, Manuela, dazu, die meistens den Schimmel ihrer überaus reichen Mutter reiten durfte. Der Schimmel hieß Imanuel und hatte ein rosa Maul. Polly fand ihn alles andere als schön. Aber Manuela durfte auf ihm am Turniertraining teilnehmen, und das war schon beneidenswert.

 

Manuela war erst sechzehn Jahre alt. Aber sie gehörte nicht zu Pollys Clique. Zu den Großen im Reitstall Hubertus gehörte sie aber auch irgendwie nicht. Obwohl sie immer sehr nett und vor allem  sehr höflich zu allen war, gesellte sie sich bei Grüppchenbildungen zu niemanden. Vielleicht lag es auch daran, dass ihre Eltern komisch erschienen. Den Vater von Manuela, der die sehr reiche Mutter geheiratet hatte, mochte Polly überhaupt nicht. Die Mutter war zuckersüß, erschien aber äußerst selten im Stall. Wenn sie kam, dann ging sie zu ihrem Schimmel und machte in höchst schrillen Tönen viel Gedöns um das Tier und verschwand dann wieder auf längere Zeit. Manuela konnte mit dem Pferd machen, was sie wollte. Und das tat sie auch.

 

Polly beäugte Manuela immer ein bisschen. Manuela hatte zwar regelmäßig an den Trainerstunden von Herrn Weber teilgenommen, aber es schien ihr gar nicht so wichtig zu sein, ob sie nun gut ritt und Imanuel gut lief oder nicht. Manuela ließ sich nie darüber aus, ob sie Ambitionen als Turnierreiterin hatte. Polly konnte das nicht verstehen. Sie selbst würde alles dafür geben, als gute Reiterin anerkannt zu werden.

 

Eines Tages war Polly aufgefallen, dass Manuela immer öfter eines der Kinder auf Imanuel reiten ließ. Es war nicht ein bestimmtes Kind, sondern Manuela suchte sich willkürlich eines aus und half ihm dann sogar, ihr Pferd zum Reiten fertig zu machen. Sie selber allerdings ritt immer seltener. Wenn Polly es recht bedachte, hatte sie Manuela schon seit Wochen nicht  mehr reiten sehen. Warum allerdings Manuela nicht sie, Polly, einmal fragte, Imanuel zu reiten, verstand Polly auch nicht. Sie würde es jedenfalls sofort tun.

 

Vergangene Woche, am Freitag-Nachmittag, allerdings geschah etwas Merkwürdiges. Erst putzte Manuela stundenlang an Imanuel herum, dann sattelte sie den Wallach und setzte sich erstaunlicherweise  selber drauf. Aber sie ritt nicht in der Halle, sondern ging nur über den Platz spazieren. Sie trainierte nicht. Kurz, nachdem Manuela nach draußen geritten war, kam ihre Mutter angefahren. Sie war ganz entzücktdarüber, wie schön ihr Schimmel glänzte und wie hübsch ihre sechszehnjährige Tochter darauf aussah.

 

Polly verdrehte die Augen und wandte sich ab. So viel blödes Spektakel ging ihr auf den Zeiger. Später sah sie die Mutter noch Möhren vor Imanuels Box legen, dann war die wieder verschwunden. Wahrscheinlich für Wochen. Keiner ahnte, wie falsch Polly mit ihrer Vermutung lag.

 

Polly mochte Manuela auf eine bestimmte Weise. Aber so ein klitze- kleiner Neid wegen des eigenen Pferdes blieb schon. Außerdem war Polly aufgefallen, dass, wenn Manuela bei ihrer Clique stand, das meistens mit Anton zusammenhing.

 

Letztes Jahr war Anton eine Zeitlang immer Polly hinterhergelaufen und in den Stall gefolgt. Das hatte aber bei Polly allenfalls seltsame, nicht gerade positive, Gefühle ausgelöst. Doch seitdem Manuela eingezogen war, wurde das immer seltener. Zuerst fiel das Polly gar nicht auf. Pollys Freunde hatte das ganze sowieso nicht mitbekommen. Nur Martine hatte Polly davon erzählt. Jetzt sah man Anton häufig bei Manuela stehen. Angeblich hatte Manuela sogar mit Anton einmal Hausaufgaben gemacht. Aber Polly hielt das für ein Gerücht.

 

Martine war es auch, der Polly ihre Beobachtungen von Manuelas Trainingsmethoden erzählte. „Vielleicht hat die einfach keine Lust. Ich würde auch öfter lieber weniger reiten. Aber mein Vater… Du weißt schon…“, sagte Martine wehmütig. Sie wollte eigentlich gar nicht reiten. Immer wurde ihr die jüngere Schwester Brigitta vor Augen gehalten, die eisern versuchte, eine gute Reiterin zu werden. Polly wusste von Martines Dilemma. Vielleicht hatte ihre Freundin Recht. Polly jedenfalls würde ihr eigenes Pferd jeden Tag selber reiten.

 

Als Polly am Dienstag in den Reitstall kam, fiel ihr gleich auf, dass überall Grüppchen zusammenstanden und die Köpfe zusammensteckten. Es musste was passiert sein. Polly war am Tag zuvor nicht im Stall gewesen wegen Zahnarzt. Von einem Skandal hatte sie noch nichts gehört. Erst als Aggi auf sie zukam, erfuhr sie die große Neuigkeit. Montagnachmittag hatte Manuela ein Baby entbunden!

 

Polly blieb der Mund offenstehen. Sechzehn Jahre erst und ein Baby! Polly konnte es nicht fassen. Da fing Aggi an zu grinsen. „Und das …im Zeitalter der Pille“, sagte sie gewohnt fröhlich zu Polly, die aus dem Staunen nicht mehr heraus kam.

 

„Wer ist der Vater?“ fragte Polly sofort. „Das ist noch das allerbeste“, sagte Aggi und teilte ihr mit: „Euer Freund Anton und das mit vierzehn.“ Jetzt verlor Polly völlig die Fassung und fing auch an zu lachen. „Das kann doch nicht sein!“ sagte sie und gluckste. Dann kamen schon ihre Freunde auf sie zugelaufen.

 

Die gaben die Kommentare der Erwachsenen wieder. Wie konnte das geschehen, ohne dass jemand etwas bemerkt hatte? Die Eltern von Manuela? Gestern Abend noch rief Manuelas Mutter im Reitstall an und teilte dem Reitlehrer die überraschende Geburt mit. Manuelas Familie sei aus allen Wolken gefallen. Zuerst hätte Manuela sogar behauptet, selber von der Schwangerschaft nichts gewusst zu haben. Jedenfalls gesehen hatte keiner etwas, Manuelas Bauch war wie immer. Keine Schwangerschaft zu erkennen gewesen!

 

Da war Polly aber ganz anderer Meinung. Ihr war lange schon aufgefallen, dass Manuela, die sich sonst immer sehr modisch gekleidet hatte, im Schlabberlook erschien. Polly hatte sich schon darüber sehr gewundert, weil es nicht zu dem Modepüppchen passte. Dazu kam, dass Manuela in letzter Zeit gar nicht mehr geritten hatte. Jetzt ergab alles für Polly einen Sinn. Sie hatte also doch Recht gehabt mit ihren Beobachtungen. Martine stimmte ihr nun zu.

 

Pollys Clique stand bei den Fahrrädern vor dem Stall zusammen und alle zerfetzten sich die Mäuler über Manuelas Mutterschaft. Da bog Anton in die Auffahrt zum Reitstall ein. Alle sahen ihn erwartungsvoll an. Ob wohl Anton schon wusste, dass er Vater geworden war?

 

(Fortsetzung folgt…)

 


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